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„Firmen wollen Geld verdienen“: Tum-Professor schaut, wie barrierefrei Apps sind

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Blinde brauchen spezielle Programme, um mit Smartphones zurechtzukommen. Deren Belange müssen stärker berücksichtigt werden, damit befasst sich Chunyang Chen vom Campus Heilbronn der Technischen Universität München.

Chunyang Chen vom Campus Heilbronn der Technischen Universität München hat eine KI-gestützte Software Hint Droid mitentwickelt. Er schaut, wie gut Assistenztexte für sehbehinderte Menschen sind.
Chunyang Chen vom Campus Heilbronn der Technischen Universität München hat eine KI-gestützte Software Hint Droid mitentwickelt. Er schaut, wie gut Assistenztexte für sehbehinderte Menschen sind.  Foto: Gajer, Simon

Smartphones erleichtern den Alltag. Damit Blinde die entsprechenden Apps allerdings bedienen können, brauchen sie spezielle Hilfsprogramme. Software berücksichtigt allerdings oft nur unzureichend jene Nutzer, die nicht mehr gut sehen können. Mit diesem Problem befasst sich Chunyang Chen, am Campus Heilbronn der Technischen Universität München (Tum) als Professor im Bereich Software Engineering & AI tätig. 

Mal bekommen Blinde keine Hilfe, wozu ein Knopf auf dem Bildschirm überhaupt gut ist. Dass sie einen Daumen-hoch drücken können, wird ihnen ebenfalls manchmal nicht verraten. Wie lange Passwörter sein müssen, auch dazu fehlen häufig Informationen.

Software-Entwickler haben blinde Nutzer nicht auf dem Schirm: Für Firmen sind sie eine kleine Zielgruppe

Der Tum-Professor sagt: Viele Entwickler hätten eine Zielgruppe an Nutzern nicht auf dem Schirm – Menschen, die nicht mehr gut sehen können. Es seien eben nur wenig Kunden, so Chunyang Chen. „Und die Firmen wollen Geld verdienen.“

Chunyang Chen ist durch Zufall darauf gestoßen, dass Sehbehinderte die Apps anders nutzen als Menschen, die alles erkennen können. „Ich war schockiert“, sagt er – positiv meint er es. Dass es spezielle Programme geben muss, das hatte der Professor nicht bedacht. Seither ist das für ihn ein Thema.

In den vergangenen Jahren ist die Barrierefreiheit von Apps besser geworden

Chunyang Chen befasste sich intensiver damit und schaute sogar danach, wie viele spezielle Entwickler bei den großen Tech-Firmen wie Google oder Apple damit beauftragt sind. Die Barrierefreiheit sei in den zurückliegenden Jahren besser geworden, so der Tum-Professor. Perfekt sei sie aber noch lange nicht.

Der Wissenschaftler geht auf Entwickler zu, um sie auf fehlende Hinweise bei ihren Handy-Programmen aufmerksam zu machen. Manche reagieren auf entsprechende Anfragen. „Von den meisten bekomme ich aber keine Antwort“, gibt er zu.

Sehbehinderte und Programmierer: Zwei Gruppen mit großen Unterschieden

Der Tum-Professor bedauert es zwar, dass die Barrierefreiheit längst nicht überall gegeben ist. Er blickt zugleich aber auf die zwei Gruppen, die mit Apps zu tun haben: auf der einen die sehbehinderten Nutzer, auf der anderen die Entwickler. Die hätten meist keine Behinderung, seien gebildet, männlich. „Das ist schon ein Unterschied“, sagt er.

Der Wissenschaftler hat mittlerweile sogar die Software Hint-Droid entwickelt, die neue Programme auf Barrierefreiheit prüfen und bei Problemen schon entsprechende Lösungen vorschlagen kann. Sie steht kostenlos zur Verfügung. „Ich kann nicht alles verändern“, sagt Chunyang Chen. „Ich kann aber Werkzeuge zur Verfügung stellen.“




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