Nach Fasching ist Fasten angesagt: Was Passanten in Heilbronn davon halten
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Erst Fastnacht, dann Fasten: So halten es ab Aschermittwoch bis Ostern zumindest Gläubige. Aber wie sieht es bei Passanten in der Heilbronner Innenstadt aus?
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Alles hat zwei Seiten, auch der Aschermittwoch. Einerseits markiert er das Ende der Fastnacht, gleichzeitig aber auch den Beginn der Fastenzeit. Lachende und weinende Augen wird es an diesem Tag deshalb vielerorts geben, auch in Heilbronn. Vor dem Ratskeller stehen um 11.11 Uhr lauter Personen mit schwarzen Kleidern am Leib: die Carneval-Gesellschaft Heilbronn.
Etwas weiter strömen zur Mittagszeit viele Menschen mit schwarzen Kreuzen auf der Stirn aus dem Deutschordensmünster: Nicht nur dort, in vielen katholischen Kirchen lassen sich zum Beginn der Fastenzeit Gläubige Asche aufs Haupt streuen, während Narren von Gundelsheim über Rappenau, Wimpfen und Jagstfeld bis Binswangen und Heilbronn bei Hering oder gar bei offenem Feuer den Fasching hinter sich lassen. Beide gehören bekanntlich zusammen. Zumindest für Gläubige. Ausgiebig gefeiert haben viele, bliebe die Frage, wie sie es mit der Fastenzeit halten.
Mit Fastnacht haben viele Passanten in Heilbronn mehr am Hut als mit der Fastenzeit
Eine kleine Straßenumfrage in der Heilbronner Fußgängerzone zeigt, dass viele Zeitgenossen eher mit Fasching etwas am Hut haben, aber weniger mit dem Fasten. Doch im Umfeld von Kirchen, Pfarrämtern, aber auch an der Volkshochschule und vor einer Bäckerei stieß die Stimme tatsächlich auf Menschen, die sich ab sofort bis Ostern im Verzicht üben wollen, aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen, aber auch, „weil das den Blick fürs Wesentliche schärfen kann“, wie etwa Christian Braun meint, der sich am Mittwoch noch „einen letzten Berliner“ gegönnt hat.
Christian Braun beteuert: „Süßes ist für mich ab sofort tabu“, um augenzwinkernd einzuräumen, „mit Bier und Wein würde mir das kaum gelingen“. Zwei andere Hintertürchen lässt sich ein 62-jähriger Mann offen, der gerade aus dem Deutschordensmünster kommt. „Ab 60 ist man bei uns vom Fastengebot befreit“, weiß der bekennende Katholik. Seinen Namen will er lieber nicht nennen. „Außerdem zählen die Sonntage sowieso nicht“, sonst käme man bis Ostern nämlich nicht wie in der Bibel nur auf 40, sondern auf 46 Fastentage.
Etwas genauer nimmt es eine ältere Frau, die um die Mittagszeit in der Marienkapelle des Münsters ein Kerzchen aufstellt. „Für mich ist diese Zeit wichtig, weil ich mich auf Ostern vorbereiten will, das Fest der Freude und des Lebens.“
Fasten hat in vielen Kulturen religiöse Wurzeln
Fasten ist kein neuzeitliches Phänomen und hat nicht nur gesundheitliche Aspekte. In fast allen Kulturen und Religionen finden sich Fastenpraktiken: als Ausdruck der Trauer, Sühne, Buße, vor allem aber, um sich auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten. Für Christen ist das Vorbild Jesu entscheidend, der laut Bibel 40 Tage in die Wüste ging und kaum etwas aß, bevor er erstmals öffentlich in Erscheinung trat. So ist die 40-tägige Fastenzeit für Gläubige in erster Linie die Zeit der Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung, an dem sie den Sieg des Lebens über Not und Tod feiern, den Sieg des Friedens über den Krieg.
Fasten in Heilbronn: „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“ heißt es in der Kirche
Susanne Bertram kommt gerade aus dem „Eine-Welt-Laden“ im Kilianshaus, antwortet auf die Fastenfrage spontan mit „Sieben Wochen ohne“ und ergänzt „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“. Unter diesem Motto motiviert die Evangelische Kirche in „atemlosen Zeiten“ zum bewussten Durchatmen und Luftholen. Zum Beispiel mit „Fenster auf“, so der Tipp zum Auftakt.
In der zweiten Woche heißt es „Seufzen“, danach „Singen“, „Frischer Wind“, „Dicke Luft“, „Ruhe finden“ und „Osterwunderluft“.
Volkshochschule Unterland bietet einen Kurs zum „Scheinfasten“
Indessen hat Anneliese Helbig von einem Volkshochschulkurs gehört, der sich „Scheinfasten“ nennt. Ihr Handy weiß es genauer. „Schauen Sie her“, sagt die 41-Jährige und liest laut vor: „Beim Scheinfasten muss nicht auf Nahrung verzichtet werden. Durch die geschickte Auswahl der Lebensmittel setzen Sie Ihren Körper in einen sanften Fastenmodus und dürfen trotzdem leckere Gerichte genießen. Regeneration und Fettabbau können angeregt werden, und Sie können sich fitter und leistungsfähiger fühlen.“ Warum nicht?
Genug gefastet: Warum es ein Wein-Genießer beim „Dry January“ belässt
„Mal so, mal so“, hat sich nach eigenen Angaben Stefan Eberhardt gefühlt, als er es dieses Jahr erstmals mit dem sogenannten „Dry January“ probierte, also einer neuzeitlichen Kampagne, die zum Jahresauftakt einen „trockenen“ Monat ohne Alkohol propagiert. „Ich habe meine Fastenzeit also schon hinter mir und mein Soll erfüllt“, beteuert der Weinzahn. Im Übrigen hätten die Wengerter derzeit schon „genug unter rückläufigen Verkaufszahlen zu leiden, man sollte denen das Leben nicht noch schwerer machen, als es eh schon ist“.
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