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Angehende Erzieherinnen
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50 Jahre nach Ausbildungsbeginn: Zeit in Eppingen hatte etwas von Studentenleben

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Die Fachschule für Sozialpädagogik in Heilbronn-Böckingen war nicht fertig, also mussten knapp 25 angehende Erzieherinnen woanders unterkommen. 

Treffen sich 50 Jahre nach Abschluss ihrer Erzieherausbildung in Eppingen und Heilbronn-Böckingen in Schwäbisch Hall.
Treffen sich 50 Jahre nach Abschluss ihrer Erzieherausbildung in Eppingen und Heilbronn-Böckingen in Schwäbisch Hall.  Foto: privat

Hedwig Wolf wollte in den 70er Jahren Erzieherin werden. Sie bewarb sich bei den großen Institutionen im Land, überall erhielt sie eine Absage. In Heilbronn-Böckingen, so erinnert sie sich, sollte eine neue Fachschule für Sozialpädagogik aufgebaut werden. Also bewarb sie sich auch da, erhielt die ersehnte Zusage – doch kurz vor Ausbildungsbeginn kam die große Überraschung.

Der erste Jahrgang der Fachschule in Böckingen ist in Kontakt geblieben. Zum 50-Jährigen sollte es ein großes Treffen werden. Alle Namen, die man noch hatte, seien eingeladen worden, erzählt Hedwig Wolf. In Schwäbisch Hall traf sich die Gruppe, auch um über Zeit zu sprechen.

Von der Schwäbischen Alb nach Eppingen: Angehende Erzieherinnen kommen in Landwirtschaftsschule unter

Hedwig Wolf stammt von der Schwäbischen Alb, schon die Bahnfahrt nach Heilbronn ging in den 70ern nur mit mehrmaligem Umsteigen. Doch nicht etwa Böckingen war das Ziel der angehenden Erzieherin. Weil das Schulgebäude nicht fertig war, ging es für sie weiter nach Eppingen, wo die angehenden Erzieherinnen Unterschlupf bekamen in der damaligen Landwirtschaftsschule.

Eppingen? Mit der Stadt konnte Hedwig Wolf damals nichts anfangen, zumal eben für sie noch mehr hinzukommen sollte. Sie brauchte auch eine Unterkunft. Wer nicht heimfahren konnte, erzählt sie, wohnte in der Stadt.

Mühlbacherin holt Mitschülerinnen mit dem Käfer ab

Hedwig Wolf teilte sich die Unterkunft mit einer Mitschülerin. Eine Zeitlang mussten sie durch Eppingen zur Schule laufen, schließlich nahm eine Mitschülerin aus dem Eppinger Teilort Mühlbach die beiden immer mit. Die Mühlbacherin hatte einen Führerschein und fuhr einen Käfer.

„Wir sind unheimlich stolz auf unsere Ausbildung“, erinnert sich Hedwig Wolf. Weil die Fachschule neu aufgebaut werden sollte, fehlten Lehrer. „Die Dozenten kamen aus der Praxis.“ Das sei letztlich besser gewesen, von einem Glücksfall spricht sie. „Wir sind sehr gute Methodiker geworden.“

Landwirtschaftsschüler werfen Kartoffeln an die Fenster der angehenden Erzieherinnen

Beim Treffen in Schwäbisch Hall erinnert sich die Gruppe selbst fünf Jahrzehnte später an außergewöhnliche Momente: Zum Abschluss der Ausbildungszeit ging es nach Paris. Als die Gebäude in Böckingen fertig waren, mussten sie beim Umziehen helfen. „Das war eine große Herausforderung an uns Schülerinnen.“

Zudem gab es Geschichten mit Landwirtschaftsschülern. „Natürlich flogen auch Kartoffeln an die Fenster von uns Mädchen“, berichtet Hedwig Wolf und schmunzelt. Schule und Wohnen in Eppingen:  „Es hatte etwas von einem kleinen Studentenleben“, sagt sie.

Als Schülerin hatte Hedwig Wolf wöchentliche Praxistage im Stadtteil Adelshofen. Eppingen behält sie in guter Erinnerung. „Es ist ein schönes Städtchen.“


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