Drogenhandel am Heilbronner Marktplatz: "Beobachte diese Dealer schon seit Wochen"
Rund um den Marktplatz in Heilbronn machen sich Drogendealer breit. Für viele Bürger gut zu beobachten, geben sie Betäubungsmittel an Konsumenten weiter. Augenzeugen berichten.
Die Lage am Heilbronner Marktplatz ist besorgniserregend. Dort hat sich ein Drogenhandel etabliert. Das Polizeipräsidium bestätigt, dass die registrierten Straftaten zunehmen. Es führt den Anstieg auf intensive Kontrollen zurück. Wo mehr kontrolliert wird, gehen der Polizei mehr Täter ins Netz. Bürger dagegen haben den Eindruck, die Polizei gehe zu lasch gegen die kriminellen Geschäftemacher auf der Straße vor.
Eine Augenzeugin berichtet: Ein junger Mann öffnet in einer Gasse beim Marktplatz eine Mülltonne. Er habe eine weiße Plastiktüte herausgenommen und aus der Plastiktüte ein Tablettenblister. Die Tüte habe er zurück in die Mülltonne gestopft. Die kleine Verpackung mit Kapseln habe er im Vorbeigehen einem anderen übergeben. Der Deal ist gelaufen. Die Polizei bestätigt den Vorfall. Sie ermittelt.
Heilbronner Marktplatz: Passanten und Bürger berichten von Drogendeals
"Ich beobachte diese Dealer schon seit Wochen, wenn ich dort auf den Bus warte“, sagt Christian Kühnle, pensionierter Polizeibeamter. Neulich habe er in der Mosergasse eine fünf- bis achtköpfige Personengruppe gesehen – seiner Einschätzung nach Westasiaten und Schwarzafrikaner. Drogen in Heroinplomben seien gehandelt worden. Mitarbeiter der von der Stadt beauftragten Security-Firma hätten sich zuvor freundlich mit der Gruppe unterhalten. Zwei Mal sei eine Polizeistreife vorbeigefahren. Die Beamten wären nicht eingeschritten. „Das stinkt mir.“
Ein Geschäftsmann, der ungenannt bleiben möchte, erzählt, wie Geld und Stoff zwischen einzelnen Personen hin- und herwechseln. „Das ist so offensichtlich.“ Die Polizei müsse in Zivil kommen und kontrollieren.
Polizei lässt Vorwürfe nicht gelten – Nachfrage an Betäubungsmitteln vorhanden
Der Polizei seien die Sachverhalte bekannt und sie gehe konsequent dagegen vor, teilt Pressesprecherin Annika Schulz vom Präsidium in einer E-Mail mit. Ihr zufolge sollen polizeiliche Maßnahmen die Verfestigung der einschlägigen Szenen verhindern und eine gewisse Verdrängung erreichen. Gleichzeitig sollen sie das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verbessern.
Die Zahl aller Straftaten im Umfeld von Marktplatz und Kilianskirche gehen nach Angaben der Polizei im vergangenen Jahr zurück. Dieses Jahr bewegten sich die Zahlen auf dem Niveau des Vorjahres. Rauschgiftdelikte allerdings haben 2023 deutlich zugenommen. Tendenz dieses Jahr: leicht steigend.
Gestiegene Zahlen verdeutlichen, wie aktiv die Polizei kontrolliert
Eine Handvoll junger Männer hält sich ständig auf der Straßenseite mit Döner-Laden, Bäckereishop und Kilianskirche auf. Für wenige Minuten ziehen sie sich immer wieder in die Seitenstraßen zurück. Im Zuge von Kontrollen stelle die Polizei im Einzelfall einen „Kleinhandel mit Betäubungsmitteln“ fest, sagt Schulz. Die stark gestiegenen Fallzahlen verdeutlichten, dass die Polizei eben nicht nur vorbeifahre, sondern äußerst aktiv tätig sei. Gleichwohl sei festzustellen, dass die Nachfrage nach Betäubungsmitteln ungebrochen vorhanden ist.
Kriminalstatistik der Polizei
Das Polizeipräsidium erfasste in der Umgebung von Marktplatz und Kilianskirche 269 Straftaten im Jahr 2023 – bis hin zum Ladendiebstahl. 97 Tatverdächtige besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft, 17 die syrische und zwölf die algerische. Die Zahl der Rauschgiftdelikte gibt die Polizei mit neun im Jahr 2022 an. Ein Jahr später waren es 29; hier nennt die Polizei die Nationalitäten der Täter nicht. 2024 erfasste die Polizei beim Marktplatz 19 Körperverletzungen, wobei ein Täter berauscht war. In zwei Fällen soll eine Verbindung zur Dealer-Szene bestehen.