Im Laufsport werden fünf Laufzonen unterschieden, die anhand der eigenen Herzfrequenz (HF) bestimmt werden. Hierfür ist es notwendig, die eigene maximale Herzfrequenz (HFmax) kennen. Je höher die HF, desto höher ist die jeweilige Zone, in der man sich befindet und desto anstrengender ist das Training. Das heißt: In Zone eins läuft man beispielsweise mit 50 bis 60 Prozent der HFmax, das entspricht sehr langsamen Laufen oder Walken. In Zone zwei läuft man mit circa 60-70 Prozent der HFmax. Das Tempo fühlt sich "zu langsam" an, man kann durch die Nase atmen und sich locker unterhalten. In Zone fünf läuft man mit 90 bis 100 Prozent der HFmax, diese Intensität kann nur wenige Sekunden bis maximal zehn Minuten aufrechterhalten werden.
Digitale Laufplattform: Revolutionieren VR-Brillen den Laufsport?
VR-Brillen haben sich bisher nicht durchgesetzt. Auf dem Bildungscampus Heilbronn stellen Experten bei der Digitalen Laufplattform ein neues Modell vor. Worin liegen Potenzial und konkreter Nutzen?

Schlafqualität, Herzfrequenz, Erholungsstatus, Trainingsintensität - Fitnessuhren und Smartwatches können bereits eine Vielzahl von Parametern messen, Daten zu analysieren beschränkt sich nicht mehr nur auf den Spitzensport. Auch viele Hobbysportler behalten ihre körpereigenen Daten mithilfe einer Uhr im Blick.
Digitale Laufplattform: Präsentation des XR-Laufdemonstrators
Sport und Bewegung gelten als effektive Mittel, um verschiedenen Erkrankungen vorzubeugen. Wie die dabei gemessenen Daten eingesetzt werden können, um Krankheiten besser vorzubeugen, war unter anderem Thema der Digitalen Laufplattform, die am Dienstagabend auf dem Bildungscampus in Heilbronn stattfand. Im Fokus war hierbei die Präsentation des XR-Laufdemonstrators, eine Virtual-Reality (VR)-Brille, die in der Lage sein soll, noch mehr Daten zu erfassen.
Ausgerichtet wurde die Digitale Laufplattform vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn (HHN). Initiator des Projekts ist Jürgen Mennel, Sporttherapeut und Läufer aus Heilbronn. "Ich war danach auch nicht klüger als davor und habe mich gefragt, was hat er vor?", sagt Professor Oliver Lenzen, Direktor der HHN über sein erstes Gespräch mit Jürgen Mennel. Doch unter anderem aufgrund des interdisziplinären Gedanken, also der Verbindung von Technologie und Bewegung, ließ er sich darauf ein.
Durch die VR-Brille: Herz, Leber, Lunge in 3D-Format
Alexandros Giannakidis vom Fraunhofer IAO leitet das Projekt des XR-Laufdemonstrators und ist vom Potenzial von VR-Brillen für das personalisierte Training überzeugt. "Auch, wenn der Hype um VR-Brillen vor circa zwei Jahren nachgelassen hat und es nicht in der Gesellschaft ankam, wie man dachte." Sein Ziel ist es, körpereigene Prozesse und Organe besser zu verstehen und sie zu visualisieren. Wie diese Visualisierung genau aussehen soll, führt er den Zuschauern vor, indem er die VR-Brille selbst aufsetzt.
Dabei sieht das Publikum auf einer Leinwand, was Giannakidis durch die Brille sieht: Eine Art "Werkbank", auf der nebeneinander verschiedene Organe wie Herz, Leber und Lunge in 3D-Format zu sehen sind. Diese Werkbank ist durch die Brille im realen Raum zu sehen und macht so das Prinzip von Virtual Reality deutlich: Die Verbindung von virtuellen Objekten mit einem realen Raum. Hierbei kann man in Echtzeit sehen, wie das Herz schlägt oder wie die eigene Körpertemperatur ist. Die Messung erfolgt über verschiedene Sensoren, die zusätzlich getragen werden müssen.
Als Zuschauer ist es teils schwierig, der Demonstration zu folgen, denn zwischenzeitlich stürzt das System immer wieder ab und es ist nicht eindeutig, was genau das Ziel der Vorführung ist - außer, dass man Organe in 3D-Format durch die Brille sehen kann.
Spannend vor allem für Experten
Für die Demonstration der VR-Brille auf dem Laufband ist Leon Maier zuständig. Eigentlich ist Judo seine Sportart, doch für diesen Abend steht er als Läufer zur Verfügung. Die Brille warnt Leon Maier beispielsweise, wenn seine Haltung auf dem Laufband schlecht ist, grünes Licht gibt sie, wenn er wieder in aufrechter Haltung ist. Wieder sieht man als Zuschauer auf der Leinwand, was Leon Maier durch die Brille sieht. Das ist unter anderem ein riesiges 3D-Herz, was neben dem Laufband schlägt. Anhand der live-gemessenen Herzfrequenz könne man die Intensität des Trainings, die sogenannten Laufzonen, ermitteln, erklärt Alexandros Giannakidis. Für diese Messung ist die Brille allerdings eigentlich nicht notwendig: Das können Lauf- und Fitnessuhren schon seit vielen Jahren.
Ebenfalls durch die Brille visualisierbar ist die Sauerstoffsättigung im Blut: Neben Leon Maier sind nun (virtuelle) riesige Arterien zu sehen, durch die rote und weiße Blutkörperchen schießen. Je mehr rote Blutkörperchen, desto besser ist die Sauerstoffversorgung.
Für datenvernarrte Läufer oder Experten kann es spannend sein, diese Prozesse und Organe live vor sich zu sehen - doch für den Laien bleibt der direkte Nutzen fraglich. Auch das genaue Ziel des Projekts und wie der XR-Laufdemonstrator konkret angewendet werden soll, um Krankheiten beim Patienten vorzubeugen, wird nicht beantwortet. Denn der entscheidende Punkt für die Prävention von Diabetes oder einer Fettleber bleibt nach wie vor: Man sollte sich bewegen und regelmäßig Sport treiben - ob mit oder ohne VR-Brille.