Jugendliche in Not: Neue digitale Beratung von Caritas und Diakonie in Heilbronn
Die psychologischen Beratungsstellen der Caritas Heilbronn-Hohenlohe und der Diakonie haben ein digitales Beratungsangebot für junge Menschen gestartet. Seit Corona ist der Bedarf gewachsen.

Die Corona-Pandemie liegt bereits mehrere Jahre zurück, doch ihre Auswirkungen auf Jugendliche sind bis heute spürbar. „Für viele war es eine zu lange Zeit“, sagt Ingrid Riek von der psychologischen Beratungsstelle der Diakonie. Gemeinsam mit der Caritas hat die evangelische Einrichtung ein neues Beratungsangebot gestartet. Im Mittelpunkt stehen neue Wege, um junge Menschen zu erreichen. Dazu gehört auch ein digitales Angebot.
Niederschwellig soll das Angebot für junge Menschen zwischen zehn und 27 Jahren mit Sorgen und Nöten sein. „Denn Jugendliche brauchen oft Brücken“, sagt Angela Bürgermeister, die bei der Caritas für das Projekt Jugendberatung und digitale Beratung für junge Menschen verantwortlich ist. Häufig komme bislang ein Kontakt über die Schule, einen Verein oder über einen Jugendtreff zustande.
Die Gespräche sind vertraulich und falls gewünscht auch anonym
Mit dem neuen Projekt können sich Jugendliche im Internet direkt an die beiden kirchlichen Einrichtungen wenden. Falls gewünscht auch anonym. Und mit dem neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz auch ohne Kenntnis oder Einverständnis der Eltern. Selbstverständlich seien die Gespräche vertraulich, betonen die beiden Jugendberaterinnen.
„Unser Ziel ist es, das Angebot zu verstetigen“, sagt Angela Bürgermeister. Denn der Bedarf sei enorm. Ingrid Riek erzählt von einem Gespräch mit einem Schulleiter im Landkreis Heilbronn, der berichtet habe, dass rund ein Drittel der Jugendlichen in seiner Schule Hilfe bräuchten.
Jugendliche leiden seit Corona häufiger unter Problemen
Die Problemlagen seien unterschiedlich, meistens aber sehr komplex. Depressionen und Ängste gehören dazu. Auch mit Selbstverletzungen und Essstörungen haben es die Beraterinnen zu tun. Mit der sozialen Isolation während der Corona-Pandemie hätten eine Reihe vor allem männlicher Jugendlicher nur noch Spielkontakte im Internet. In erster Linie Mädchen litten dagegen unter einem „Körperkult in den sozialen Medien“, allen voran bei Tiktok, berichten die beiden Jugendberaterinnen. Oft hörten die beiden Beraterinnen, dass Betroffene „sich selbst nicht mehr aushalten“.
Eine pauschales Allheilmittel gebe es nicht. „Jeder, der die Beratung sucht, darf sich erst einmal erklären“, sagt Angela Bürgermeister. „Diese Jugendlichen brauchen einfach mal ein offenes Ohr.“ Danach gelte es „eigene Stärken zu erkunden, die jeder im Rucksack hat“. Dazu gehöre, dass die Jugendlichen erleben, dass sie selbst etwas verändern und ihren Weg finden können. „Selbstwirksamkeit erfahren“, nennt das Angela Bürgermeister. Zur Beratung gehöre auch, Jugendliche mit ihren Problemen an hilfeleistende Stellen zu vermitteln.
Die Diakonie startete bereits im September 2023 mit dem Projekt. Die Diakonie ist seit Juni 2024 dabei.
Der Leidensdruck bei jungen Menschen ist oft enorm
Die Jugendlichen, die auf diesem Weg von sich aus die Beratung suchen, seien entweder schon einen Schritt weiter. Oder aber der Leidensdruck sei enorm gestiegen. Rund 50 Beratungen seien über das Projekt bisher zustande gekommen, so Ingrid Riek.
Gefördert wird das Programm von der Initiative Aktion Mensch. Einen entsprechenden Antrag haben Caritas und Diakonie mit dem Ende der Corona-Pandemie gestellt. Die gemeinnützige Organisation übernimmt die Personalkosten für drei Jahre und fördert die beiden Projekte der Träger mit insgesamt rund 267.700 Euro über denselben Zeitraum. Die Caritas startete bereits im September 2023. Die Diakonie ist seit Juni 2024 dabei.
Beratungsstellen von Caritas und Diakonie
Bei der Caritas und bei der Diakonie sind jeweils 14 Mitarbeiter in der Beratung tätig. Dabei handelt es sich um Psychologen und Sozialpädagogen mit Weiterbildung. Die Caritas hat Beratungsstellen in der Stadt Heilbronn sowie in Bad Friedrichshall, Neckarsulm, Gundelsheim und Wüstenrot. Die Diakonie hat ihre Beratungsstellen in Heilbronn, Lauffen, Ilsfeld, Schwaigern und Brackenheim. Die Online-Beratung ist über die jeweilige Homepage der beiden Einrichtungen unter www.diakonie-heilbronn.de oder über www.caritas-heilbronn-hohenlohe.de erreichbar.

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