Joints bald genauso normal wie Alkohol? Heilbronner Suchtberater machen sich Sorgen
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Nach der Teillegalisierung von Cannabis stellen Suchtberater in der Region Heilbronn einige Veränderungen in ihren Beratungsstellen fest. Weniger zu tun haben sie aber nicht.
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Wird ein Joint rauchen bald genauso selbstverständlich und unproblematisch angesehen wie Bier und Wein trinken? „Die Sorge ist da“, sagt Helena Resch, Leiterin der Jugend- und Suchtberatung für Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn. Träger der Einrichtung ist der Verein Mevesta, vormals Jugendhilfe Böblingen.
Das Gesetz erlaubt Erwachsenen seit April 2024 das Kiffen und den Besitz von Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen. Resch warnt vor einer Parallelentwicklung wie beim Alkohol. „Der ist legal und gesellschaftlich akzeptiert.“ Genauso könne sich bei Cannabis der Eindruck verfestigen: Kiffen sei nicht so schlimm.
Cannabis-Teillegalisierung macht sich in Heilbronner Beratungsstelle bemerkbar
Die Teillegalisierung macht sich in der Beratungsstelle in der Heilbronner Kaiserstraße bemerkbar. Deren Mitarbeiter haben mit knapp 800 Kontakten zu Hilfesuchenden im Jahr nicht weniger zu tun als früher. Was auffällt: In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen verzeichnen sie vergangenes Jahr nur noch halb so viele Klienten wie sonst. „Das heißt nicht, dass es diese Konsumenten nicht mehr gibt“, sagt Resch.
Wer wegen des Konsums Probleme habe, werde alleingelassen. Er müsse sich mit der Sucht nicht mehr auseinandersetzen. Von Alkoholikern wisse man, dass es zehn bis 20 Jahre dauere, bis sie sich Hilfe suchen.
Seit 1. April 2024 dürfen Erwachsene kiffen, wenn sie bestimmte Vorgaben einhalten.
Foto: dpa
Caritas Heilbronn-Hohenlohe: Alkohol ist Suchtmittel Nummer eins, das Menschen krank macht
Auswertungen, wie sich das Cannabisgesetz auf die Beratungen auswirkt, liegen der Caritas Heilbronn-Hohenlohe nicht vor. Die Konsumenten kommen nach wie vor, teilt Fachleiterin Kathrin Finkbeiner mit. Jedoch sei bei der Mehrheit nicht Cannabis der Anlass, sondern andere Suchtmittel wie Kokain oder Amphetamine. Reiner Cannabiskonsum spiele in der Beratung der Caritas eine untergeordnete Rolle. „Alkohol ist mit Abstand Suchtmittel Nummer eins, das Menschen krank macht.“
Drei Viertel der Menschen, die in die Mevesta-Beratungsstelle kommen, sind männlich, sagt Helena Resch. Dass Frauen weniger Drogen konsumieren, sei nicht der Fall. Männer fielen hingegen häufiger durch ihr Verhalten auf. Sie seien sichtbarer, in bestimmten Situationen aggressiver. Die meisten Konsumenten fangen ihr zufolge in jungen Jahren an. Später stellten sich die Probleme ein. Viele, die Hilfe suchen, seien um die 30 Jahre alt.
Suchtberatung: Missbrauch von Medikamenten ist auf dem Vormarsch
Cannabis, Amphetamine, Koks, Opiate, Lachgas, Liquids – die meisten Konsumenten in der Beratungsstelle greifen auf verschiedene Substanzen zurück, sagt Resch. Seit Jahren ist der Medikamentenmissbrauch ein Thema. „Der Konsum von illegalen Substanzen, vor allem Stimulanzien wie Kokain, oder der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente ist die letzten Jahre stetig am Steigen“, beobachtet auch Finkbeiner. Arzneistoffe wie Benzodiazepine verfügen über einen hohen Abhängigkeitsgrad, sagt Resch. Ein hohes Suchtpotenzial besitze Oxycodon, das in Schmerzmittel vorkommt.
Suchtberaterin Katharina Herrmann arbeitet mit jungen Leuten ab zwölf Jahren. Pillen zu schlucken, sei eine akzeptierte Form des Drogenkonsums. Anders als etwa Substanzen durch die Nase einzuziehen oder mit einer Spritze ins Blut zu injizieren. Eine Tablette einzunehmen, sehen Konsumenten nicht als problematisch an, so Herrmanns Erfahrung. Eine Abhängigkeit werde mit Schwäche verbunden und deshalb nicht zugegeben.
Eltern von kiffenden Jugendlichen fragen nach
Die Jugend- und Suchtberatung in Heilbronn verzeichnet 2024 eine enorme Nachfrage von Eltern. Das Plus gegenüber dem Vorjahr beträgt in der Stadt Heilbronn 81 Prozent und im Landkreis 152 Prozent, sagt Leiterin Helena Resch. Auch Schulen meldeten verstärkt Beratungsbedarf an. Eltern von Jugendlichen, die kiffen, fragten: Was sollen wir tun? Wie gehen wir damit um? Zu sagen, das Kind dürfe kiffen, aber nicht zu viel, helfe nicht weiter, sagt Resch. Damit werde der Konsum dem Jugendlichen überlassen. Wichtig sei es, als Erwachsener eine eigene, klare Haltung einzunehmen.
Ein Kritikpunkt am Cannabisgesetz ist, dass Erwachsene zwar legal kiffen dürfen, aber oft nur auf illegalem Weg an den Stoff kommen. Wer nicht selbst zu Hause seine Cannabis-Pflanze zieht, braucht einen Händler. Der Verkauf von Cannabis ist jedoch verboten. Die vorgesehenen Vereine, die Haschisch für Mitglieder anbauen, machen in der Region noch kein Angebot. Der Schwarzmarkt blüht. „Die Preise haben angezogen“, sagt Resch. In den Beratungsgesprächen seien die Einkaufswege meist kein Thema. „Die Konsumenten sagen nicht, wo sie ihre Drogen kaufen.“
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Kommentare
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Jürgen Mosthaf am 25.01.2025 11:58 Uhr
Mal wieder echt Stimme. Dass der größte Teil des Cannabishandels ilegal stattfindet ist eine Randnote. Das viele Eltern sich bei der Suchtberatung melden obwohl Cannabisconsum unter 18 Jahren verboten ist, es aber ein leichtes ist für Minderjährige sich dieses Suchtmittel zu besorgen - Schwamm drüber. Nach der nächsten Bundestagswahl ist die Cannabislegalisierung auch nur ein weiteres Beispiel des Versagens der Ampelparteien.
Traurig, aber keine Sorge: Sie können natürlich trotzdem weiterlesen.
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