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Mit 19 zur Bundeswehr: Warum sich Heilbronner für den Wehrdienst entschied

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Während in Deutschland über eine Rückkehr der Wehrpflicht diskutiert wird, steht Maximilian von der Herberg aus Heilbronn längst im Dienst. 


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Die Diskussion über eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht ist derzeit in vollem Gange – für Maximilian von der Herberg ist der Dienst an der Gesellschaft schon Realität. Seit dem 1. September absolviert der 19-Jährige seinen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Roth (Bayern). Kürzlich hatte er dort sein feierliches Gelöbnis.

19-jähriger Heilbronner bei der Bundeswehr: Wie der Tag abläuft

Aktuell absolviert er eine sechsmonatige Basisausbildung zum Soldaten. „Wir lernen Inhalte, die jeder Soldat draufhaben muss“, sagt er. Dazu gehören der Umgang mit der Schusswaffe, das Bewegen im Gelände und eine ausführliche Sanitätsausbildung. „Wir stehen sehr früh auf, meistens um 5.30 Uhr. Dann frühstücken wir, und um sechs Uhr geht die Ausbildung los“, erzählt er. In den ersten Wochen habe es viel Unterricht gegeben, Abläufe und Formalitäten seien besprochen worden. Auch Tests würden geschrieben. Zwei- bis dreimal pro Woche stehe Frühsport auf dem Programm.

Eingesetzt ist er im Heimatschutz, also in einem Bereich, in dem Soldaten im Verteidigungsfall heimatnah kritische Infrastruktur schützen würden, etwa Wasserwerke, Elektrizitätswerke oder Krankenhäuser. „Auch bei Katastrophen wie Überschwemmungen leistet der Heimatschutz Amtshilfe. Der Bereich ist nicht sehr bekannt. Bei Gebirgsjägern hat jeder sofort ein Bild im Kopf.“

Der 19-jährige Maximilian von der Herberg macht seit dem 1. September einen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Roth.
Der 19-jährige Maximilian von der Herberg macht seit dem 1. September einen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Roth.  Foto: privat

19-Jähriger meldet sich freiwillig zum Wehrdienst – Vater war auch bei der Bundeswehr

Sein Vater war selbst Fallschirmjäger und wurde mit der Ehrenmedaille der Bundeswehr ausgezeichnet. „Es gab viele Gespräche am Küchentisch“, erinnert sich der Jugendliche, der im Frühjahr sein Abitur gemacht hat. Persönliche Weiterentwicklung sei ihm schon seit jungen Jahren ein großes Anliegen gewesen. „Mit 14 war ich Klassensprecher, danach Schülersprecher und wurde mit 16 als Stimmkönig zum Vorsitzenden des Jugendgemeinderats gewählt.“

Nach dem Abitur habe er den Wehrdienst als gute Möglichkeit gesehen, „um den Kopf freizukriegen und sich mehr körperlich zu betätigen“. Das sei ein guter Kontrast, sagt er. Bisher sei alles sehr kopflastig gewesen.

19-Jähriger aus Heilbronn: „Werte wie Demokratie und Freiheit müssen geschützt werden“

Am wichtigsten ist dem 19-Jährigen jedoch ein Punkt: „Werte wie Demokratie und Freiheit müssen geschützt werden.“ Die aktuelle politische Lage habe ihm vor Augen geführt, dass Sicherheit keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine sagt er: „Die Stärke des Rechts darf nicht zum Recht des vermeintlich militärisch Stärkeren werden.“

Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr will sich Maximilian von der Herberg für die Laufbahn der Reserveoffiziere bewerben. „Sie sind Teil der Reserve, also keine Berufssoldaten, sondern Menschen, die im zivilen Leben arbeiten oder studieren, aber regelmäßig an Übungen teilnehmen und im Ernstfall eingesetzt werden können.“ Er möchte dann Jura studieren. Vorstellen kann er sich beispielsweise, später Richter zu werden.

„Keiner wird zurückgelassen“ – Teamgeist bei der Bundeswehr

Was ihm besonders bei der Bundeswehr gefällt, ist das Gemeinschaftsgefühl, sagt Maximilian von der Herberg. Früher habe er Fußball gespielt und dort zum ersten Mal Teamgeist gespürt. „Aber bei der Bundeswehr ist das nochmal eine ganz andere Nummer.“ Das Ziel sei, auch das schwächste Glied ans Ziel zu bringen. „Dann kann man alles erreichen, wenn alle mitgenommen werden.“ Beim Joggen durch die Kaserne etwa werde umgedreht und die Person eingesammelt, die nicht mehr kann. „Keiner wird zurückgelassen, das ist etwas Schönes.“

Auf viele verschiedene Persönlichkeiten treffe man. „Es ist egal, woher man kommt oder welchen Schulabschluss man hat. Uns verbindet etwas Größeres.“ 

Gedanken zur Wehrpflicht und zum Dienst an der Gesellschaft

Mit Blick auf die aktuelle Debatte um eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht sagt er: „Diese Entscheidung wird in Berlin getroffen.“ Wichtig sei ihm, dass es gerecht zugehe: „Entweder alle oder keiner.“ Man müsse aber auch berücksichtigen, wenn jemand aus moralischen oder ethischen Gründen nicht schießen wolle. Ein verpflichtendes Dienstjahr würde er begrüßen, wenn es die Möglichkeit gibt zu wählen, ob man es bei der Bundeswehr, im Rettungsdienst oder in der Pflege ableistet.

Was seinen Auftritt als Soldat in der Öffentlichkeit angeht, sagt Maximilian von der Herberg: „Ich stoße auf eine positive Wahrnehmung in der Bevölkerung.“ Jeden Sonntag läuft der 19-Jährige in Uniform zum Bahnhof und trifft dabei auf neugierige Blicke. In der Bahn habe ihn schon jemand angesprochen und sich für seinen Dienst bedankt. „Es ist eine spannende Erfahrung.“


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