Identitätsklau im Internet: Kriminelle täuschen mit gefälschten Promi-Profilen
Betrüger missbrauchen Fotos von bekannten Personen, um Opfern Geld abzujagen. Nicht nur Sindelfingens OB Markus Kleemann ist betroffen, auch das Profil von Zaberfelds Bürgermeisterin wurde schon gefälscht.
Kriminelle zocken Menschen mit dubiosen Geschäften und Anlagebetrug ab. Sie locken ihre Opfer mit falschen Accounts und Profilbildern in den sozialen Netzwerken in die Falle.
Ein Ehepaar aus Heilbronn fällt auf eine angebliche Werbeanzeige mit dem Konterfei des bekannten Moderators Günther Jauch herein. Es verliert 400.000 Euro. Der Sindelfinger Oberbürgermeister Markus Kleemann (41) erstattet Anzeige, weil Täter ein Bild von ihm nutzen und einen Rentner in Nordrhein-Westfalen um 27.000 Euro bringen.

Betrüger klauen Diana Danners Identität im Netz und legen falschen Account an
Auch von Diana Danner (53), Bürgermeisterin in Zaberfeld, haben Kriminelle bereits mehrfach falsche Accounts erstellt. Erst vor zwei, drei Wochen habe ihr Mann sie auf einen aufmerksam gemacht, erzählt Danner. „Selbst er ist drauf reingefallen.“ Ihr Mann habe sie gefragt, für was sie denn da Werbung mache. Es sei um eine Geldanlage gegangen.
Betrüger klauten Danners Identität im Netz und legten ein gefälschtes Profil von ihr an, um an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Die Bürgermeisterin nimmt sofort mit dem Meta-Konzern Kontakt auf. Das US-amerikanische Unternehmen betreibt Plattformen wie Facebook und Instagram. Es habe ein paar Tage gedauert, dann sei das Fake-Profil gelöscht worden.
Auch Bürgermeister betroffen: Kriminelle klauen Identitäten im Netz
Oberbürgermeister Markus Kleemann reagiert ebenfalls, ohne zu zögern. Als er vor einer Woche am Donnerstagabend aus der Presse erfahren habe, dass Betrüger sein Foto missbrauchen, habe er alle Termine verschoben, erzählt der gebürtige Heilbronner und frühere Bürgermeister von Oberstenfeld. Er wendet sich an Meta, fordert, das falsche Profil mit seinem gestohlenen Foto und dem leicht veränderten Namen Mark statt Markus Kleemann zu löschen. „Das hat mich viel Zeit gekostet.“ Er habe nachweisen müssen, dass er der OB von Sindelfingen ist.
Am nächsten Morgen erstattet Kleemann Anzeige beim Polizeipräsidium Ludwigsburg. Die Ermittlungen laufen gegen Unbekannt, es bestehe der Verdacht des Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz, erklärt Ludwigsburgs Polizeisprecher Frank Schöning. Es sei bekannt, dass Betrüger Daten von anderen missbräuchlich verwendeten, um ihre Opfer zu täuschen. Gerade bei Immobilien- oder Fahrzeuggeschäften werde immer wieder fremdes Bildmaterial verwendet, um damit falsche Kauf- oder Mietgesuche zu veröffentlichen und andere Menschen um ihr Geld zu bringen.
Kriminelle nutzen soziale Netzwerke für Anlagebetrug: Vorgehen könnte Vertrauen in Amtsträger erschüttern
„Es handelt sich um eine gängige und weit verbreitete Masche in diesem Deliktsbereich“, sagt Heilbronns Polizeisprecher Andreas Blind. Die Betrüger nutzten im Internet die gefälschten Profile und Accounts von bekannten Persönlichkeiten, da dies nachweislich einen größeren Werbeeffekt habe und mehr potentielle Opfer anspreche.
Für OB Kleemann ist es keine Frage, Anzeige zu erstatten. „Ich finde es sehr schlimm für die Betroffenen.“ Er tue alles, um gegen derartige Machenschaften vorzugehen, weil sonst Menschen Schaden erlitten. Es sei wichtig, über die Fälle zu berichten und aufzuklären. Es besteht die Gefahr, Vertrauen oder Glaubwürdigkeit einzubüßen.
Politiker fordern Aufklärung und appellieren an die Wachsamkeit der Bürger
Das Beispiel Sindelfingen zeige eindrücklich, wie skrupellos Verbrecher vorgingen, teilt Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig (56) mit, der auf Instagram und Facebook äußerst rege ist. Er schließt nicht aus, dass Betrüger einmal mit seiner Identität Schindluder treiben. Er appelliert an die Bürger, im Verdachtsfall sofort die Kriminalpolizei einzubinden und es dem Rathaus zu melden.
Sie sei überrascht gewesen, wie vernünftig und aufmerksam ihre Follower im Netz seien, sagt Diana Danner. Diese hätten sie über die gefälschten Profile informiert. Sie wertet das Vorgehen der Täter als gezielten Angriff auf demokratische Strukturen. Sorge bereite ihr, dass Vertrauen nicht nur in ihre Person als Bürgermeisterin verloren gehen könnte, sondern generell in staatliche Institutionen.

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