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Autonomes Fahren: Warum Heilbronn im Landesvergleich eine wichtige Rolle spielt

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Heilbronn gehört zu den Vorreitern beim autonomen Fahren. Ein Blick ins KI-Forum der Hochschule Heilbronn (HHN) zeigt Fortschritte, Herausforderungen und regionale Pilotprojekte.

Autonome Testfahrzeuge ohne Fahrer wirken für viele noch ungewohnt – könnten aber zunehmend zum Alltag gehören. In Heilbronn wurden zwischen 2022 und 2024 verschiedene Szenarien damit erprobt.
Autonome Testfahrzeuge ohne Fahrer wirken für viele noch ungewohnt – könnten aber zunehmend zum Alltag gehören. In Heilbronn wurden zwischen 2022 und 2024 verschiedene Szenarien damit erprobt.  Foto: Marijan Murat

Autonomes Fahren ist längst kein Zukunftsszenario mehr. In Heilbronn lässt sich bereits beobachten, wie KI Mobilität verändert. Beim KI-Forum der Hochschule Heilbronn (HHN) im Ipai diskutierten Forschende und Interessierte über die neuesten Entwicklungen.

Die HHN ist dabei einer der zentralen Partner. Professor Raoul Zöllner, Prorektor für Forschung, Transfer, Innovation und Experte für autonome Systeme, betonte beim Forum die Bedeutung der Region: Heilbronn sei nicht nur Anwendungsort, sondern auch Entwickler für neue Technologien. Gemeinsam mit dem Karlsruher Forschungszentrum Informatik (FZI), vertreten durch Abteilungsleiter Marc Zofka, arbeitet die Hochschule an Lösungen, die später im regulären Verkehr eingesetzt werden können.

Das Land als bundesweiter Spitzenreiter beim autonomen Fahren? „Viele Pilotprojekte auf die Straße gebracht“

Im Fokus stand unter anderem das Verbundprojekt DigiT4TAF. Es schafft einen digitalen Zwilling von ausgewählten Verkehrsflächen, unter anderem in Heilbronn. Dort lassen sich autonome Systeme zuerst virtuell testen, bevor sie in reale Fahrzeuge und Infrastrukturen übertragen werden. Auch Sicherheitsaspekte wie Abwehrmechanismen gegen Cyberangriffe werden simuliert. Damit wolle man Baden-Württemberg eine Bühne geben, das Thema weiter zu forcieren. 

Insgesamt, so waren sich Zöllner und Zofka einig, habe das Land bereits viele Pilotprojekte auf die Straße gebracht und sei bundesweit gut aufgestellt. Gleichzeitig zeigt Heilbronn bereits heute, wie autonome Mobilität im Alltag funktionieren kann: Ab 2022 waren für ein paar Jahre autonome Shuttlebusse auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Bildungscampus unterwegs.

Die Phase des praktischen Testbetriebs ist inzwischen abgeschlossen; aktuell werden die gesammelten Daten ausgewertet. Finanziert von der Dieter-Schwarz-Stiftung dienten die beiden elektrisch betriebenen Mini-Busse der öffentlichen Personenbeförderung und fungierten vor allem als echte Testplattform – für Fahrverhalten, KI-Entscheidungen, Sensorik und die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur.

Autonome Shuttles könnten beim ÖPNV-Fachkräftemangel helfen 

Raoul Zöllner, Prorektor für Forschung, Transfer, Innovation an der HHN (links) mit Marc Zofka vom Karlsruher FZI Forschungszentrum Informatik bei ihrem Vortrag im Ipai zum Thema autonomes Fahren.
Raoul Zöllner, Prorektor für Forschung, Transfer, Innovation an der HHN (links) mit Marc Zofka vom Karlsruher FZI Forschungszentrum Informatik bei ihrem Vortrag im Ipai zum Thema autonomes Fahren.  Foto: Könnecke, Lisa

Die beiden Experten sehen Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich beim Thema ÖPNV-Technologien gut positioniert. Vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel könne die Technologie Entlastung schaffen: Kaum jemand wolle heute noch Busfahrer werden, sagten sie.

Autonome Shuttles könnten helfen, Stadtquartiere besser zu verbinden oder auch nachts verlässliche Verbindungen zu gewährleisten. Man sei kurz davor, autonome Systeme stärker in Deutschland auszurollen.

Regulatorischer Rahmen als einer der größten Herausforderungen 

Ein Manko: Es brauche eine gewisse Stückzahl an Fahrzeugen – also Investitionen, die sich für Kommunen oder Betreiber erst langfristig rechnen dürften. Auch eine Leitzentrale sei notwendig, in der geschultes Personal im Notfall eingreifen könne. Eine der größten Herausforderungen bleibe der regulatorische Rahmen. „Wer haftet, wenn Fehler passieren?“, stellten die Experten die zentrale Frage. Liegt die Verantwortung bei Kommunen, Herstellern oder Fahrzeuganbietern? „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“

Auch im Alltag zeige sich die Problematik: Menschen drängeln sich im Kreisverkehr gelegentlich vor, wenn sie eine Lücke erahnen – Maschinen hingegen müssen warten, bis eindeutig genug Platz vorhanden ist. Viele Akteure seien daher zurückhaltend, weil autonome Systeme mit einem gefühlten Verlust von Kontrolle verbunden seien. Es brauche praktische Erfahrungen und auch Marktdruck, damit Lösungen in absehbarer Zeit umgesetzt werden können.


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