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Als Quereinsteiger ins Klassenzimmer: So sind die ersten Wochen vor Schülern

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Das Land sucht mit aufwendigen Werbekampagnen nach zusätzlichen Lehrern. Einige Quereinsteiger gibt es jetzt auch für allgemeinbildende Gymnasien. Wer Kunst unterrichten will, kommt zur Weiterbildung nach Heilbronn.

Wollen Kunst an Gymnasien unterrichten: Direkteinsteiger am Seminar in Heilbronn mit Klaus-Peter Schaber, Fachleiter in Bildender Kunst (links), Martina Kraut, Bereichsleiterin Pädagogik (Mitte, hinten), sowie Seminarleiterin Martina Geiger (vorn links).
Wollen Kunst an Gymnasien unterrichten: Direkteinsteiger am Seminar in Heilbronn mit Klaus-Peter Schaber, Fachleiter in Bildender Kunst (links), Martina Kraut, Bereichsleiterin Pädagogik (Mitte, hinten), sowie Seminarleiterin Martina Geiger (vorn links).  Foto: privat

Acht Stunden Unterricht pro Woche, und das manchmal sogar ohne fertig ausgebildeter Lehrer zu sein: Wer als sogenannter Direkteinsteiger in die Schulen geht, ist nach den Sommerferien von Tag eins an gefordert. Die pädagogischen Weiterbildungen folgen parallel zum Stundenplan. Im Heilbronner Ausbildungsseminar für Lehrer an Gymnasien werden derzeit eine Handvoll Pädagogen fit gemacht, die Kunst unterrichten wollen. Ab Januar, sofern sie nach der Probezeit an Weihnachten übernommen werden, folgt für sie das offizielle Referendariat.

Welche Informationen diese angehenden Lehrer bis dahin vor allem verlangen? Jugendliche motivieren, Schulrecht, Umgang mit störenden Kindern: "Alles auf einmal sofort", sagt Martina Kraut, die im Seminar als Bereichsleiterin Pädagogik tätig ist. "Sie bringen fachliche Kompetenzen mit, nicht die Fachdidaktik." Martina Geiger, die das Seminar leitet, zollt der Gruppe großen Respekt: Die üblichen Referendare hätten schon während des Studiums praktische Erfahrungen in Klassen gesammelt, im Referendariat würden sie langsam an den Unterricht herangeführt. Für manchen Quereinsteiger sei es hingegen "ein Sprung ins kalte Wasser". Martina Geiger weiß mit Blick auf die acht Stunden: "Sie haben ein ordentliches Paket Unterricht."

Von der Wirtschaft in die Schule: Das haben angehende Kunstlehrer zuvor gemacht

Für Unternehmen im Bereich Design gearbeitet hat Janna Buchwitz, die an einem Gymnasium in Crailsheim tätig ist. Ehrenamtlich hat sie sich schon länger für Jugendliche engagiert. Mehr im Sozialen tätig sein, das sei  schließlich auch beruflich ihr Wunsch gewesen. Bekannte hätten sie auf den Quereinstieg hingewiesen - jetzt ist sie in einer Schule. "Super spannend", sagt sie, sei es, vor der Klasse zu unterrichten. "Das System Schule muss ich neu kennenlernen." Die Kollegen hätten sie aber gut empfangen, es gebe ein großes Interesse an ihr und ihrem Werdegang. "Für mich fühlt es sich richtig gut an."

Ein ähnliches Gefühl hat Jenny Rosenberg aus Tauberbischofsheim, und sie registriert eine Neugier im Kollegium an den neuen Mitarbeitern, die aus der Wirtschaft kommen: "Wir haben eine andere Sichtweise", sagt sie. Unterm Strich ist sie mit ihrem Schritt in den Unterricht zufrieden: "Man wird gebraucht, die Schule als Aufgabe ist klasse." Die angehende Lehrerin ist schon seit gut eineinhalb Jahren an zwei Gymnasien tätig und hat den "eklatanten Mangel" in Lehrerzimmern miterlebt. Losgegangen sei es für sie beim Unterrichten damals auch ohne Vorkenntnisse. "Ich habe eine Klasse unterrichtet und nebenher das Unterrichten gelernt." Dass sie nun das Programm in Heilbronn besucht, hat mit ihrer zukünftigen Aufgabe zu tun: Um auch für die Oberstufe infrage zu kommen, sei es nötig.

Neuorientierung: Wechsel an allgemeinbildende Gymnasien bringt abwechslungsreiche Lebensläufe mit

Quereinsteiger gibt es schon länger an beruflichen Gymnasien. Jetzt bringen sie abwechslungsreiche Lebensläufe in die allgemeinbildenden Gymnasien: Max Dauser vom Zabergäugymnasium in Brackenheim war unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule und hatte mit Studenten zu tun. Alexei Savinov, der in Ludwigsburg unterrichtet, war erst freiberuflicher Künstler, dann ging er an eine Privatschule, vor zwei Jahren schließlich an eine staatliche. Ingrid Huber aus Radolfzell hat nach ihrem Studium zunächst unterrichtet, war dann aber freiberuflich. Als es um die berufliche Neuorientierung ging, hat sie sich an die Zeit des Unterrichtens erinnert: "Ich war einfach glücklich, und es hat Spaß gemacht."

Eine automatische Einstellungsgarantie ist mit dem Programm längst nicht verbunden. Das betonen die Verantwortlichen des Ausbildungsseminars in Heilbronn. Nach der Probezeit folgt ab Anfang 2025 das Referendariat. Danach folgt ein weiteres Jahr, in dem sich die Quereinsteiger bewähren müssen. Erst dann ist klar, ob sie tatsächlich übernommen werden. Mit der intensiven Fortbildung der angehenden Kunst-Lehrer hat das Seminar in Heilbronn begonnen, mit weiteren Quereinsteigern aus anderen Bereichen rechnen alle in den nächsten Jahren. "Ich bin gespannt, was an Maßnahmen kommt", sagt Martina Geiger.

Mit dem Wechsel in den Schulalltag erleben die Quereinsteiger einen ganz anderen Umgang der Kollegen untereinander. "Es ist wertschätzend", sagt Alexei Savinov.


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