Neubeginn auf Schloss Liebenstein
Eine neue Pächterfamilie startet den Betrieb Anfang Dezember. Das À-la-carte-Angebot soll eine breite Schicht ansprechen. Im Januar ist eine Hochzeitsmesse geplant.

Die Schlossgespenster haben sich bei diesem Betrieb in die allerletzten Winkel verzogen: Maler, Elektriker, Reinigungsbetriebe, Schlosser, Fensterbauer rennen sich fast über den Haufen. Auf der Liebenstein bei Neckarwestheim geht es zu wie im Bienenstock.
Am Samstag wollen Beate Lohrer, ihr Lebensgefährte Wolfgang Herold und Juniorchef Jonas Lohrer mit geladenen Gästen den Start in eine vielversprechende Zukunft feiern. Ab Sonntag eröffnet die neue Pächterfamilie auf Schloss Liebenstein offiziell das Hotel mit seinen 24 Zimmern und das Restaurant.
Herausforderung für Pächter und Handwerker
Die Gastronomie, so will es die Gemeinde Neckarwestheim, soll mit einem ansprechenden À-la-carte-Angebot künftig eine breite Schicht ansprechen: den Radler, der bei Schnitzel und Hefeweizen eine kurze Verschnaufpause einlegt, ebenso den Gast, der zu Silvester mit einem raffinierten Sechs-Gänge-Menü verwöhnt werden will.
Die vergangenen vier Wochen waren eine Herausforderung, quasi die erste Bewährungsprobe: Das leere Haus wurde genutzt, um die allerwichtigsten Arbeiten auf allen fünf Ebenen zu erledigen: In dieser Woche noch wurde die neue Sandstein-Außentreppe gesetzt, für die Neckarwestheim etwa 60.000 Euro bezahlen wird.
Auch interessant: Wie Schloss Liebenstein aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde
Defekte Fenster wurden repariert, das Parkett in verschiedenen Sälen und Räumen abgeschliffen und aufpoliert. Die Maler verarbeiteten Dutzende Eimer Farbe, um dem Schlossinneren einen freundlichen Anstrich zu verpassen. Dachdecker machten die Haube dicht. "Das geht alles Hand in Hand", zollt Rüdiger Braun, Chef der Schloss Liebenstein GmbH & Co. KG den zuverlässigen Betrieben großen Respekt: "Das ist keine Selbstverständlichkeit in einer Phase, in der die Firmen ausgelastet sind und man kaum Handwerker bekommt."
Auf 300.000 Euro beziffert Braun den aktuellen Reparaturaufwand im Schlosshotel - wohl wissend, dass dies der Anfang ist.
Schlossmauern werden geprüft

Im Hotel müssen noch zwei Zimmer modernisiert werden. Mittelfristig. "Zuvor müssen wir wissen, was auf die Gemeinde insgesamt zukommt", sagt Bürgermeister Jochen Winkler. Auf der weitläufigen Anlage befinden sich nicht nur Hotel mit Gastronomie sowie die Zehntscheune und der Schafstall, die vom Pächter ebenfalls genutzt werden. 400 laufende Meter Schlossmauern werden zurzeit geprüft und gegebenenfalls saniert.
Der Gemeinderat steht hinter dem Projekt, hat kürzlich einer Kapitalerhöhung bei der KG auf eine Million Euro zugestimmt. Ein wichtiger Schritt: Der Bergfried, soeben notsaniert, hält maximal zwei Jahre. Um die Mauern zu stabilisieren und das Dach zu reparieren sind 300.000 Euro erforderlich. 30.000 Euro steuert das Landesdenkmalamt bei. Geld erhofft sich die Kommune von der Bundesstiftung Denkmalschutz. Eine Abordnung aus Bonn hat die Schlossanlage besichtigt.

Außenbewirtung im Sommer
Wolfgang Herold will im Sommer die Außenbewirtschaftung mit rund 100 Plätzen ankurbeln. Im Untergeschoss wurde bereits vor Jahren eine teure Küche eingebaut und eine Schlossschenke eingerichtet, die reaktiviert werden soll.
Im Erdgeschoss befinden sich Empfang, die neue Lobby, Büros und der Schlosssaal mit bis zu 100 Sitzplätzen für Feiern und Seminare. Im ersten Obergeschoss wurde der À-la-carte-Bereich auf 80 Sitzplätze erweitert und laut Beate Lohrer "also praktisch verdoppelt". Auch hier verfügt das Schloss über Säle und Räume für Feiern und Tagungen von 25 bis zu 60 Personen bei Tischbestuhlung.

Zwei Hochzeiten zur selben Zeit sind möglich
"Summa-summarum hat das Schloss über 1000 Sitzplätze", sagt Braun. Dazu zählen auch Zehntscheuer und ein Gewölbekeller vis-à-vis der Schlosskapelle mit jeweils 120 Plätzen.
Der Übernachtungsbetrieb bietet im ersten und zweiten Obergeschoss 16 Doppelzimmer, fünf Einzelzimmer und drei Suiten. 15 Personen zählt die Pächterfamilie zum Mitarbeiterstamm. Bei Bedarf, etwa bei zwei Hochzeiten und Vollbetrieb in der Gastronomie gleichzeitig, werden weitere Kräfte hinzugezogen.
Philosophie und Öffnungszeiten
"Essen ist für uns etwas ganz Besonderes", sagen die neuen Pächter. "Und dieses Gefühl möchten wir gerne mit unseren Gästen teilen", ergänzt Hotelchefin Beate Lohrer. Auf Schloss Liebenstein wird Geschichte erlebbar. Eingebettet in die weitläufige Anlage sind im kommenden Jahr einige vielversprechende Großevents in Planung. Auftakt ist eine Hochzeitsmesse mit freiem Eintritt am 28. Januar. Zahlreiche Dienstleister rund um das Thema Hochzeit sind vor Ort.
Der Betrieb startet jetzt im Dezember: Sonntags gibt es Frühstück und Mittagessen, werktags öffnet die warme Küche ab 18 Uhr. Montags ist Ruhetag. Ab Januar wird zudem Mittagstisch von 11.30 bis 14 Uhr angeboten. Spaziergänger, die die Schlossanlage besuchen, werden (fast) zu jeder Zeit mit Kaffee und Kuchen verwöhnt.