Stimme+
Möckmühl
Lesezeichen setzen Merken

Die letzten Patienten verlassen Möckmühl

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die stationäre Ära im Krankenhaus Möckmühl ist zu Ende: Nun sind alle Patienten ins SLK-Klinikum am Plattenwald verlegt worden. Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger haben ihre Kisten gepackt. Das Krankenhaus Möckmühl bleibt ambulant erhalten.

Von Ute Plückthun
Alles gepackt für den Umzug: Patient Lars Wittenberg (rechts), der von Dr. Burkhard Schropp im Möckmühler Krankenhaus mit einer neuen Hüfte ausgestattet wurde, wartet auf den Transport zum Klinikum am Plattenwald. losgeht.
Foto: Ute Plückthun
Alles gepackt für den Umzug: Patient Lars Wittenberg (rechts), der von Dr. Burkhard Schropp im Möckmühler Krankenhaus mit einer neuen Hüfte ausgestattet wurde, wartet auf den Transport zum Klinikum am Plattenwald. losgeht. Foto: Ute Plückthun  Foto: Plückthun, Ute

Die Gefühle, mit denen Dr. Burkhard Schropp am Freitag zur Arbeit ins Möckmühler Krankenhaus gekommen ist, sind "sehr gemischt: Nach 14 Jahren in einer erfolgreichen und überregionalen Abteilung weint nicht nur ein Auge, sondern beide". Zugleich siege die Vernunft in Kombination mit positiven Zukunftsaussichten.

"Die Situation ist für kleine Krankenhäuser sehr schwierig", sagt Schropp zu den politischen und wirtschaftlichen Vorgaben. Sie hatten im Mai die Verlegung der Inneren Abteilung ans SLK-Klinikum am Plattenwald angestoßen und nun die Chirurgie sowie die Orthopädie folgen lassen. Damit ist in Möckmühl die stationäre Ära zu Ende.

Mehr zum Thema: Das wichtigste über den Umzug ins Klinikum am Plattenwald

 

Der Chefarzt hat kräftig ausgemistet

Auch der Chefarzt hat gepackt sowie ausgemistet, was man aufbewahrt und doch nie wieder verwendet. "Einen halben Container voll: Das hat richtig gutgetan", bekennt er schmunzelnd. "Vier Kisten mit Akten und Büchern, die den stationären Betrieb betreffen", sind in den Plattenwald gewandert. Hier und dort hätten "viele dienstbare Geister" Hand angelegt.

Nach "akkordähnlicher Arbeit" von Schwestern und Pflegern um die Möckmühler Stationsleiterin Martina Suchocki und Pflegedienstleiterin Claudia Steiner hat am Donnerstagabend im Plattenwald die 6,5 Millionen Euro teure A5 mit 2200 Quadratmetern sowie 39 Patientenzimmer mit derzeit 44 belegten und bis zu 71 möglichen Betten eröffnet: "Zeitgemäß, mit großem OP-Saal", versichert er. Bei Bedarf seien Kollegen aus Kardiologie oder Gefäßchirurgie sofort zur Stelle.

Patienten warten auf den Transport

In Möckmühl ist am Freitagmorgen Endspurt angesagt. Die meisten Kisten und Kartons mit medizinischen Hilfsmitteln, Rollstühlen oder Infusionsständern sind schon weg. Als letzter Schritt stehen die verbliebenen Patienten der Geriatrischen Behandlungseinheit B3 und der Orthopädie, die man an zwei Händen abzählen kann, an. "Um nichts zu riskieren, haben wir Liegendtransporte beim Roten Kreuz bestellt", sagt Schropp.

Lars Wittenberg zählt zu den Hüftpatienten. Gut gelaunt und mit gepacktem Köfferchen sitzt er auf der Bettkante, die Krücken neben sich. Am Montag ist er bei Dr. Schropp in Möckmühl unters Messer gekommen. Acht Tage später soll er aus dem Plattenwald in die Reha nach Bad Wimpfen entlassen werden. Der Neckarsulmer AH-Handballer freut sich auf die "wunderbaren neuen Zimmer".

In Möckmühl sei große Wehmut zu spüren. "Der Bevölkerung tut es leid, auf die guten Leistungen vor Ort verzichten zu müssen", zeigt er Verständnis. Aber da jedem Anfang ein Zauber innewohne, hofft er im Sinne des Hesse-Gedichts, "dass die, die mit Skepsis hingehen, überzeugt werden".

Mit dem Krankenhaus eng verbunden

Der im Juli pensionierte internistische Chefarzt Dr. Dieter Nußbickel kommt vorbei, um ein 1989 aufgenommenes und beim Aufräumen wieder aufgetauchtes Bild abzuholen. Er bedauert das Ende, "weil ich sehr mit dem Krankenhaus verwurzelt bin". Schon deshalb liege ihm am Herzen, dass das Jagsttal weiterhin gut versorgt bleibe.

So wird Dr. Schropp zweimal in der Woche im ambulanten Operationszentrum vor Ort sein. Unterstützt von Ortrun Wischmeyer, Dr. Andreas Lang (Medicus Bad Friedrichshall) und Dr. Michael Stingl (Medicross Neckarsulm) sowie einem siebenköpfigen Praxisteam. Gemeinsam mit der hausärztlichen Notfallpraxis und der Rettungswache nutzen sie den Bestandsbau so lange, bis 2020 das neue Gesundheitszentrum steht.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben