Sonderausstellung „Made in Italy“: Motorrad-Ikonen im Zweiradmuseum Neckarsulm
Die Ausstellung „Made in Italy“ im Zweiradmuseum Neckarsulm zeigt 24 italienische Motorräder – darunter Raritäten wie die Moto Guzzi V8 mit acht Zylindern.

Sven Heimberger hat viel zu erzählen – vor allem, wenn es um Motorräder geht. Kein Wunder: Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums in Neckarsulm hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und besitzt selbst zehn Motorräder in einer eigenen Sammlung. Seine Expertise konnte er gut nutzen.
Gemeinsam mit Museumsleiterin Natalie Scheerle-Walz und Lektorin Beate Schick stellte er nach intensiven Recherchen mit viel Herzblut und Engagement die Sonderausstellung „Made in Italy“ im Zweiradmuseum zusammen. Nach dem Fokus auf englische Exponate ist sie der zweite Teil der beliebten Länderserie. Bei „Bella Italia“ und seinen Motorrädern schlägt Heimbergers Herz noch ein wenig höher. Seit Dienstag ist die Ausstellung zu besichtigen. Für knapp ein ganzes Jahr.
Deutsches Zweirad- und NSU-Museum: Sonderausstellung zeigt Ducati, Moto Guzzi & Co.
„Wir zeigen hier absolute Vielfalt“, erklärt Heimberger. „Ein Mix aus Straßen- und Rennmaschinen – von Moto Guzzi bis Ducati, alle ein echter Blickfang“, ergänzt der Kurator. Insgesamt umfasst die mehrere Millionen Euro teure Sonderausstellung 24 Exponate. Weitere 20 italienische Motorräder ergänzen die Dauerausstellung.
Ein besonderes Highlight: die Moto Guzzi V8 von 1956 – ein Rennmotorrad mit einem außergewöhnlichen Achtzylindermotor, eine echte Rarität im Motorradbau. „Sie ist so etwas wie der Heilige Gral der Zweiräder“, schwärmt Heimberger. „Die Mona Lisa der Motorräder“, ergänzt Museumsleiterin Scheerle-Walz.
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Die Maschine erreichte über 275 km/h. Besonders auffällig ist ihre futuristische Konstruktion. Aufgrund der technischen Komplexität wurden laut Heimberger nur fünf Exemplare gebaut – eines davon steht nun in Neckarsulm. „Es ist zudem das erste Mal, dass ein Sammler eine solche Maschine zur Ausstellung freigegeben hat“, so Scheerle-Walz. Weitere seltene Exponate in der Ausstellung sind beispielsweise von den Marken RTM und C.M. zu sehen.
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Die Motorräder stammen von vier Leihgebern – einer davon ist Heimberger selbst. Er stellt seine Moto Guzzi V7 850 GT von 1972 aus, ein schweres Tourenmotorrad mit markanter roter Lackierung, das er bis vor Kurzem noch selbst gefahren hat.
Heimberger, Scheerle-Walz und Lektorin Beate Schick – die einzigen drei Festangestellten des Museums – arbeiteten fast ein Jahr lang daran, geeignete Motorräder auszuwählen und Leihanfragen zu stellen. Unterstützung bekamen sie von einem erweiterten Team – sogar aus Australien.

Heiko Hagner war für die visuelle Gestaltung der Ausstellung zuständig, Jakob Appel für die Illustrationen. Zusätzliche Expertise kam von Michael Fuller aus Australien, einem Ducati-Spezialisten, der ein Unternehmen für Ducati-Ersatzteile betreibt. „Er steckt sozusagen im Motor der Ducati“, sagt Scheerle-Walz lachend. Fuller fühlt sich dem Museum eng verbunden – er und seine aus Heilbronn stammende Frau, selbst Motorradrennfahrerin, haben sogar im Museum geheiratet.
Italienische Ikonen auf zwei Rädern
Eine weitere aufwendige Arbeit übernahm Heimberger mit der neu installierten Audiostation „Sound of Italy“. Sie bietet alles – von tief brummenden Einzylindern bis zu kreischenden Vierzylinder-Rennmaschinen. Ein Bildschirm spielt Motorengeräusche der Ausstellungsstücke und weiterer Modelle ab. „Manche Aufnahmen habe ich von alten Schallplatten abgenommen“, erzählt Heimberger stolz. „Für Motorradfans ist hier alles dabei.“
Erste Begeisterung zeigte sich bereits bei einem Besuch einer italienischen Motorradgruppe: „Sie waren völlig hin und weg, lagen auf dem Boden, um die Motoren genau zu betrachten“, berichtet Scheerle-Walz. Auch Michael Fuller legte sich auf den Boden. Ließ es sich nicht nehmen, einige Exponate noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu hat Heimberger natürlich interessante Infos parat – schließlich kennt er sich mit den Zweirädern bestens aus.