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Wenige Teilnehmer und speziell auf die Lebensrealität bestimmter Zielgruppen abgestimmte Lerninhalte: Mit dem Modellprojekt "Slow fit" sollen im Landkreis Heilbronn nun auch die Menschen Deutsch lernen können, die mit dem regulären Kursangebot nicht erreicht werden. 

Die Kurse des Pilotprojekts "Slow fit" berücksichtigen auch die individuellen Lebensrealitäten und Lernkompetenzen der Teilnehmer.
Die Kurse des Pilotprojekts "Slow fit" berücksichtigen auch die individuellen Lebensrealitäten und Lernkompetenzen der Teilnehmer.  Foto: Ole Spata

Mit gezielten, individuell auf die Teilnehmer zugeschnittenen Deutschkursen will der Landkreis Heilbronn Menschen fördern, die Schwierigkeiten haben, regulären Sprachlernangeboten zu folgen. Im März startete deshalb das Pilotprojekt "Slow fit". Rund 70 Menschen haben im Rahmen des Programms bislang an fünf geförderten Angeboten teilgenommen. 

Bund fördert Modellprojekte abseits des Regelangebots 

Das Projekt "berücksichtigt die Lebensrealitäten der Menschen und schafft damit einen wichtigen Beitrag zur Integration und Teilhabe", ist Ute Leidig überzeugt. Die Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration hat sich dieser Tage im Rahmen ihrer Sommertour im Landratsamt mit Vertretern von Verwaltung und Bildungseinrichtungen sowie Landrat Norbert Heuser zum Thema ausgetauscht. Eigentlich liegt die Zuständigkeit für das Sprachkursangebot beim Bund. Weil aber das Angebot des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF)  zur Sprachförderung manche Gruppen nicht erreiche, setze der Bund rund ein Drittel seiner Fördermittel für Modellprojekte wie "Slow fit" ein.

Das im März dieses Jahres gestartete Pilotprojekt ist ein alternatives Format, das speziell für Menschen konzipiert wurde, die durch reguläre Sprachkurse nicht erreicht werden, etwa weil sie gesundheitlich beeinträchtigt sind oder in ihrem bisherigen Leben noch keine Schule besucht haben. Die Kurse werden zum Teil dezentral angeboten und umfassen je 15 bis 20 Unterrichtseinheiten pro Woche. Gelernt wird dabei in Kleingruppen von maximal 15 Teilnehmern.

Zurechtfinden in einem neuen Land: Neben Vokabeln vermitteln die Kurse auch Orientierungshilfen für den Alltag. 
Foto: Archiv/dpa
Zurechtfinden in einem neuen Land: Neben Vokabeln vermitteln die Kurse auch Orientierungshilfen für den Alltag. Foto: Archiv/dpa  Foto: Frank Rumpenhorst

Lerninhalte sollen helfen, sich im Alltag zurechtzufinden

Ziel ist es, individuelle Hintergründe und Lernkompetenzen der Teilnehmer zu berücksichtigen und gemeinschaftlichen Unterricht in Kleingruppen zu fördern. Denn: "Alle Zuwanderergruppen sollen so schnell wie möglich Deutsch lernen", sagt Katharina Fischer, Leiterin des Amts für Migration und Integration im Landratsamt. Mit "Slow fit" könnten Lücken geschlossen werden, die Standardangebote zum Spracherwerb haben, so Fischer weiter, und auch jene Menschen mitgenommen werden, die sonst bei Kursen durch das Raster fallen würden. Denn im Gegensatz zu den Regelformaten des BAMF könne "lebensnah" unterrichtet und Vokabeln vermittelt werden, die die Teilnehmer benötigen, um sich im Alltag zurechtzufinden.

Ein Kernelement ist die Netzwerkstruktur. Der Landkreis Heilbronn arbeitet im Rahmen des Projekts eng mit vier Kooperationspartnern zusammen: der Akademie für Kommunikation und Integration (AKI) Bildungs GmbH, den Volkshochschulen Unterland und Neckarsulm sowie der Sinsheimer USS GmbH. "Dadurch können Lerngruppen entstehen, die sich nur auf eine bestimmte Zielgruppe konzentrieren", ergänzt Karen Württemberger, Bildungskoordinatorin im Landratsamt für Neueinwanderer. "Mein Kurs etwa bestand ausschließlich aus Frauen, die zum Teil auch ihre Kinder dabei hatten", berichtet Katrin Held, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache an der VHS Unterland. In der AKI richtete sich ein anderer Sprachkurs gezielt an Menschen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung.  

Kursinhalte speziell auf Teilnehmergruppen abgestimmt

"An Integration führt einfach kein Weg vorbei", betont Landrat Norbert Heuser. "Besonders in Zeiten, in denen Mittel für Integrationskurse gekürzt werden sollen, ist es wichtig, dass wir hier vor Ort durch innovative Ansätze die Integration fördern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen", betont Heuser. Er werde deshalb auch künftig "den mahnenden Finger in Richtung Landesregierung heben, wenn es dort um Kürzungen in diesem Bereich geht". Bei der Staatssekretärin stößt der Landrat auf offene Ohren: "Wir sind total darauf angewiesen, dass Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen und hier arbeiten", so Leidig. Und eben dafür "ist der Spracherwerb eine elementare Voraussetzung".

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