Entwickeln sich „Zu-verschenken-Boxen“ im Raum Heilbronn zu wilden Müllkippen?
Was eigentlich gut gemeint ist, entwickelt zunehmend zum Problem: Wilde Müllkippen, getarnt als „Zu-verschenken“-Boxen. Erfahrungen aus den Kommunen im Raum Heilbronn.
„Zu verschenken“, „Bitte gerne mitnehmen“ und so weiter: Immer häufiger stellen Bürger gebrauchte Gegenstände, die sie für zu schade zum Wegwerfen halten, zum Verschenken oder Mitnehmen vor die Haustüre. Das ist in den meisten Fällen gut gemeint und tatsächlich finden viele der dargebotenen Sachen ihre Abnehmer: Zweitnutzung ist auch eine Form von Nachhaltigkeit. Leider sind nicht alle dieser Angebote tatsächlich noch brauchbar. In vielen Fällen wäre es besser, die Sachen zu entsorgen. Die ersten Kommunen klagen bereits über diese Form getarnter Müllkippen.
Wie läuft es in Städten und Gemeinden in der Region Heilbronn?
Heilbronner Ordnungsdienst ermittelt bei Bedarf den Verursacher
„Zu-verschenken-Kisten“ tauchen im Heilbronner Stadtgebiet immer wieder auf, sagt Stadtsprecherin Claudia Küpper. Sie würden zwar wegen des Nachahmungseffektes nicht gerne gesehen, in der Regel aber geduldet und nicht geahndet, wenn sie tatsächlich nur für wenige Tage auf die Straße gestellt werden.
„Wo sie sich negativ auf das Stadtbild auswirken, ermittelt der kommunale Ordnungsdienst auch schon mal den Verursacher und bittet um rasche Beseitigung“, so die Sprecherin. Bußgelder seien noch nicht verhängt worden.

Öhringer Stadtsprecherin: Vereinzelt kann es zu Missbrauch der „Zu-verschenken“-Idee kommen
„Die Öhringer gehen in der Regel sehr verantwortungsvoll mit solchen Verschenk-Angeboten um“, berichtet Öhringens Stadtsprecherin Monika Pfau auf Anfrage. Was vor die Tür gestellt wird, befinde sich meist in gutem bis sehr gutem Zustand. Häufig handele es sich um Glaswaren, Geschirr oder auch Kinderspielzeug, das noch einwandfrei verwendbar ist. „Unsere Bürger haben ein gutes Gespür dafür, was noch sinnvoll weitergegeben werden kann und was tatsächlich in den Müll gehört“, so die Sprecherin. „Natürlich kann es vereinzelt zu Missbrauch kommen, aber dies stellt nach unserer Einschätzung nicht die Regel dar.“
Die Sprecherin selbst sei kürzlich auf dem Nachhauseweg in einer Zu-verschenken-Box fündig geworden: „eine schöne lila Vase“.
Bad Rappenau: Illegaler Müll wird neben „Zu-verschenken“-Boxen gestellt
In Bad Rappenau sind als Geschenke dargestellte Müllkisten zur Zeit „kein riesengroßes Thema“, wie Ordnungsamtsleiter Roland Deutschmann einschätzt. Allerdings gebe es das Problem, dass ähnlich wie bei Sperrmüllaktionen illegal Müll neben solche Boxen dazugestellt werde. „Wir gehen dann auf die Bürger zu.“ In der Wahrnehmung des Ordnungsamts ist das Phänomen der Zu-verschenken-Kisten relativ neu. „Ich kenne das so erst seit zwei Jahren“, berichtet Deutschmann. Früher seien eher Garagenflohmärkte Mode gewesen.
Das Eppinger Ordnungsamt sieht im Stadtgebiet kein Problem mit privaten „Zu verschenken“-Kisten. Insbesondere dann nicht, wenn sie auf privatem Grund aufgestellt werden. „Entsprechend können wir über derartige Müllprobleme nicht berichten“, so die Pressestelle der Stadt.
Zu-verschenken“-Boxen: Sondernutzung des Gehwegs muss genehmigt werden
In Neckarsulm werden kaum Dinge zum Verschenken oder zum Mitnehmen im öffentlichen Raum angeboten. Dies kommt laut Stadtsprecher Andreas Bracht, wenn überhaupt, nur sehr vereinzelt vor. Dementsprechend seien auch keine Müllprobleme bekannt, die dadurch verursacht würden. Das eigentliche Problem sei wilde Müllentsorgung: „Leider immer öfter zu beobachten“, so der Stadtsprecher.
Wie ist das Ganze gesetzlich geregelt? Bad Rappenaus Ordnungsamtsleiter unterscheidet den genauen Abstellplatz. Wenn die Kiste auf privatem Grund und Boden, etwa in einer Toreinfahrt abgestellt ist, ergeben sich demnach keine rechtlichen Komplikationen. Anders sei es, wenn öffentliche Verkehrsflächen, zu denen Gehwege zählen, beansprucht werden. „Theoretisch könnte das eine Sondernutzung sein und damit genehmigungspflichtig.“

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