Wie geht es mit dem Posten des Ortsvorstehers in Plattenwald weiter?
Der Ortschaftsrat in Plattenwald stimmt gegen den bisherigen Amtsinhaber und einzigen Bewerber. Wahl wird im September wiederholt.

Der Bad Friedrichshaller Stadtteil Plattenwald hat seit knapp 25 Jahren einen hauptamtlichen Ortsvorsteher. Derzeit ist der Posten jedoch unbesetzt. Und das, obwohl es einen Bewerber gibt. Der bisherige Amtsinhaber Mykola Heinrich möchte gern weitermachen, der Ortschaftsrat hat aber etwas dagegen. „Ich war sehr überrascht“, sagt Mykola Heinrich über das Wahlergebnis. Sechs Räte hatten mit Nein und vier mit Ja gestimmt. Zwei enthielten sich. Es habe sich vorher nicht abgezeichnet, dass seine Bewerbung keinen Erfolg haben könnte, sagt Heinrich, dessen Amtszeit am 31. Juli endete.
Im Nachhinein wurde zudem festgestellt, dass die Wahl ungültig war, da Heinrich sich daran beteiligt hatte, informiert Ortschaftsrat Horst Stepan auf Nachfrage. Auf die Gründe, warum Heinrich keine Mehrheit bekam, wollte er nicht eingehen. In jedem Fall muss neu gewählt werden. Der Ortschaftsrat hat den Termin auf 19. September festgelegt. "Darüber hat mich bisher niemand informiert oder zur Sitzung eingeladen", sagt Mykola Heinrich im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch sei aus dem Gremium bisher niemand mehr auf ihn zugekommen.
Nach der Urlaubszeit soll es noch klärende Gespräche geben
Geschäftsführend kümmert sich der Oedheimer trotzdem weiter um die Verwaltungsstelle in Plattenwald, er ist immer noch als Beamter der Stadt im Dienst. Wie es mit der Stelle des Ortsvorstehers weitergeht, ist jedoch unklar. „Es wird nach der Urlaubszeit klärende Gespräche geben“, sagt Bürgermeister Timo Frey. „Darin wird geklärt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass Herr Heinrich mehrheitsfähig ist.“
Probleme zwischen dem Ortschaftsrat und dem Ortsvorsteher waren Bürgermeister Frey im Vorfeld nicht bekannt, sagt er. Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus laufe aber nicht immer reibungslos. „Es kommt auf einen guten Informationsfluss an. Daran kann man noch arbeiten“, sagt er. Auch müsse das Gesamtinteresse der Stadt vor den Interessen eines einzelnen Stadtteils stehen. Timo Frey betont aber auch, dass der „Findungsprozess“ Zeit brauche. Schließlich gab es seit 1999 erst zwei Wechsel auf dem Chefsessel in Plattenwald. 18 Jahre lang war Walter Krinke Ortsvorsteher, danach übernahm für rund dreieinhalb Jahre Patrick Dillig. Auf ihn folgte Mykola Heinrich 2021. „Das sind alles völlig unterschiedliche Personen.“ Die Kommunikation könne man natürlich immer verbessern, findet Mykola Heinrich. Dass er als Fürsprecher für Plattenwald aber auch mal eine konträre Position zur Stadtverwaltung habe, sei normal.
Mykola Heinrich möchte seine Arbeit im Plattenwald gern fortführen
Mykola Heinrich hofft weiterhin, dass er seine Arbeit fortführen kann. „Mir liegen die Menschen sehr am Herzen.“ Es sei nach der Pandemie gelungen, wieder ein Miteinander im Stadtteil zu etablieren. Dazu sei zum Beispiel das Fest der Kulturen wichtig, bei dem dieses Jahr so viele Besucher gewesen seien wie selten zuvor. Viele Einwohner des Stadtteils seien motiviert, sich einzubringen.
„Er hat viel für uns getan und einen guten Draht zu uns, zu den Jugendlichen“, sagte eine Frau, die kürzlich mit drei Mitstreitern zur Bürgerfragestunde des Gemeinderats gekommen war, über Mykola Heinrich. Sie informierte sich dort über die Gründe und das weitere Vorgehen im Hinblick auf die Wahl. Für sie sei nicht verständlich, warum der Ortsvorsteher nicht wiedergewählt worden sei.
Plattenwald ist der jüngste Stadtteil von Bad Friedrichshall
Der Bad Friedrichshaller Stadtteil Plattenwald entstand im Zuge des Wohnungsbauprogramms des Landes Baden-Württemberg in den Jahren 1992 bis 1998. Nachdem der Ministerrat des Landes Baden-Württemberg am 18. Dezember 1989 das Sonderprogramm „Wohnungsbauschwerpunkte“ mit Fördermitteln für Wohnungen von Aus- und Übersiedlern beschlossen hatte, meldete die Stadt Bad Friedrichshall bereits am 20. Dezember ein zunächst noch Plattenäcker genanntes Siedlungsbauprojekt zur Aufnahme in das Sonderprogramm an. Als Standort für die Siedlung wurde der Bereich zwischen dem Klinikum am Plattenwald und dem nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffenen Neckarsulmer Stadtteil Amorbach ausgewählt. Die ersten Bewohner des neu gegründeten Stadtteils zogen im März 1993 ein. Der Stadtteil ist der einzige, der seit 1999 einen hauptamtlichen Ortsvorsteher hat. Untergriesheim und Duttenberg haben den Posten ehrenamtlich besetzt.
