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Wie ein Ilsfelder jungen Menschen auf politischer Ebene Gehör verschaffen will

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Florian Brod aus Ilsfeld möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Zwei Jahre lang ist er Jugenddelegierter für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen.

Seit seiner Wahl zum Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen hat Florian Brod auch immer wieder mit hochrangigen Politikern im Berliner Reichstag zu tun.
Seit seiner Wahl zum Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen hat Florian Brod auch immer wieder mit hochrangigen Politikern im Berliner Reichstag zu tun.  Foto: privat

„Ich habe drei Tage lang geglaubt, die Agenda 2030 kann bis 2030 umgesetzt werden“, erinnert sich Florian Brod an sein Freiwilliges Soziales Jahr beim polnischen Pfadfinderverband vor fünf Jahren, bei dem er zum ersten Mal von diesem globalen Plan der Vereinten Nationen (UN) gehört hat. Als er realisiert hat, dass das utopisch ist – „nur mit 17 Prozent der Ziele ist man aktuell auf dem richtigen Weg“ – war das für den Ilsfelder aber kein Grund, frustriert zu sein. Vielmehr war es ihm Ansporn, durch persönlichen Einsatz „die Welt zu einem besseren Ort zu machen“. Seit Anfang 2025 vertritt Florian Brod als Jugenddelegierter für Nachhaltige Entwicklung die Interessen junger Menschen aus Deutschland auf UN-Ebene.

Seit der Kindheit bei den Pfadfindern 

Als Gruppenkind bei den Ilsfelder Pfadis groß geworden, hat sich Brod zunächst sowohl als Gruppenleiter als auch auf Bundesebene in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit des Verbands Christlicher Pfadfinder engagiert. 2022 und 2023 war er mitverantwortlich für die Nachhaltigkeitsarbeit im deutschen Kontingent zum Weltpfadfinderlager in Südkorea.

Seit Anfang 2024 engagiert sich Florian Brod als Vertreter für den Ring deutscher Pfadfinder bei der Koordinierungsstelle Jugendbeteiligung in Klimafragen. „Dort habe ich mich in den letzten eineinhalb Jahren zunehmend politisiert“, so Brod. „Nicht nur Klimaschutz liegt mir am Herzen, sondern auch der Abbau struktureller Benachteiligung oder Geschlechter- und Generationenungerechtigkeit.“

„Über viele Ecken“ habe er dann von der Möglichkeit erfahren, sich als Jugenddelegierter für Nachhaltige Entwicklung zu bewerben: „Ich habe nicht den perfekten Plan, vieles hat sich ergeben und entwickelt.“ Auch dieses Mal: Das Bundesumweltministerium und der Bundesjugendring haben den 24-Jährigen für das zweijährige Ehrenamt ausgewählt, das er seit Januar mit Audrey MacLean aus Passau ausübt.

Junge Menschen für Demokratie begeistern

Auf Social Media, mit Workshops oder Vorträgen in Schulklassen, Jugendhäusern und bei Jugendorganisationen möchten die beiden der jungen Generation nicht nur die Ziele die Agenda 2030 und deren Bedeutung auch auf lokaler und regionaler Ebene näher bringen, sondern sie darüber hinaus „für ehrenamtliche politische Arbeit und Demokratie begeistern“, so Brod. Wer Interesse habe, könne sich bei ihm und Audrey MacLean unter jugenddelegierte@dbjr.de melden.

„Ich habe Bock drauf, und ich brenne dafür“, sagt Florian Brod über seine neue Aufgabe. Und das, was er selbst dabei lerne, könne er auch für sein Studium anwenden. Den Bachelor in Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen hat Florian Brod in der Tasche, nächstes Ziel ist der Master in Europapolitik.

Bei seinen Tübinger Professoren hofft er auf Verständnis, wenn er in seiner Mission unterwegs ist. Sei es beim Energiewendekongress im Auswärtigen Amt in Berlin, bei der Vorbereitung auf das Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung der UN in Genf oder beim Forum selbst im Juli in New York. „Alle fünf Jahre schreiben die Länder einen Staatenbericht über den Stand ihrer Bemühungen. Audrey und ich durften ein Statement für Deutschland dazu abgeben“, ist Brod stolz. Vor Ort würden sie zudem eine Diskussion zum Ziel Nummer 14 der Agenda 2030 – „Leben unter Wasser“ – organisieren.

Ehrenamt bietet Zugang zu politischen Akteuren

In seiner Funktion als Jugenddelegierter versteht sich Florian Brod auch als „Stimme junger Menschen“ für Zukunftsthemen. Das Ehrenamt trage dazu bei, dieser Stimme Gehör zu verschaffen: „Es gewährt mir Zugang zu politischen Akteuren. Die Hürden für junge Menschen, ihre Bedürfnisse vorzubringen, sind normalerweise gigantisch hoch.“ Zumal sie in politischen Ämtern deutlich unterrepräsentiert seien: „50 Prozent der Weltbevölkerung sind unter 30 Jahre alt, aber nur 2,6 Prozent der Parlamentarier.“

Für die UN agiert Brod zwar ehrenamtlich, „aber ich sehe es als Job und arbeite zehn bis 20 Stunden pro Woche dafür“. Und Nachhaltigkeit im Alltag zu leben, ist für den Studenten selbstverständlich. Er nutzt den ÖPNV, ist Vegetarier, kauft wenig und wenn, nur nachhaltig produzierte Kleidung. Florian Brod: „Das ist eine Grundeinstellung. Ich will anderen keine Vorschriften machen.“

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung  ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen. Die Ziele stehen unter folgenden Überschriften: 1. keine Armut, 2. kein Hunger, 3. Gesundheit und Wohlergehen, 4. hochwertige Bildung, 5. Geschlechtergleichheit, 6. sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, 7. bezahlbare und saubere Energie, 8. menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, 9. Industrie, Innovation und Infrastruktur, 10. weniger Ungleichheiten, 11. nachhaltige Städte und Gemeinden, 12. nachhaltiger Konsum und Produktion, 13. Maßnahmen zum Klimaschutz, 14. Leben unter Wasser, 15. Leben an Land, 16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen, 17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

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