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Wie die Wengerterfamilie Seybold aus Lauffen der Krise trotzt

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Spannender Auftakt zum Stimme-Lesersommer in und um das mehrfach preisgekrönte Lauffener Bio-Weingut Seybold: Was hat es bloß mit einem Eiskeller und einem Weltkriegsbunker auf sich?

Cooler Stimme-Lesersommer: Den über 300 Jahre alten Eiskeller einer ehemaligen Lauffener Hausbrauerei haben die Seybolds gereinigt, gerichtet und zugänglich gemacht, ebenso einen Verteidigungsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
Cooler Stimme-Lesersommer: Den über 300 Jahre alten Eiskeller einer ehemaligen Lauffener Hausbrauerei haben die Seybolds gereinigt, gerichtet und zugänglich gemacht, ebenso einen Verteidigungsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.  Foto: Kunz, Christiana

Im Herbst 2023 erntete das Bio-Weingut Seybold den Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbunds und des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Vor wenigen Tagen heimste es den Tourismus-Preis Baden-Württemberg ein. Und am Donnerstag gestaltete der in vielerlei Hinsicht vorbildliche Lauffener Familienbetrieb den Auftakt zum Stimme-Lesersommer.

Zwei spannende Stationen im Untergrund der terrassierten Steillagen

Mit genau 536 Einsendungen erzielte die Aktion unter allen anderen den bisherigen Bewerberrekord. Das lässt sich leicht erklären: Am Ende einer vierstündigen, von Weinerlebnisführerin Cathrin Seybold und ihrem Bruder Christian geleiteten Planwagenrundfahrt, waren zehn glückliche Gewinner hellauf begeistert: von der mobilen, mit Häppchen abgerundeten Weinprobe, von den ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Infos, von der mit Steillagen gekrönten Kulturlandschaft, von faszinierenden Aussichtspunkten, vor allem aber von zwei außergewöhnlichen Stationen: einem Eiskeller aus dem Jahr 1700 und einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg.


Beides hat die Familie, zu deren hartem Kern auch die Senioren Peter und Gudrun Seybold sowie deren Enkelsohn Fynn (acht Jahre) gehören, zusammen mit Ehrenamtlichen mit viel Aufwand gereinigt, gerichtet und zugänglich gemacht.

Bei einer Raumtemperatur von 14 Grad sorgte der vier Meter hohe und bis zu 35 Meter tief in den Muschelkalk getriebene Eiskeller während der Tour für eine willkommene Abkühlung. Während der höhlenartige Raum bei Führungen und Aktionstagen geöffnet ist, nutzte ihn bis vor gut 100 Jahren die Hausbrauerei des einstigen Lauffener Gasthauses Schwanen als Eislager. „Bei den Fliegerangriffen auf Lauffen im Zweiten Weltkrieg diente er als Schutzbunker“, weiß Christian Seybold aus Erzählungen von Augenzeugen.

Als Verteidigungsbunker indes diente jenseits des Neckars unweit des wildromantischen Krappenfelsens ein imposantes Betonbauwerk, das 1935 als Teil der Neckar-Enz-Linie in den Fels gemauert und 1947 teils gesprengt und verschüttet wurde. Wie Cathrin Seybold wusste, bezogen hier im Wechsel zwölf Wehrmachtssoldaten Stellung, wobei die von Westen herannahenden Alliierten dann nicht in Lauffen über den Neckar übersetzten, sondern an Ostern 1945 in Heilbronn.

Immer mehr Branchen: Weinbau in Steillagen rentiert sich nicht mehr

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Friedlich, harmonisch und teils idyllisch gestaltet sich die Kulturlandschaft rund um Lauffen, wobei die Seybolds auch ihr Terrassenhäuschen in der Seehalde für Weinevents nutzen. Hinter der verlandeten Neckarschleife, Getreidefeldern und topfebenen Weingärten setzen historische Steillagen dem Horizont die Krone auf. „Die braunen Lücken sind Brachen. Leider werden es immer mehr“, erklärt Seybold, weil sich der Weinbau dort für viele Kollegen kaum noch rentiere. In seinem nach dem Austritt aus der Genossenschaft erst 2016 gegründeten Weingut liegen drei von 14 Hektar in Terrassenlagen.

Zum Wohl auf den Württemberger Wein und auf jene, denen wir ihn zu verdanken haben.
Zum Wohl auf den Württemberger Wein und auf jene, denen wir ihn zu verdanken haben.  Foto: Kunz, Christiana

Insgesamt setze man zunehmend auf pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen, kurz Piwis, um den Aufwand für Pflanzenschutz zu reduzieren und damit den Geldbeutel und vor allem die Umwelt zu schonen. Neben kräftigen Erntehelfern freut sich die Familie auch über Reben-Patenschaften von Kunden, die für ihren finanziellen Einsatz Gegenleistungen in Form von Schildern, Wein und Events bekommen. „Marketing und Feste werden immer wichtiger“, weiß der Oenologe, weil der klassische Weinverkauf im Hofladen, wo es unter anderem auch eigene Destillate und Kürbis-Produkte gibt, wie überall rückläufig sei.

Infos und Kontakt

Wie etliche andere ambitionierte Betriebe in Württemberg lädt das erst 2015 gegründete Lauffener Bio-Weingut Seybold regelmäßig zu Veranstaltungen, bei denen Weinerlebnisführerin und Goldschmiedin Cathrin Seybold den Hut auf hat. So zum Beispiel an diesem Samstag, 27. Juli, ab 17 Uhr, mit dem Weingut Wörthmann rund um die Wetterfahne im Gewann Hohfeld, bei Regenwetter im Weingut in den Herrenäckern 28/1. Dort ist von 10. bis 12. August einmal mehr der regelmäßige Fest-Klassiker „Wein unter Palmen“ angesagt. Neben Weinproben gibt es Erlebnistouren mit dem Planwagen, die nächste am 11. August. Infos auf www.weingut-seybold.de.

Christian und Cathrin Seybold (vorne) mit Stimme-Lesern. Insgesamt hatten sich 536 für die Tour beworben.
Christian und Cathrin Seybold (vorne) mit Stimme-Lesern. Insgesamt hatten sich 536 für die Tour beworben.  Foto: Kunz, Christiana
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