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Serie „Besser laufen“
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Welcher Laufschuh passt zu mir? Orthopäde und Fachhändler geben Tipps

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Die Auswahl ist groß, die Überforderung oft auch: Was müssen Laufeinsteiger beim Kauf ihrer Schuhe für ein effektives Lauftraining beachten?


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Wer im Geschäft von Lauf- und Triathlon-Spezialist Andi Wenz nach neuen Laufschuhen sucht, wird sofort instruiert: Schuhe ausziehen, Hosenbeine hochkrempeln und ein paar Meter auf und ab gehen.

Daniel Herold folgt den Anweisungen. Der Leingartener ist auf Empfehlung seiner Fitnesskollegen ins Sportteam Heilbronn gekommen. Nach seinem ersten Hyrox-Wettkampf möchte er sein Lauftraining optimieren – dafür benötigt er ein passendes Paar Laufschuhe.

Neckarsulmer Sportarzt: Verletzungsrisiko steigt bei ungeeigneten Schuhen

Besonders Laufeinsteiger sind von der riesigen Auswahl an Marken und Modellen oft schnell überfordert. Wie finde ich den richtigen Schuh? Das ist die wichtigste Einstiegsfrage. „Der Laufschuh ist die Grundlage von allem. Er vermittelt den direkten Kontakt zum Boden“, erklärt der Neckarsulmer Sportarzt und Orthopäde Dr. Boris Brand. Wer zu lange in ungeeigneten Schuhen läuft, riskiert Verletzungen.

Andi Wenz (rechts) berät Daniel Herold in seinem Heilbronner Sportgeschäft zu den passenden Laufschuhmodellen.
Andi Wenz (rechts) berät Daniel Herold in seinem Heilbronner Sportgeschäft zu den passenden Laufschuhmodellen.  Foto: Christiana Kunz

Häufig behandelt Brand Patienten mit Überlastungsschäden und Reizzuständen der Sehnen. Das Spektrum reicht von Entzündungen bis hin zu Ermüdungsbrüchen. „Der Schuh beeinflusst nicht nur den Fuß, sondern den gesamten Bewegungsapparat“, erläutert Brand. Knie- oder Hüftprobleme und Schmerzen im Iliosakralgelenk können bei falschem Schuhwerk die Folge sein. Der Schuh muss daher individuell an den Fuß des Läufers angepasst sein.

Füße unterscheiden sich anatomisch stark, es gibt etwa Senk-, Spreiz-, Knick- oder Plattfüße – Fehlstellungen, die im Alltag kaum auffallen, bei regelmäßiger Belastung aber Probleme verursachen können. „Die erste Frage lautet deshalb: Brauche ich zur Unterstützung Einlagen?“, erklärt Brand. Schon anhand der Sohle des Straßenschuhs kann er Rückschlüsse auf den Laufstil seiner Patienten ziehen.

Gang-Analyse im Fachgeschäft: Verletzungen müssen einberechnet werden

Daniel Herold war die persönliche Beratung im Sportteam wichtig. „Meine Fitnesskollegen haben mir empfohlen, für die passenden Laufschuhe hierher zu kommen.“ Zwischen Schuhkartons und Ständern mit Laufbekleidung läuft er einige Schritte, während Andi Wenz mit geschultem Blick beobachtet: Knickt Herold beim Laufen nach innen (Pronation) oder nach außen (Supination)? Weist sein Fuß anatomische Besonderheiten auf? Gibt es Verletzungen, Brüche oder Schmerzen beim Laufen?

Die Analyse zeigt schnell: Herold neigt zur Pronation, es könnte die Ursache für sein Schienbeinkantensyndrom sein. Er benötigt einen gut gedämpften Schuh mit medialer Stütze. Ein neutraler Schuh würde seine Schmerzen möglicherweise verschlimmern. Nach der Ganganalyse bietet Andi Wenz Schuhe derselben Kategorie von unterschiedlichen Herstellern an. Herold testet mehrere Modelle, sein Fazit: „Man läuft wie auf Wolken.“

Auch Volker Häberlen, stellvertretender Leiter von Intersport Grabert Heilbronn, erkennt schon am Gang seiner Kunden, welchen Schuh sie brauchen.

Laufschuhe sind höher und breiter geschäumt – Preise zwischen 150 und 200 Euro 

Im direkten Vergleich wüssten die Kunden oft schnell, worin sie sich wohlfühlen, sagt Häberlen, der auf 30 Jahre Verkaufserfahrung zurückblicken kann. Ein Trend, den er über diese Zeit beobachtet hat: Laufschuhe sind leichter geworden, die Sohlen höher und breiter geschäumt mit Stickstoff. „Je weicher, desto besser, stimmt bei Laufschuhen nicht zwingend“, betont Boris Brand. Zu viel Dämpfung mindere die Laufenergie. „Ein guter Schuh sollte sowohl stützen als auch dämpfen.“ 

Zwischen 150 und 200 Euro kosten neue Trainingsschuhe im Schnitt, für viele ist das ein happiger Preis. Dafür bekommen sie Qualität – und noch dazu eine fachkundige Beratung. 

Wie lange können Trainingsschuhe genutzt werden?

Eine der häufigsten Fragen an Andi Wenz ist, wie lange Laufschuhe genutzt werden können. Das hängt vom Gewicht des Läufers ab, erklärt der Lauf-Spezialist. Für einen normalen Trainingsschuh, der drei Mal pro Woche getragen wird, gelten folgende Richtwerte: Frauen sollten die Schuhe nach etwa 800 Kilometern austauschen, Männer nach 1000 Kilometern.

Wer regelmäßig oder längere Strecken läuft, sollte zudem zwischen verschiedenen Laufschuhen wechseln. So wird der Fuß durch unterschiedliche Reize an verschiedenen Stellen be- und entlastet, so Sportmediziner Boris Brand.  

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