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Serie: Handgemacht
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Weinmanufaktur Feucht in Nordheim verkauft handgemachte Weine – Das steckt dahinter

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Rund um das Nordheimer Schlössle betreibt Markus Feucht eine kleine Weinmanufaktur. Seine Weine entstehen in Handarbeit, mit Maischegärung und werden nur direkt vor Ort verkauft.

Als die Presse zu Besuch ist, entscheidet Markus Feucht: „Jetzt probieren wir einen Lemberger aus dem französischen Fass.“ Der Tropfen braucht noch etwas.
Als die Presse zu Besuch ist, entscheidet Markus Feucht: „Jetzt probieren wir einen Lemberger aus dem französischen Fass.“ Der Tropfen braucht noch etwas.  Foto: Ferdinand, Ben

Dass er Künstler durch und durch ist, merkt man schon beim ersten Schritt in sein Haus. Überall stehen Holzskulpturen, Gemälde aus Fäden und andere Kunstwerke – natürlich alle selbst gemacht. Markus Feucht, 58 Jahre alt, ist Kunst- und Techniklehrer an der Schwaigerner Leintalschule.

Nach Feierabend widmet er sich dann einer anderen Kunst – es geht für ihn direkt in die Weinberge oder den Weinkeller. In Nordheim betreibt er eine eigene, kleine Weinmanufaktur.

Kunstlehrer betreibt eigene Weinmanufaktur in Nordheim – und setzt auf alte Techniken

„Im Jahr 2020 hat hier ein Generationenbetrieb in Nordheim seine Weinberge aufgegeben“, erzählt Feucht. Schon 2004 hatte er das Nordheimer Schlösschen, das am alten Neckarlauf auf einem Steilhang liegt, von der Gemeinde angemietet, renoviert und so vor dem Abriss bewahrt. Wie es der Zufall will, liegen seine Reben direkt rund um das Schlösschen – nur etwa 200 Meter von seinem Wohnhaus entfernt.

Heute bewirtschaftet Markus Feucht 20 Ar Trollinger und 14 Ar Lemberger am Nordheimer Steilhang. Auf der aktuellen Weinkarte stehen acht Sorten. Doch als Feucht sie vorstellt, streicht er fast die Hälfte mit einem Stift durch. Warum das? Er lacht: „Alles ausverkauft – nach nur wenigen Wochen.“ Seine „handgemachten Weine“, wie er sie nennt, verkauft er schnell an Privatkunden und einige Restaurants.

Maischegärung und alte Reben: So entsteht Wein bei Markus Feucht in Nordheim

Feuchts Erfolgsrezept: „Alle Trauben werden von Hand gelesen. Die Reben sind 30 Jahre alt, bringen kleine, aromatische Trauben hervor, und ich setze auf die Maischegärung – meine Weine sind also wirklich handgemacht.“

Die Maischegärung ist ein traditionelles Verfahren, bei dem nicht nur der Saft, sondern auch Schalen und Kerne mitvergoren werden. So lösen sich Farbstoffe, Aromen und Tannine – das verleiht vor allem Rotweinen Farbe und Charakter. Während große Kellereien meist auf Stahltanks und eine schnelle, saftbetonte Gärung setzen, greifen kleine Weinmanufakturen wie Feucht zur aufwendigeren Maischegärung. Wie beim Teeziehen: Je länger, desto intensiver. Der höhere Aufwand wird bewusst in Kauf genommen, um Weine mit handwerklichem Profil zu schaffen – und mit gutem Gewissen „handgemacht“ aufs Etikett zu schreiben.

Auch bei schlechtem Wetter zieht es Markus Feucht in den Weinberg. Die diesjährige Traubenlese steht jetzt an.
Fotos: Ben Ferdinand
Auch bei schlechtem Wetter zieht es Markus Feucht in den Weinberg. Die diesjährige Traubenlese steht jetzt an. Fotos: Ben Ferdinand  Foto: Ferdinand, Ben

Weinmanufaktur von Schwierigkeiten der Weinbranche nicht betroffen 

Gerade deshalb, meint Feucht, bekomme er von den aktuellen Schwierigkeiten der Weinbranche wenig mit. Sein Geschäft laufe gut, auf Flaschen bleibe er nicht sitzen. Pro Jahr produziert er schätzungsweise 2000 bis 3000 Liter Wein. Die Preise reichen von 8,50 Euro für einen Trollinger Rosé bis zu 17 Euro für einen im Barrique ausgebauten Lemberger. Reich werde er damit nicht, sagt Feucht: „Davon leben? Unmöglich. Es ist ein Hobby.“ Ein zeitintensives, anspruchsvolles und wenig wirtschaftliches Hobby. Er nickt – und strahlt dabei. „Wer will heute noch Steillagen bewirtschaften? Niemand, richtig“, sagt er.

„Mir gefällt das aber sehr. Mit 21 habe ich die Arbeiten von meinem Onkel gelernt und mit 25 meinen ersten eigenen Wein für die Familie gemacht.“ Auch wenn der, wie er mit einem Schmunzeln zugibt, zunächst in die Richtung Most ging. „Most war damals nicht so im Trend wie heute – da haben alle das Gesicht verzogen“, erinnert er sich und lacht.

Heute verzieht niemand mehr das Gesicht bei seinen Weinen. Nur er selbst – bei der Analyseprobe mit seinem Kellermeister. „Ich bin Idealist – es muss alles stimmen.“

Im Verkaufsbereich seines Weinkellers bietet Markus Feucht acht verschiedene Weine an. Bald kommen die Abfüllungen aus dem Dezember 2022 in den Verkauf.
Im Verkaufsbereich seines Weinkellers bietet Markus Feucht acht verschiedene Weine an. Bald kommen die Abfüllungen aus dem Dezember 2022 in den Verkauf.  Foto: Ferdinand, Ben

Handgemachter Wein aus Nordheim: Warum Markus Feucht auf Versand verzichtet

Seine Weine lagert Feucht im eigenen kleinen Gewölbekeller unter dem Wohnhaus. 15 Eichenfässer à 225 Liter aus verschiedenen Ländern wie Frankreich oder Ungarn verleihen jedem Wein seinen eigenen Charakter.

Direkt daneben: der Verkaufsraum. Wer Wein von der Weinmanufaktur Feucht will, muss vorbeikommen. „Versenden tue ich nichts – der Wein wird geschüttelt oder die Temperatur passt nicht“, sagt Feucht. „Wer meine Weine möchte, muss hierherkommen. Außerdem ist unser Zabergäu so schön – da lohnt sich auch ein Tagesausflug.“

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