Mögliche Bußgelder bei unentschuldigtem Fernbleiben des Unterrichts verhängt das Ordnungsamt. Im Zusammenhang mit den Demonstrationen bei Fridays for Future ist Markus Wenz, Leiter des Staatlichen Schulamts Heilbronn, allerdings auch kein Verstoß mit Bußgeldahndung bekannt.
Heilbronner Schüler und Friedensrat planen Mahnwache gegen Wehrpflicht
Jugendorganisationen rufen bundesweit zum Schulstreik gegen die Wehrpflicht auf – auch in Heilbronn ist eine Mahnwache geplant. Schulen zeigen Verständnis für das gesellschaftliche Engagement, Sanktionen sind eher nicht zu erwarten.
Sie lehnen die geplante Musterung ab und befürchten die Einführung der Wehrpflicht. Ein Bündnis verschiedener Jugendorganisationen ruft am 5. Dezember deshalb bundesweit zum Schulstreik gegen die Wehrpflicht auf. Mit dabei sind laut der Homepage der Veranstalter Städte von Ludwigsburg bis Kiel. Auch Heilbronn ist darunter.
Mahnwache gegen Wehrpflicht an der Heilbronner Nikolaikirche geplant
Hier plant der Friedensrat eine gemeinsame Aktion mit Schülern, voraussichtlich eine Mahnwache an der Nikolaikirche. „Ich versuche, Schüler zu mobilisieren“, sagt der Heilbronner Jugendgemeinderat Benedikt Bihr. Verschiedene Vertreter der Schülermitverwaltungen hat er bereits kontaktiert und für die Aktion geworben. „Ich denke nicht, dass es gut ist, für den Staat zu sterben“, sagt der 20-Jährige, der gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) macht und befürchtet, dass im Ernstfall jeder Mann verpflichtet werden könnte.
Alfred Huber vom Friedensrat: Gut, dass es sich um eine bundesweite Aktion handelt
„Das ist auch für uns Neuland mit den jungen Leuten“, sagt Alfred Huber vom Friedensrat. Dass es sich um eine bundesweite Aktion handelt, findet er gut. Selbst Jahrgang 1943 war der heute 82-Jährige zwar kein Kriegsteilnehmer. Die Kriegsfolgen in der Kindheit aber waren allgegenwärtig. Die Mutter allein mit zwei kleinen Kindern in der beschädigten Wohnung, der Vater nach der Heimkehr aus der Gefangenschaft ein Fremder. „Als ich zum Wehrdienst sollte, habe ich verweigert in einer Zeit, als es noch nicht üblich war.“

An den weiterführenden Schulen scheint sich die Mahnwache allerdings noch nicht herumgesprochen zu haben. „Wir werden schauen, wie viele Schüler sich beteiligen“, sagt Antje Kerdels, geschäftsführende Schulleiterin der Gymnasien und Leiterin des Robert-Mayer-Gymnasiums in Heilbronn. Finde der Termin freitagnachmittags statt, sei sowieso nur ein kleiner Teil der Schüler betroffen.
Heilbronner RMG-Schulleiterin Kerdels: Wir befinden uns in einem Spannungsfeld
„Bei einem Fünftklässler gibt es natürlich strengere Aufsichtspflicht, da können wir ein Fehlen nicht hinnehmen. Anders ist es bei einem Jugendlichen in der Kursstufe, vor dem Abitur. Wir können zwar nicht sagen, das ist in Ordnung.“ Ob Sanktionen folgten, sei aber auch fraglich. „Wir befinden uns in einem Spannungsfeld, denn natürlich wollen wir auch, dass Schüler gesellschaftlich aktiv sind.“
Martin Beck, Schulleiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums Heilbronn, findet, dass die Politik mit einbezogen gehöre, Jugendgemeinderat, die Schülervertretung auf Landesebene. Damals, bei Fridays for Future, seien die Aktionen nicht durchs Schulgesetz gedeckt gewesen. „Das war unentschuldigtes Fehlen, wurde aber wohlwollend zur Kenntnis genommen.“
Keine Anfragen seitens der Schulen bezüglich der Aktion verzeichnet bislang Markus Wenz, Leiter des staatlichen Schulamts Heilbronn. „Offensichtlich ist das noch kein so großes Thema, was nicht heißt, dass es nicht noch eines werden kann.“
Thema könnte auch in Gemeinschaftskunde aufgegriffen werden
Wie auch immer man zu diesem Streikaufruf stehe, sei das sicher ein wichtiges Thema für Jugendliche, das allerdings auch im Gemeinschaftskundeunterricht seinen Platz für eine differenzierte Betrachtung und Diskussion haben könne.
Rechtlich gelte die Schulversuchsverordnung, wonach der regelmäßige Besuch des Unterrichts erforderlich sei. „Ansonsten kann die Schulleitung ein Versäumnis bereits beim ersten Verstoß an das jeweilige Ordnungsamt melden, wo ein Bußgeld verhängt werden kann.“
Es gebe zwar die Möglichkeit, Schüler unter bestimmten Bedingungen vom Unterricht zu befreien. „Jedoch sehe ich im vorliegenden Fall dafür keine Grundlage.“
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