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Feiertag der Landwirte
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Was steckt eigentlich hinter dem heutigen Erntedank-Fest? 

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An diesem Sonntag steht „Erntedank“ im Kalender. Was hat es damit auf sich? Der evangelische Pressepfarrer Dan Peter über die Aktualität eines uralten christlichen Feiertags mit jüdischen Wurzeln.

Wie hier vor einem Jahr in der Heilbronner Wartbergkirche feiern an diesem Sonntag viele Kirchengemeinden in Gottesdiensten Erntedank.
Wie hier vor einem Jahr in der Heilbronner Wartbergkirche feiern an diesem Sonntag viele Kirchengemeinden in Gottesdiensten Erntedank.  Foto: Seidel, Ralf

Am ersten Oktobersonntag  – teils auch vorher oder nachher – feiern viele Gemeinden und landwirtschaftliche Vereine Erntedank: in reich geschmückten Kirchen und oft mit Kindern. Aber worum geht es dabei denn? Wo liegen die Wurzeln? Was passiert mit den vielen Lebensmitteln am Altar? Der evangelische Württemberger Pressepfarrer Dan Peter weiß es.

Erntedank – was ist das eigentlich?

Dan Peter: Christen danken an diesem Tag Gott für die vielfältigen Gaben, mit denen er die Menschen in großer Fülle beschenkt. Dabei geht es zunächst um den Dank für eine gute Ernte und für Lebensmittel im Allgemeinen, zugleich aber auch um alles Gute und Hilfreiche, das Menschen als Gottesgabe erfahren. Auch die Schöpfungsbewahrung und der sorgsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen spielen heutzutage eine Rolle, Stichwort Lebensmittel-Verschwendung.

Wo und wie wird Erntedank gefeiert?

Peter: Erntedank wird meist im Gottesdienst mit starker Einbindung von Kindern gefeiert, aber auch von Landwirten, Winzern und Gartenbauvereinen. In der Regel ist der Altar – oder die Bühne – mit Obst, Gemüse, Getreide und Lebensmitteln dekoriert.

Kann man angesichts von Hunger, Krieg und Vertreibung danken?

Peter: Ja. Wer dankbar genießt, macht sich bewusst, dass nichts von unserem Überfluss und Reichtum selbstverständlich ist. Wer dankbar lebt, wird achtsamer und großzügiger, setzt sich eher für andere ein, hilft praktisch oder finanziell, sieht sich mit in der Verantwortung, die Not anderer zu lindern.

Was passiert mit den Lebensmitteln?

Peter: Sie gehen an karitative Organisationen wie etwa Tafelläden und kommen so bedürftigen Menschen zugute. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass die Dankbarkeit für Gottes reichen Segen unlösbar mit der Verantwortung für die Schwächeren verbunden ist.

Seit wann wird Erntedank gefeiert?

Peter: Das Fest ist im Christentum seit dem 3. Jahrhundert belegt, es steht aber in Verbindung mit vor- und außerchristlichen religiösen Festen, bei denen die Menschen ihren jeweiligen Gottheiten für die Ernte dankten und danken.

Feiern Juden und Muslime auch?

Peter: Das Judentum feiert den Dank für Gottes Schöpfung sogar zweimal: 50 Tage nach Pessach gilt das Fest Schawuot unter anderem der Dankbarkeit, speziell für Getreide. Beim Laubhüttenfest Sukkot geht es neben der Dankbarkeit für die Errettung des Volkes Israel aus Ägypten auch um den Dank für die Ernte. Der Islam kennt kein spezifisches Erntedankfest, aber der Grundgedanke spielt beim Fastenmonat Ramadan eine wichtige Rolle.

Ist Erntedank dasselbe wie Thanksgiving in den USA und Kanada?

Peter: Die Grundidee ist ähnlich, aber Thanksgiving ist dort ein nationaler Feiertag, wird am vierten Donnerstag im November gefeiert und erinnert an das Leben der ersten Siedler. Es ist das wichtigste Familienfest im Jahr. Im Mittelpunkt steht ein festliches Abendessen mit der Familie und Freunden.

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