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Fleiner Hilfsprojekt Shining Eyes
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Was aus dem Wunsch einer Fleiner Kinderärztin, zu helfen, geworden ist

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Durch das Wirken von Dr. Monika Golembiewski und ihrer Mitstreiter hat sich die Lebenssituation der armen Santal-Bevölkerung im indischen West-Bengalen verändert. Die medizinische Versorgung in der Kinderklinik und die Dorfentwicklungsprogramme tragen Früchte.

Monika Golembiewski bei einer ihrer Dorf-Sprechstunden. Bei der Untersuchung kann sie kranke und mangelernährte Kinder ausfindig machen. Familien mit Kleinkindern erhalten Zusatznahrung, Eisentropfen und Saatgut.
Monika Golembiewski bei einer ihrer Dorf-Sprechstunden. Bei der Untersuchung kann sie kranke und mangelernährte Kinder ausfindig machen. Familien mit Kleinkindern erhalten Zusatznahrung, Eisentropfen und Saatgut.  Foto: privat

„Erfüllt“ ist Dr. Monika Golembiewski von ihrem fünften Aufenthalt in Indien in diesem Jahr vor kurzem zurückgekehrt. Da ist ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Die Strukturen seien gefestigt, die Abläufe im Kinderkrankenhaus St. Mary und beim Gesundheitsprogramm in 13 Dörfern der armen Santal-Bevölkerung in Westbengalen. Seit 31 Jahren kümmert sich die Fleiner Kinderärztin um mangelernährte und kranke Kinder sowie deren Mütter und versucht, mit Ernährungs- und Gesundheitsprogrammen die Lebenssituation zu verbessern. 2009 gründete Golembiewski den Verein Shining Eyes, dessen Vorsitzende sie ist.

„Es ist eigentlich unglaublich“, meint Golembiewski, wenn sie an die Anfänge zurückdenkt. Wie unbedarft sie 1994 nach Indien gekommen sei. „Ich hatte den Wunsch, zu helfen. Was daraus geworden ist, ist unvorstellbar“, konstatiert sie. In Indien ein Krankenhaus zu bauen, sei gar nicht so einfach. Die Behörden hätten ihr Felsen in den Weg gelegt, beschreibt sie die Herausforderung. „Geht nicht“, lässt die Fleinerin nicht gelten.  „Wir haben uns nicht abhalten lassen.“ Einfach tun, lautet immer noch ihre Devise. 

Dass Basanti (links) immer lächelt, das bewundert Monika Golembiewski sehr. Die Witwe und Mutter von vier Kindern lebt seit vier Jahren mit Krebs und wird im Krankenhaus St. Mary behandelt.
Dass Basanti (links) immer lächelt, das bewundert Monika Golembiewski sehr. Die Witwe und Mutter von vier Kindern lebt seit vier Jahren mit Krebs und wird im Krankenhaus St. Mary behandelt.  Foto: privat

Brücken des Vertrauens gebaut

„Es bleibt dieses Staunen“, meint Golembiewski, die bei all ihrem Tun Gottes Handschrift deutlich spürt und immer wieder davon berichtet, wie hoffnungslose Fälle gerettet werden konnten. „Es gibt so viele Wunder“, sagt sie. „Wir sind das Werkzeug in Gottes Hand“, betont die 71-Jährige. Und diesen Geist spürten auch die Mitarbeiter.

Im Kinderkrankenhaus mit 40 Betten in Bolpur, das 2011 eröffnet wurde, kümmern sich 20 medizinische Beschäftigte um die Patienten. 15 Dorfhelfer sind im präventiven Einsatz, ein Farmer und eine Sozialarbeiterin gehören zum Team. „Es ist die Liebe und das Interesse an den Menschen, die fließen“, sagt die Fleinerin. Ein offenes Herz zu haben, das genüge, und so konnte und kann sie Brücken des Vertrauens bauen.

Indische Fachärzte unterstützen inzwischen die Kinderklinik

Auch zu indischen Fachärzten. Bei fünf Stippvisiten pro Jahr behandelt ein Kardiologe die Patienten des St. Marys kostenlos. „Er hat sein Herz auch an uns verloren“, freut sich Golembiewski. Sie hat einen Onkologen an der Hand, der für Basanti, eine an Krebs erkrankte Witwe mit vier Kindern, ein Therapieprogramm aufgestellt und bei dessen Finanzierung geholfen hat. Auch ein Orthopäde, ein Gynäkologe und ein Neurologe gehören zum Netzwerk. 

„Es ist ein einfaches, würdevolles Leben. Obwohl sie arm sind, sind sie glücklich“, beschreibt Golembiewski die Situation der Santal-Bevölkerung. „Wir haben die Lebensverhältnisse verändert“, kommt sie auf die Erfolge des Gesundheits-, Hygiene- und Ernährungsprogramms zu sprechen, entwickelt von Schwiegertochter Silvia. Diese hat über die Überwindung der Mangelernährung 2022 ihre Doktorarbeit geschrieben. Fast alle Familien in den Dörfern haben inzwischen einen Gemüse-Obstgarten, so dass sie sich vielseitiger ernähren können. Es gibt auch eine Entenzucht. 

Nun hat auch das Kinderkrankenhaus St. Mary einen eigenen Gemüse- und Obstgarten. Was hier wächst, wird für die Mahlzeiten der kleinen Patienten verwendet.
Nun hat auch das Kinderkrankenhaus St. Mary einen eigenen Gemüse- und Obstgarten. Was hier wächst, wird für die Mahlzeiten der kleinen Patienten verwendet.  Foto: privat

Weiterer Baustein des Ernährungsprogramms: Fermentiertes Gemüse

Silvia Golembiewski hat eine neue Idee umgesetzt: das Fermentieren von Rote Beete, Kürbis, Karotten, Reis und Linsen. Diese Nahrungsmittel verbesserten die Darmflora. Zu Beginn des Hilfsprojekt hätten 70 Prozent der Kinder unter Blutarmut gelitten. Die Quote sei auf 40 Prozent zurückgegangen, und seit es die Küchengärten und fermentierte Nahrungsmittel gebe, liege der Wert nun bei 23 Prozent. 

Bananen, Papaya, Spinat und weiteres Gemüse – alles wird für die kleinen Patienten im Krankenhaus verarbeitet – wachsen seit diesem Jahr auf einem frisch angelegten Acker neben der Klinik. Das Grundstück hat der Gynäkologe zur Verfügung gestellt. 

Aufklärungsposter für die Schwangerschaftsvorsorge

Silvia Golembiewski plant weitere Programme, wie das 1000-Tage-Fenster während der Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr. Durch diese Begleitung sollen Langzeitfolgen der Mangelernährung der Kinder verhindert werden. Für die Schwangerschaftsvorsorge entwirft die dreifache Mutter Aufklärungsposter. Nur 15 Prozent der Frauen wüssten, wie eine Geburt ablaufe.

Wenn Monika Golembiewski in Indien ist, untersucht sie auch alle Neugeborenen in den Dörfern. 40 Prozent bräuchten eine Folgebehandlung, sagt sie. 

Rund 180.000 Euro jährlich benötigt der Verein Shining Eyes für die Kinderklinik und die Dorfprojekte in Westbengalen. Das Geld kommt zum einen aus Spenden zusammen. Der Verein stellt laut seiner Vorsitzenden Dr. Monika Golembiewski Anträge bei großen Organisationen wie dem Kindermissionswerk oder der Entwicklungsstiftung einer Bank. Einzelstiftungen berücksichtigen das Hilfsprojekt. Die 100 Bett-Patenschaften für das Krankenhaus seien eine große Stütze. Zudem stellt der Verein auch Aktivitäten auf die Beine, etwa Sponsorenläufe an Schulen in der Region Heilbronn. 

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