Waldkindergärten sprießen wie Pilze aus dem Boden
Neben dem Naturbewusstsein sind oft auch Kostenaspekte der Grund für die Beliebtheit der Angebote. Ein festes Haus ist nicht erforderlich. Dafür wird in mehr Personal investiert.

Umweltbewusstsein, Kreativität und Ruhe prägen den Alltag in einem Wald- oder Naturkindergarten. Meist steht ein spezielles pädagogisches Konzept dahinter: In einem Naturkindergarten steht der tägliche und direkte Kontakt zur Natur im Fokus. Die Kinder halten sich bei jedem Wetter in der Natur auf. So steht es auf der Homepage der Stadt Bad Friedrichshall, die beides hat.
In Untergriesheim gibt es den Naturkindergarten in städtischer Trägerschaft, der am Wochenende mit einem Sommerfest offiziell eingeweiht wurde. In Duttenberg öffnet der Verein „Waldkinder“ im Stadtwald Kindern schon seit 2005 „den Blick für die Möglichkeiten zahlreicher Aktivitäten in der Natur, ohne vorgegebene Architektur und ohne vorbereitetes Spielzeug“.
Diese Einrichtungen gibt es auch in vielen anderen Orten. Zum Beispiel wurde der Waldkindergarten Lindenkinder in Ilsfeld letztes Jahr eingeweiht. Aber schon lange Jahre vorher gab es die Waldprojektgruppe „Wurzelkinder“, in der einmal wöchentlich Vorschüler aller Kindertagesstätten zusammen gekommen sind. Die Plätze waren so begehrt, so dass diese einmal im Jahr ausgelost werden mussten.
Die Stadt Weinsberg hat seit wenigen Jahren einen Waldkindergarten, inzwischen wegen hoher Nachfrage sogar mit einer zweiten Gruppe. Im Mai hat die Stadt zudem einen Parkkindergarten eröffnet. Neben dem beliebten Konzept steht für die Kommunen auch ein anderer Aspekt im Vordergrund: Wald-, Natur- und Parkkindergärten lassen sich schnell und ohne großen baulichen Aufwand umsetzen.
Die Investitionskosten liegen zwar deutlich niedriger, weil kein festes Gebäude nötig ist, auch weniger Mobiliar und Material. „Dem gegenüber ist der Personalaufwand erhöht“, schreibt der KVJS, da die Höchstzahl von 20 Kindern und zwei Fachkräften während der gesamten Öffnungszeit gelte. Der Bad Friedrichshaller Bürgermeister Timo Frey sagt dazu: „Die NaturKiTa ergänzt das vor Ort vorhandene Netzwerk um ein neues Angebot, das wir in dieser Form bisher noch nicht hatten. Ich freue mich, dass die Umsetzung schnell und effizient möglich war.“
Naturkindergärten: Das sind die Gründe für ihre Beliebtheit
Auch der neu gewählte Bürgermeister in Möckmühl Simon Michler will zumindest prüfen, ob eine weitere Gruppe im Waldkindergarten beim derzeitigen Mangel an Kita-Plätzen etwas Druck nehmen könnte. Auf der Kostenseite wäre dies eine Entlastung für die Stadtkasse. Der Neubau des Kindergartens Brandhölzle hat sieben Millionen Euro gekostet, bei Kindergarten Ruchsener Straße muss noch über Sanierung oder Neubau entschieden werden. Beide Varianten sind noch nicht durchgerechnet.
Der Waldkindergarten „Sonnentau“ in Eppingen arbeitet nach jahreszeitlichen Rhythmen. Die Witterung und der Wechsel von Plätzen und Spielumgebungen an „Unterwegstagen“ stellen die Gruppe „häufig vor neue Herausforderungen.
Unter Eichen und Buchen buddeln und matschen dürfen Kinder am Hirschberg in Obersulm. Im September dürfen die ersten neun Mädchen und Buben ihre Kindergartenzeit unter freiem Himmel beginnen. Die Gruppe hat Platz für 20 Kinder und die Nachfrage ist da. Ohne bauliche Veränderungen geht es indessen auch im Wald nicht: Neben dem Bauwagen braucht es Ofen und Wasserversorgung und das Gelände muss natürlich gesichert werden. Für Strom sorgt die Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Noch ein weiterer Aspekt ist vorteilhaft für die Kommunen: In Neuenstadt wurde im Jahr 2021 in der „Rekordzeit“ von nur sieben Monaten die Kita am Waldrand nahe des Baugebiets „Daistler“ umgesetzt - und das für nur 150000 Euro.
„Die Umsetzung war schnell und effizient.“Timo Frey
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