Die Winzer vom Weinsberger Tal haben 459 Mitglieder, davon 245 aktive. Die WG verfügt über eine Rebfläche von 424 Hektar. 2023 erwirtschaftete sie laut Geschäftsführer Dirk Mosthaf einen Umsatz von rund 9,5 Millionen Euro. Die Winzer vom Weinsberger Tal unterhalten zwei Standorte: Löwenstein und Eberstadt. Aus wirtschaftlichen Gründen liegt der Schwerpunkt inzwischen in Löwenstein, für freie Flächen der WG in Eberstadt soll ein Investor gefunden werden. Die Gemeinde hatte überlegt, Rathaus, Feuerwehr und Bauhof aufs Areal zu verlagern, kann es sich aber nicht leisten. Traubenannahme und Keller sollen langfristig in Eberstadt erhalten bleiben.
Und die Arbeit im Weinkeller macht trotzdem Freude
Die Lese ist abgeschlossen, in den Weinkellern geht die Arbeit für den Jahrgang 2024 mit Hochdruck weiter. Zum Beispiel bei den Winzern vom Weinsberger Tal. Ein Blick in die Katakomben der Weingärtnergenossenschaft am Standort Eberstadt, wo die Stimmung – wie überall im Weinbau – schon mal wesentlich besser war.

Ein säuerlicher Geruch liegt in der Luft. So riecht es hier unten nur wenige Wochen im Jahr: Immer dann, wenn das, was während der Lese im Keller angekommen ist, vergoren wird. An der Wand hängt ein Schaltschrank mit zig Temperaturanzeigen. In den zahlreichen Tanks wird permanent gemessen. Kellermeister Joachim Stock wirft einen Blick auf die rot leuchtenden Ziffern. Alles im grünen Bereich. „Zwischen 18 und 20 Grad wird vergoren.“ Bei höheren Werten wird gekühlt: mit Wasser, das in dünnen Kaskaden an den Tanks hinabrinnt.
Viele Törchen stehen offen
Einer der Edelstahltanks – in die größten am WG-Standort Eberstadt passen 100.000 Liter – wird gerade mit Wasser begossen. Apropos Tanks: An vielen stehen die Törchen offen. Sie sind leer. „Es war eine sehr kleine Ernte“, bedauert WG-Geschäftsführer Dirk Mosthaf. Vor allem im Oberen Weinsberger Tal – also im Bereich Löwenstein – gab es wegen später Nachtfröste teils massive Ernteausfälle. Auf den Gesamtbetrieb gesehen, taxiert Mosthaf die Ausfälle auf 50 Prozent. „Den Weißburgunder hat es besonders erwischt. Aber auch bei unseren Hauptsorten Trollinger, Lemberger und Riesling haben wir bei weitem nicht die üblichen Mengen.“
Das Traubengeld wird wohl sinken
Hinzu kommt die grundsätzlich schwierige Lage: gestiegene Produktionskosten, abnehmender Weinkonsum. "Es ist eine toxische Gemengelage." Sie wird sich wohl negativ aufs Traubengeld auswirken. 74 Cent pro Kilo bekamen die Wengerter der WG 2023. Wie viel es in diesem Jahr sein wird, könne man erst Ende 2024 sicher sagen, so Mosthaf. Der Geschäftsführer weiß: "Die Stimmung bei den Wengertern ist schlecht." Was kein Wunder sei, wenn man das ganze Jahr im Wengert stehe und sich abmühe und dann das Ergebnis nicht passt.
Keine Maschine kann den Kellermeister ersetzen
Die Ernte ist im Keller, die Stimmung auch – und Joachim Stock tut, was er kann, um zusammen mit Önologin Alexandra Andrasch und Kellerfachkraft Uwe Schneider gute Weine zu machen. „Es macht mir trotz allem Spaß.“ Die Voraussetzungen sind 2024 gut: Die Ausbeute war zwar gering, aber die Qualität stimmt. Momentan ist es Joachim Stocks Hauptaufgabe, die jungen Weine sensorisch zu prüfen: an ihnen zu riechen, sie anzuschauen und zu schmecken. Keine Maschine kann den Kellermeister ersetzen. Auf sein Können und seine Erfahrung kommt es an.
Auf den rotbraun gefliesten Böden im Keller liegen Schläuche, angeschlossen an Pumpen. Die Gärung geht langsam zu Ende, die ersten Jungweine werden abgestochen, also von der Hefe getrennt. Sie werden von einem Tank in einen anderen gepumpt. Uwe Schneider spritzt gerade ein großes Exemplar aus.

In einem anderen Raum vergärt Grauburgunder in acht 500-Liter-Fässern aus französischer Eiche. Der Grauburgunder trägt den Zusatz Noblesse, gehört also zum Premium-Segment der WG. Kellertechnikerin Alexandra Andrasch zieht eine Probe. Es wird geschnuppert und geschmatzt. Noch ist der Wein gelb und trüb. Dirk Mosthaf urteilt jetzt schon: „Mega. Die Trauben waren auch kerngesund.“
Schwächelnde Gastronomie macht sich auch beim Weinabsatz bemerkbar
Alles andere als mega ist zu Mosthafs Bedauern das Schwächeln der Gastronomie. Vor der Pandemie war sie eine feste Größe im Kundenportfolio der WG. „Bei den Gastro-Umsätzen fehlen etwa 25 Prozent im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren.“ Zwar laufe im Gegenzug der Direktverkauf sehr gut. „Doch kompensieren kann man das nicht.“