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Muntjaks im Wildparadies
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Gefundener Zwerghirsch findet neues Zuhause in Tripsdrill – Herkunft weiter unklar

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Seit diesem Wochenende lebt ein Ende Februar aufgefundener Zwerghirsch bei seinen Artgenossen im Wildparadies Tripsdrill. Das ursprünglich aus Asien stammende Tier wurde offenbar illegal gehalten. 

Jüngster Neuzugang im Wildparadies Tripsdrill ist ein junger Zwerghirsch, ein Muntjak. Das Tier wurde Ende Februar in Kirchheim unter Teck gefunden - und möglicherweise illegal gehalten.
Jüngster Neuzugang im Wildparadies Tripsdrill ist ein junger Zwerghirsch, ein Muntjak. Das Tier wurde Ende Februar in Kirchheim unter Teck gefunden - und möglicherweise illegal gehalten.  Foto: Berger, Mario

So viel Aufmerksamkeit und Andrang gibt es selten im Gehege der Muntjaks, den kleinen Zwerghirschen im Wildparadies Tripsdrill. Obwohl die Tiere bei den Besuchern beliebt sind – und auch für Andreas Fischer sind sie nach den Bären seine Lieblinge im Park, verrät der Wildparadies-Leiter.

In diesen Tagen zieht ein Muntjak noch mehr Blicke auf sich als gewöhnlich: der jüngste Neuzugang. Seit dem Wochenende lebt ein Jungtier im Park, das zuvor in freier Wildbahn entdeckt wurde, mitten in Kirchheim unter Teck, nahe beim Polizeirevier. Dieser ungewöhnliche Fund sorgte schnell für überregionale mediale Aufmerksamkeit. 

Auch zwei Wochen später ist das Interesse nicht abgeebbt. An einem kühlen Vormittag versammelt sich eine Gruppe Journalisten und Fotografen vor dem Gehege. Tripsdrill-Cheftierpfleger Benedict Stirblies begrüßt mit einem Grinsen: „Das berühmteste Muntjak der Welt.“ Dann führt er in das 47 Hektar große Waldgelände.

Muntjak-Herde lebt seit 2004 im Wildparadies Tripsdrill

Seit 2004 ist Tripsdrill Heimat einer Muntjak-Herde mit nunmehr 15 Tieren. Muntjaks zählen zu den kleinsten Hirscharten der Welt, sie sind flink, neugierig und fressen gelegentlich aus der Hand. Im Waldparadies leben sie mit Gänsen und Truthähnen. Als Tierpfleger Benedict Stirblies einen Eimer mit Gemüseabfällen in die Raufe leert, stürmen die Tiere herbei, darunter auch ein kleiner Hirsch. Ist es das Fundtier?

Die Wildtierpfleger müssen immer wieder verneinen – das dort ist ein Muttertier, das hier vielleicht. Offenbar hat sich der Muntjak schon so gut in die Herde eingefügt, dass er sich nicht zweifelsfrei identifizieren lässt.

Genauer handelt es sich bei dem Fundtier um einen indischen Muntjak, von denen es zahlreiche Unterarten gibt. Obwohl die Tripsdrill-Herde aus chinesischen Muntjaks besteht, verlief die Eingewöhnung problemlos. „Es gab keine Streitereien, es hat sich gut eingefügt“, sagt Andreas Fischer – wohl auch, weil das männliche Fundtier noch nicht geschlechtsreif ist. Das Jungtier wird bald ein Geweih entwickeln, derzeit trägt es nur die knöchernen Rosenstöcke. Sein Alter schätzt Pfleger Stirblies auf fast ein Jahr, es könnte vergangenen Sommer geboren worden sein.

Vor Aufnahme in Tripsdrill: Gefundener Zwerghirsch musste erst entwurmt werden

Gefunden wurde es Ende Februar, an einem Mittwoch vor zwei Wochen, und machte einen gesunden, wohlgenährten Eindruck. Für den Transport wurde der Minihirsch betäubt. Wie bei allen Tieren, die in freier Natur aufgegriffen werden, folgte zunächst eine Quarantäne und ein medizinischer Check, um die anderen Tiere vor der potentiellen Übertragung von Krankheiten zu schützen. Die Tierarztkosten übernahm der Park. Nach einer Entwurmung konnte der Muntjak am Wochenende zur Herde stoßen.

Die Nachricht des Fundes verbreitete sich rasch und sorgte auch überregional für Aufsehen. Es ist selten, dass Tripsdrill Wildtiere von außen aufnimmt. „Es wurde auch bei der Wilhelma nachgefragt“, weiß Andreas Fischer. Dass Tripsdrill bereits eine bestehende Muntjak-Herde hat, sei eine „Win-win-Situation“ für das Veterinäramt und den Park gewesen.

Muntjak-Haltung nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt

Das Landratsamt Esslingen bestätigt, dass das Tier in gutem Ernährungs- und Pflegezustand aufgefunden wurde. Woher es stammt, bleibt unklar. Beim Wildparadies Tripsdrill hat sich bislang noch kein Halter gemeldet. „Es könnte aus Privathaltung stammen“, vermutet die Pressestelle des Landratsamts – allerdings aus illegaler. Denn das Tier war weder gekennzeichnet noch gechipt.

Muntjaks dürfen nur unter bestimmten Auflagen und privat in Deutschland eigentlich gar nicht gehalten werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie entweichen, sich ausbreiten und ansiedeln – wie bereits in Großbritannien geschehen, wo freigelassene Muntjaks eine wildlebende Population bilden. Auch in Deutschland gelten Muntjaks bereits als invasive Art, sie besiedeln Wälder und Auen und ernähren sich von Früchten und Gemüse.

Nach einer Stunde ist unklar, ob sich der Fund-Muntjak nun den Kameras gezeigt hat. Weder Andreas Fischer noch Benedict Stirblies können es mit Sicherheit sagen. Letztlich bleibt es dem kleinen Hirsch selbst überlassen, ob er sich ins Rampenlicht begibt oder nicht.

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