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Tierschutzpreis 2025
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Biohof Wimmentaler Weideglück ausgezeichnet – stressfreie Rinder-Schlachtung

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Der Betrieb von David Susset aus Wimmental hat ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Heilbronn: Rinder werden stressfrei auf der Weide geschlachtet. Das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg würdigt das Tierwohl und die regionale Wertschöpfung.


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Der groß gewachsene Ochse mit seinem schwarz-glänzenden Fell wendet sich vom Futter ab und trottet zum Zaun, so als wollte er David Susset begrüßen. Auch die anderen sieben Ochsen und Fersen auf dem Allmandsfeld am Ortseingang von Wimmental schenken dem 31-Jährigen ihre Aufmerksamkeit.  „Fast alle sind zutraulich“, sagt Susset. „Und sie reagieren zum Teil auf ihre Namen“, ergänzt seine Frau Nicole. So wie die braun-weiß gescheckte Brunhilde. Die Sussets haben eine sehr enge Beziehung zu ihren Tieren, sagen sie. Und deshalb verfolgen sie mit ihrem Biohof Wimmentaler Weideglück ein besonderes Konzept. Das hat das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg überzeugt. Susset gehört zu den sechs Tierschutzpreisträgern 2025 des Landes.

Einen Tag nach der Geburt seiner zweiten Tochter Anfang September flatterte der Glückwunschbrief in Sussets Briefkasten. Die vierköpfige Kommission aus dem Landwirtschaftsministerium, die sich den kleinen und jungen Mastbetrieb anschaute, habe sich schon vor Ort positiv geäußert, so dass der Agraringenieur sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung gemacht hat.

Tierschutzpreis 2025: Auszeichnung ist für Wimmentaler Landwirt eine Wertschätzung

In Stuttgart hat er jetzt die Urkunde überreicht bekommen mit einem Preisgeld von 1250 Euro. „Das werden wir  für das Wohl unserer Tiere investieren“, sagt David Susset. Die Auszeichnung ist für ihn ein „Stück weit Anerkennung“ und neben der Wertschätzung der Kunden für das Weideglück-Biofleisch das i-Tüpfelchen für den Aufwand. 

Dieser Anblick begeistert David Susset: Wenn seine Tiere entspannt auf der Weide in der Sonne liegen und wiederkäuen.
Dieser Anblick begeistert David Susset: Wenn seine Tiere entspannt auf der Weide in der Sonne liegen und wiederkäuen.  Foto: Sabine Friedrich

Denn der war in den vergangenen Jahren groß. 2019 hat David Susset den Part des Ackerbaus des elterlichen Betriebs übernommen. Sein Vater Michael und sein Bruder Daniel kümmern sich weiter um den Weinbau. Der Agraringenieur, der in Teilzeit Biodiversitätsberater beim Kreis-Landwirtschaftsamt Heilbronn ist, hat seinen Betrieb auf bio umgestellt. Er baut neben Getreide auf rund 50 Hektar Klee und Luzerne an, die wichtiger Bestandteil im ökologischen Landbau sind. Folgekulturen brauchen deshalb keinen Dünger, und diese Sorten unterdrücken Unkraut. Und sie bilden mit Gras das Futter für die Rindermast, frisch von der Weide, im Winter als Silage oder Heu. 

Ziel des Wimmentaler Biohofs: Den Tieren ein schönes Leben bieten

Mit der Tierhaltung hat sich Susset einen Traum erfüllt. Eine Zeitlang hat der Nebenerwerbslandwirt in einem Viehbetrieb gearbeitet. „Ich habe gemerkt, wie mich das erfüllt.“ Die Namenswahl für seinen Biohof drückt sein Ziel aus: Den Tieren ein schönes Leben zu bieten auf der Weide mit Unterstand als Witterungsschutz – im Winter im Offenstall – und einen stressfreien Tod.

Susset hebt das Alleinstellungsmerkmals seines Betriebs hervor. Er sei der einzige in Stadt- und Landkreis Heilbronn, der Weideschlachtung praktiziere. Dazu hat er einen Triebwagen konstruiert, in den das Schlachtvieh gelockt wird, um von einem Metzger aus Eschenau  mit dem Bolzenschussgerät getötet zu werden. Das erspare seinen Tieren, die an Freiheit gewöhnt seien, den Stress der Verladung und des Transports zum Schlachthof, erklärt Susset. Zwei Jahre lang habe es gedauert, bis er dafür die Genehmigung vom Veterinäramt bekommen habe.

Wimmentaler Biohof: Kälber verbleiben länger im Mutterbetrieb

Eine Besonderheit ist auch das Schlachtalter von drei bis dreieinhalb Jahren. „Bei uns werden die Tiere doppelt so alt“, hebt der Familienvater hervor. Und die Kälber, die er von einem Demeter-Milchbauern aus dem nahen Waldbach bezieht, werden nicht nach vier Wochen von den Muttertieren getrennt, sondern erst nach sechs Monaten abgegeben. Susset ersetzt dem Waldbacher diese zusätzlichen Aufzuchtkosten. 

„Es ist ein ganzheitliches nachhaltiges Konzept“, sagt der Viehhalter nicht nur zu kurzen Transporten, sondern auch zu der kompletten Verwertung des Tieres von der Zunge bis zum Schwanz. Das Fleisch vermarktet der Biohof selbst – auf Vorbestellung. Wenn ein Tier geschlachtet werde, sei es meist schon Tage zuvor verkauft.

David Susset bewirtschaftet mit seiner Frau rund 50 Hektar Acker- und Weidefläche. Er mästet jeweils zwischen 15 und 30 Rinder, hauptsächlich Fleckvieh. Im Mai 2024 wurde das erste Tier geschlachtet. Etwa 30 Prozent des Arbeitsaufwands stecke in der Vermarktung, 50 Prozent wendet Susset für die Viehhaltung auf, 20 Prozent für den Ackerbau. Im Betriebskonzept seien „die wichtige Aspekte des Tierwohls, regionaler Wertschöpfung, naturnaher Fütterung und damit der Vermeidung von Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Mensch und Tier“ berücksichtigt, heißt es in der Würdigung des Landwirtschaftsministeriums.

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