Staunen und Netzwerken im Heilbronner Innovationspark für Künstliche Intelligenz
Mehrere Hundert Vertreter aus Industrie, Handel, Wissenschaft und Finanzwesen informierten sich jetzt einen Tag lang im Heilbronner Ipai Spaces rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Neben technischen Anwendungen und neuen Netzwerken stand auch eine ganz menschliche Frage im Raum.

"Wir können stolz darauf sein, was hier entstanden ist", begrüßt die baden-württembergische Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus die Gäste im Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) beim ersten Experience Day im Heilbronner Zukunftspark. "Ein Leuchtturm für die Welt" entstehe hier, so Nicole Hoffmeister-Kraut. "Ein Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Wirtschaft" sei unter anderem das Ziel. Der Einladung gefolgt sind Vertreter der knapp 50 Ipai-Mitglieder. Aber auch solche, die es womöglich noch werden könnten.
Ganz im Sinne der Wissenschaft lasse sich Ipai bei diesem Erlebnistag auf ein Experiment ein. "Wir wollen die Menschen nicht nur in unser Wohnzimmer reinlassen", sagt Moritz Gräter, CEO bei Ipai. Die illustren Gäste sollten auch einen Blick "in unser Herzstück" werfen. Sich also in den oberen Stockwerken des Gebäudes im Zukunftspark 11 bis 13 einen Eindruck verschaffen, wie hier konkret gearbeitet werde. "Das ganze Haus ist offen", so Gräter.
Nachbar will sich orientieren und neue Kontakte knüpfen
Das Stuttgarter Unternehmen Ascon Systems hat auch ein Büro in Heilbronn. "Direkt in der Nachbarschaft", sagt Oliver Browa. Das Unternehmen entwickelt sogenannte digitale Zwillinge für Maschinen. Der Director Consulting ist an diesem Nachmittag einfach neugierig. Er will sich orientieren und womöglich neue Kontakte knüpfen.
Währenddessen demonstriert Javier Montejo-Berlingen, wo das Künzelsauer Unternehmen Adolf Würth bereits mit KI arbeitet. Ob Werkzeuge oder Schrauben - mittels eines Handyfotos ermittelt die installierte App, um welches Produkt es sich genau handelt. Bestellnummer inklusive.

Für Helge Silberkorn ist der Experience Day "eine einmalige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen". Für den Chief Data Architect bei der Porsche AG steht fest: "Bei KI haben wir in Europa noch ein bisschen was aufzuholen." Dazu gehöre für ihn auch, "mehr Netzwerke zu schaffen. Um die Industrie in Summe weiterzubringen".
Besucher steigen in visuellen Sportwagen ein
Porsche Digital ist bereits seit einem Jahr Mitglied bei Ipai. Die Porsche AG folgt an diesem Tag. Wenige Meter weiter präsentiert der Sportwagenhersteller eines seiner Modelle. Mittels einer Apple-Vision-Pro-Brille können Neugierige an diesem Nachmittag ein projiziertes Fahrzeug nicht nur von außen betrachten, sondern sogar darin Platz nehmen.
Marco Muschal ist gekommen, weil er "besser verstehen will, was hier passiert". Schon nach wenigen Minuten stellt das Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Heilbronn fest, dass regionale und überregionale Unternehmen aus vielen verschiedenen Bereichen gekommen sind. "Das finde ich toll", sagt Muschal.
Auch die Polizei ist vor Ort. Nicht etwa aus Sicherheitsgründen. Vielmehr um im Zukunftspark an diesem Tag ihr neues Büro einzuweihen. Anwendungsfelder für Künstliche Intelligenz gibt es offenbar auch bei den Ordnungshüter reichlich.

Nutzen aus KI zieht die Polizei bei der Personalplanung, bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität oder einfach bei der Übermittlung von Verkehrsproblemen für Einsatzfahrzeuge. Aber auch bei der elektronischen Analyse großer Datenmengen oder bei der Prüfung, ob Dokumente gefälscht sein könnten. "Ethische Fragen und Sicherheitsgedanken sind für uns dabei aber ganz zentral", sagt Sabrina Krenzler vom Präsidium Technik, Logistik und Service der Polizei Baden-Württemberg.
Fachvorträgen beantworten Fragen zu Anwendungsfeldern
Eine Reihe von Fachvorträgen beantworten an diesem Nachmittag auch Fragen zu konkreten Anwendungfeldern. Und sie geben Anstöße, wie sich Unternehmen dem großen Feld der Künstlichen Intelligenz annähern und für ihre Unternehmen andenken können.
Dass der Mensch nicht auf der Strecke bleiben dürfe, sondern gerade im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz sogar eher wieder zu sich zurückfinden sollte, dafür wirbt Rebekka Reinhard in ihrem Vortrag. "Wir sollten wieder lernen, Mensch zu sein", sagt die Philosophin. Und nicht versuchen, so zu sein, wie Künstliche Intelligenz, die sich selbst wiederum anschicke, so oder besser zu sein als Menschen, "indem wir unser Hirn und Herz entdecken".
Die Menschen müssten Begriffe wie Zeitlichkeit und Effizienz neu überdenken, sagt die Spiegel-Bestseller-Autorin und Editorial Director des Human Magazins. So gelinge die perfekte Synchronisation mit KI. Anstatt sich der "verblödeten Vernunft" hinzugeben, die nur Schwarz und Weiß kenne, sich selbst schnell zum Opfer stilisiere, immer anderen die Schuld gebe und glaube, alle Probleme mit einfachen Antworten lösen zu können.