Die Freiflächen-Photovoltaik am Böttinger Hof ist die zweitgrößte Anlage in Baden-Württemberg. Mit rund 64 Hektar ist sie so groß wie 65 Fußballfelder. 104.442 bifaziale Solarmodule produzieren maximal 58 Megawatt Strom. Der jährliche Stromertrag wird mit rund 64 Millionen Kilowattstunden angegeben, damit können rund 22.000 Haushalte mit einem Verbrauch von 2900 Kilowattstunden versorgt werden. Laut EnBW werden damit jährlich 44 300 Tonnen CO2 eingespart. Der Batteriespeicher stammt aus zwölf Audi e-tron im Tandem mit einem neuartigen Natrium-Ionen-Speicher und hat eine Gesamtkapazität von 2,25 Megawattstunden.
Solarpark in Gundelsheim eingeweiht: Zweitgrößte Anlage in Baden-Württemberg
Die Kombination von Freiflächen-Photovoltaik mit zwei Windrädern und modernem Batteriespeicher soll am Böttinger Hof in Gundelsheim bei jedem Wetter Strom erzeugen. Umweltministerin Thekla Walker spricht von einem „Leuchtturm“.
Immerhin der zweitgrößte Solarpark in Baden-Württemberg wurde am Böttinger Hof von Umweltministerin Thekla Walker eingeweiht. Seit Juli liefert die Anlage Strom, bei Sonnenschein natürlich mehr als bei Regenwetter. Aber auch bei bedecktem Himmel surren die Wechselrichter, etwa 20 Prozent der Gesamtleistung von 58 Megawatt kommt dabei raus.
Damit künftig alle „Kräfte der Natur zu Partnern der Energiewende“ werden, wie es die Gundelsheimer Bürgermeisterin Heike Schokatz ausdrückte, sollen sich ab 2027 noch zwei Windräder mit etwas über elf Megawatt Leistung drehen. Zusammen mit dem „größten Batteriespeicher in Europa“, wie der Vorstandsvorsitzende der EnBW, Georg Stamatelopoulos betonte, soll „Gundelsheim zur Blaupause für andere Energieparks werden“.
Energiepark Gundelsheim als Baustein für sichere Energieversorgung vor Ort
Umweltministerin Walker sprach gar von einem „Leuchtturm“. Die Dreier-Kombi Solarpark mit Windrädern und Speicher sei ein wichtiger Baustein für die „sichere Energieversorgung vor Ort“, die man gern selbst in die Hand nehmen wolle, statt von internationalen Lieferverträgen abhängig zu sein.

Und der Energiepark Böttinger Hof zeige, dass man sich nicht nur auf die privaten „Eh-da“-Dachflächen verlassen wolle, sondern beweise, dass Freiflächen-PV „effizient und kostengünstig“ sein kann und mit Biotop-Flächen und Wildkorridoren auch ökologische Fragen berücksichtige.
Die Natrium-Ionen-Technik bei den Batterien und Second-Life-Batterien, also gebrauchte Akkus aus Audi-Elektrofahrzeugen, macht die Einspeisung ins Netz flexibler. In dem im mit rund einer Million Euro geförderten Forschungsprojekt zusammen mit dem Fraunhofer ISE soll erprobt werden, ob das besser verfügbare Natrium in Zukunft bei Batterien und Akkus breiter eingesetzt werden kann.
Umweltministerin nennt in Gundelsheim Ausbauziele für Erneuerbare Energien
Die Grünen-Ministerin Walker ging in ihrer Ansprache auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg ein. Aktuell seien 14 Gigawatt installiert, womit rund 3,5 Millionen Haushalte mit sauberer Energie versorgt werden können. Es sei aber noch „viel Schwarzbrot, viel Kleinarbeit“ nötig, um die Ausbauziele zu erreichen. Aktuell habe man 1600 Anlagen „in der Pipeline“, die nochmal 7,7 Gigawatt bringen sollen. Walker musste aus den bisherigen Erfahrungen aber auch zugestehen: „Es wird nicht alles in Betrieb genommen.“
In Gundelsheim habe dies trotz der „diffizilen Genehmigungsverfahren“ sehr gut geklappt, betonte Projektleiter Stefan Frasch. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landratsamt Heilbronn sei „engagiert und sehr gut“ gewesen.
Anwohner schauen sich in Gundelsheim den neuen Solarpark an
Das Interesse an den Führungen war groß, zu den 90 geladenen Gästen gesellten sich noch etliche Anwohner. Heike Schokatz ging auch auf die „zahlreichen Gespräche“ ein, in denen sich Stadtverwaltung, Gemeinde- und Ortschaftsrat als „engagierte Problemlöser“ erwiesen haben. „Akzeptanz ist kein Geschenk, sondern das Ergebnis harter Arbeit.“
Am Beispiel des Energieparks Gundelsheim zeige sich, dass „die Kräfte der Natur zu Partnern für die Zukunft“ werden können. „Wenn die Sonne über Gundelsheim scheint, wissen wir, sie liefert uns Strom für viele Haushalte.“ Künftig werde dies auch der Wind tun, der über dem Böttinger Hof weht.
Die ökologische Verträglichkeit und die Rücksicht auf die Landwirtschaft seien im Projekt ebenso wichtig gewesen wie der Gedanke, dass die Region auch wirtschaftlich profitiere, betonte die Gundelsheimer Bürgermeisterin, die nach der Ansprache noch die Schuhe wechselte, bevor es zur Besichtigung in den Regen ging. „Die Energiewende ist ein Naturprodukt, also nehmen wir auch das Wetter so, wie es ist“, scherzte EnBW-Kommunikationsleiter Sebastian Ackermann.