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Medizinische Versorgung im Landkreis
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SLK-Kliniken stehen finanziell solide da

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Geschäftsbericht für 2024 schließt mit Überschuss von zwei Millionen Euro ab – Trotzdem gibt es „strukturelle Defizite“: Die Kosten bleiben an den Kommunen hängen.

Das SLK-Klinikum am Plattenwald sticht mit einem Gewinn von 4,7 Millionen Euro positiv hervor.
Das SLK-Klinikum am Plattenwald sticht mit einem Gewinn von 4,7 Millionen Euro positiv hervor.  Foto: Seidel, Ralf

Stadt und Landkreis sind seit 25 Jahren an den SLK-Kliniken jeweils zu 50 Prozent beteiligt. Folgerichtig präsentierte Thomas Weber, der noch bis Ende des Jahres Geschäftsführer des Klinikenverbunds ist, den Jahresbericht zuerst im Kreistag und dann im Heilbronner Gemeinderat. 

Unterm Strich steht ein Überschuss von 2,19 Millionen Euro. Insbesondere das Klinikum am Plattenwald sticht mit einem Gewinn von 4,7 Millionen Euro positiv hervor, während der Gesundbrunnen einen Fehlbetrag von 1,1 Millionen Euro aufweist. Auch Löwenstein steht mit mehr als einer Million Euro in der Kreide. 

Stadt und Landkreis haben 620 Millionen Euro in die Kliniken investiert

„Ich weiß nicht, ob es noch einen kommunalen Verbund gibt, der schwarze Zahlen vorlegen kann“, freute sich Landrat Norbert Heuser über das Ergebnis. Allerdings – dies betonte der Landrat deutlich – haben Stadt und Landkreis 620 Millionen Euro in die Kliniken investiert, die in dieser Bilanz nicht auftauchen. „Eigentlich müssten diese Investitionen vom Land getragen werden.“ Es sei aber ein dreistelliger Betrag an den beiden Trägern hängen geblieben. „Das Ergebnis ist nur deshalb positiv, weil wir die Abschreibungen in unseren Haushalten durchreichen.“ Ohne diese Auslagerung hätten die SLK-Kliniken ein Defizit von zehn Millionen Euro

Einen weiteren Grund für das gute Abschneiden sieht Weber in den „einmaligen Sondereffekten“: Energiehilfen, Coronahilfen und erfolgreiche Nachverhandlungen mit den Krankenkassen haben zusätzliche 21 Millionen Euro in die Kassen gespült. Wären diese ausgeblieben, hätte es ein Defizit im zweistelligen Millionenbereich gegeben. 

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Ausruhen wäre fatal, dieses Signal gibt Weber seinem designierten Nachfolger Georg B. Schmidt mit auf den Weg. Es sei klar: Die Investitionen können nicht aus eigener Kraft erwirtschaftet werden. Der zweite Bauabschnitt im Gesundbrunnen sei durch einen Wasserschaden erst jetzt voll nutzbar. Insgesamt werden in den Häusern 350.000 Menschen stationär und ambulant behandelt. 

Bundesweit 83 Insolvenzen von Kliniken

73 Prozent der Kliniken im Land schreiben rote Zahlen, bundesweit habe es bereits 83 Insolvenzen gegeben. „Wir haben ein strukturelles Finanzierungsdefizit“, machte Weber klar. Die Personal- und Sachkosten seien seit 2009 um 70 Prozent gestiegen, die Gebühren aber nur um 27 Prozent. 

Die Kommunen müssen diese Defizite ausgleichen. Bei 3620 Vollzeitstellen, was aber deutlich mehr Mitarbeiter bedeutet und dies mit steigender Tendenz, müsse man mit einem jährlichen Aufwand von durchschnittlich 89.000 Euro pro Vollzeitstelle rechnen, erläuterte Weber. Die Krankenhausreform werde sich frühestens in drei Jahren auswirken. Die bange Frage derzeit sei: „Was dürfen wir künftig in unseren drei Häusern anbieten?“ 

SLK-Geschäftsführer hofft: „Wir werden zu den Gewinnern der Krankenhausreform gehören!“

Man hoffe, so der Geschäftsführer, dass man auch künftig „alles machen“ dürfe. „Wir werden eher zu den Gewinnern der Krankenhausreform gehören.“ Dies bedeutet aber, dass einzelne Leistungen an den Standorten gebündelt werden. 

Timo Wolf (FWV), Kreistagsmitglied aus Gemmingen, meinte: „Dieser Weg wurde mit kommunalem Geld geebnet.“ Dr. Michael Preusch (CDU) aus Eppingen kritisierte: „Im Gesundheitssystem werden Milliarden verbraten, und wir wissen immer noch nicht wofür.“ Man sei mit über 1600 Betten „einer der größten Player“ und zwischen Heidelberg und der östlichen Landesgrenze der wichtigste Versorger. 

Carola Wolle (AfD) aus Beilstein kritisierte den „Aktionismus“ der Reform: „Die Fakten und Qualitätskriterien liegen nicht auf dem Tisch!“ Dr. Peter Trunzer (SPD) aus Bad Rappenau stellte fest: „Die Versorgung kranker Menschen bleibt eine der vornehmsten Aufgaben. Da ist jeder Pfennig sein Geld wert!“ Bei der ambulanten Versorgung versagen die Strukturen der Kassenärztlichen Vereinigung.

Birgit Wacker (Grüne), ebenfalls aus Bad Rappenau, dankte den Mitarbeitenden, „die Beachtliches geleistet haben“. Der Unmut durch die Fluktuation in der Führungsebene sei nun „hoffentlich beendet“. Florian Vollert (Linke) aus Weinsberg war der Ansicht, dass die schwarzen Zahlen auf dem Rücken der Mitarbeiter geschrieben werden, die im Servicebereich aus dem Tarif ausgegliedert wurden. 

Zur Schließung der Bereitschaftspraxen in Möckmühl und Brackenheim gibt es unterschiedliche Meinungen: Kreisrat Peter Trunzer (SPD) sieht hier nach wie vor eine „moralische Verpflichtung“, ein Notfallangebot aufrechtzuerhalten. Ralf Steinbrenner (FWV) aus Leingarten stellte hingegen fest: „2016 haben wir im Kreis mit den Beschlüssen zur Schließung der SLK-Standorte Brackenheim und Möckmühl Weitblick und Mut bewiesen. Nicht weil wir es wollten, sondern da wir keine andere realistische Zukunftsperspektive bei Personalentwicklungen und Finanzen im Klinikwesen sahen.“ 

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