Schuhmacher Besim Besara in Leingarten gibt alten Schuhen neuen Halt
In Leingarten repariert Besim Besara seit 15 Jahren Schuhe. Viele Kunden kommen regelmäßig, einige lassen ihre teuren Paare über Monate im Regal stehen.

Bereit wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1 steht Besim Besara an seiner Werkbank – um im Handumdrehen einen „Reifenwechsel“ durchzuführen. In seinem Fall: einen Schuhwechsel oder eine Ausbesserung. Seit rund 15 Jahren ist Besara als Schuhmacher in Leingarten tätig.
Sein Geschäft, direkt gegenüber vom Rathaus – inklusive Schlüsseldienst und Änderungsschneiderei – floriert, wird im Minutentakt von Kunden besucht. Auch während des Gesprächs mit der Heilbronner Stimme nimmt Besara nebenbei Aufträge an oder kassiert seine Arbeiten ab.
Leingartens Schuhmacher Besim Besara repariert Schuhe – seit 15 Jahren
„Wie immer bitte, Herr Besara“, sagt ein Kunde, der routiniert seine Schuhe auf den Tresen legt und eilig wieder das Geschäft verlässt. „Alles klar, Abholung in einer Woche“, entgegnet Besara und wirft einen prüfenden Blick auf das Paar. „Absatz und Sohle müssen geschliffen werden“ – analysiert er kurz und stellt die Schuhe ins Regal. Eigentlich bräuchte er dafür „normalerweise nur zwei Stunden“, sagt er. Doch vorher warten noch andere Reparaturen.
Besim Besara über den Beruf des Schuhmachers: „Seit Corona ist es ruhiger geworden“
„Zu mir kommt eine treue Stammkundschaft“, erzählt der 66-Jährige. Viele bringen ihre Lederschuhe einmal im Jahr vorbei. „Das hängt davon ab, wie viele Kilometer die Schuhe bereits hinter sich haben“, sagt Besara lachend. Zu seinen Arbeiten zählen das Erneuern von Absätzen, der Austausch von Sohlen, das Ausbessern von Nähten, das Ersetzen von Reißverschlüssen und Schnallen sowie Schuhpflege und individuelle Anpassungen. Seinen Beruf liebt er. „Am schönsten ist es, wenn man sieht, wie die Kunden zufrieden den Laden verlassen.“
Im Laufe der Jahre hat sich sein Handwerk verändert. „Seit Corona ist es ruhiger geworden“, stellt er fest und blickt nachdenklich durch den Laden. Lederschuhe werden heute seltener getragen, weniger Kunden sind die Folge. „Mit Kunstleder lohnt sich die Reparatur nicht“, sagt er und deutet auf die weißen Turnschuhe des Stimme-Volontärs. Beide müssen lachen. Besaras Wunsch: „Dass das Geschäft weiterläuft – dieser Beruf wird gebraucht.“ Mit 66 denkt er bereits ans Rentenalter – und macht aus der Zukunft seines Ladens kein Geheimnis. „Wenn ich aufhöre, kommt wahrscheinlich niemand nach“, sagt er und lächelt verlegen.
Teure Qualitätsschuhe warten darauf, abgeholt zu werden
Keine fünf Minuten später betritt bereits die nächste Kundin den Laden. Zunächst geht sie zur anderen Seite, zu Besim Besaras Frau Meryem, die die Änderungsschneiderei betreut, und erkundigt sich nach dem Stand eines Kleidungsstücks. Danach holt sie nach kurzer Bezahlung ihre Schuhe aus dem Abholregal.
Darin steht unter anderem ein besonderes Paar mit Geschichte: „Das hier sind richtig teure Qualitätsschuhe – der Besitzer hat sie seit zwei Jahren nicht abgeholt“, erzählt Besara. „Normalerweise werfe ich solche Paare nach zwei Monaten weg, aber bei diesen ...“ Er betrachtet sie eine Weile. „Nein, die kann ich nicht einfach entsorgen. Irgendwann verschenke ich sie, vielleicht an einen Kunden – Größe 43.“

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