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Beilstein
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Sanierungsfällige Gebäude binden Beilsteins Kräfte und Finanzen

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Eine bröckelnde Rathausfassade, ein leerstehendes Pflegeheim oder mangelhafter Brandschutz in kommunalen Gebäuden – in Beilstein liegt zumindest gebäudetechnisch einiges im Argen. Die Bürgermeisterin erwartet ein arbeitsintensives Jahr. Sie kann aber auch einen Erfolg vermelden.

Bröckelnde Bausubstanz in Beilstein: Die Fassade des alten Rathauses ist durch ein Gerüst gesichert. Die Verwaltung wird das Gebäude räumen müssen.
Bröckelnde Bausubstanz in Beilstein: Die Fassade des alten Rathauses ist durch ein Gerüst gesichert. Die Verwaltung wird das Gebäude räumen müssen.  Foto: Mario Berger

Das drängendste bauliche Sanierungsprojekt, das die Stadt als Aufgabe mit ins Jahr 2026 nehmen wird, ist aktuell dekorativ verdeckt. Eine mächtige Tanne aus dem stadteigenen Forst reckt sich mit Lichterkette geschmückt vor dem Rathaus in den Himmel und lenkt so den Blick vom Beilsteiner Problemfall ab: Denn das denkmalgeschützte Rathaus ist dringend sanierungsbedürftig.

Im vergangenen Jahr hatte sich an der Frontfassade des stattlichen Fachwerkbaus ein Stück Mauerwerk gelöst. Die gutachterliche Gesamtschau lieferte ein fatales Ergebnis. „Massive statische Probleme an der Westfassade und im Dachgiebel“, sagt Carsten Böhmer vom Beilsteiner Bauamt. Um die Gebäudestatik zu entlasten, seien die schweren Akten des im Dachgeschoss ansässigen Stadtarchivs zunächst geräumt worden – das hatte offensichtlich geholfen.

Die Statikerin konnte ihren Befund abmildern und der Stadt einen größeren zeitlichen Handlungsspielraum gewähren. Dennoch steht fest, das Gebäude muss geräumt werden. Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld muss mitsamt der Stadtverwaltung den zentralen Dienstsitz aufgeben. Mehr als ein Jahr ist nunmehr vergangenen; die Fachwerkfassade ist mit einem Baugerüst gesichert. Mancher Beobachter wird sich fragen, wann das Provisorium ein Ende hat. Nach Angaben der Bürgermeisterin schon bald: Im zweiten Quartal 2026, nach der Landtagswahl im März, solle der Umzug der 25 Verwaltungsmitarbeiter angegangen werden.

Umzug auf das Raumeier-Areal

Eine Sanierung des Rathauses bei laufendem Verwaltungsbetrieb sei ausgeschlossen, darum werde die Stadtverwaltung einen neuen Dienstsitz auf dem Raumeier-Areal im Westen der Stadt beziehen. Den dortigen Gebäudekomplex hatte die Stadt 2021 von der früheren Deutschen Spätregen-Mission übernommen. Der Kauf des 2,7 Hektar großen Areals erweist sich im Nachhinein als rettender Glücksfall – denn dort bietet sich ausreichend Platz für die Stadtverwaltung. „Wir werden zwei Stockwerke zu je 1200 Quadratmetern nutzen, über ausreichend Parkplätze verfügen und barrierefreie Zugänge gewährleisten können“, kündigte Böhmer an.

Die Stadt bemüht sich, das ehemalige Pflegeheim Haus Ahorn zu erwerben. Die zentral gelegene Immobilie könnte öffentliche Nutzungen aufnehmen.
Die Stadt bemüht sich, das ehemalige Pflegeheim Haus Ahorn zu erwerben. Die zentral gelegene Immobilie könnte öffentliche Nutzungen aufnehmen.  Foto: Mario Berger

Es wird wohl ein Umzug auf unbestimmte Zeit. Wann die Sanierung des alten Rathauses startet, wie lange sie dauern, und wie teuer sie werde, sei noch unklar. Immerhin stünden aber über das Sanierungsprogramm für die Kernstadt 1,8 Millionen Euro Fördermittel bereit, so die Bürgermeisterin.

Aber es gibt noch weitere Liegenschaften, die die Bürgermeisterin und den Gemeinderat im Jahr 2026 beschäftigen werden. Der Verkauf des alten Feuerwehrhauses im Ortsteil Schmidhausen ist aktuell von den Stadträten beschlossen worden und soll im ersten Quartal realisiert werden. Der im Feuerwehrhaus ansässige DRK-Ortsverein wird umziehen müssen, und soll ebenso auf dem Raumeier-Areal ansässig werden.

Anwälte im Streit um das Haus Ahorn eingeschaltet

Ganz oben auf der Agenda wird weiterhin der angestrebte Erwerb der Immobilie Haus Ahorn stehen. Das ehemalige Pflegeheim am Ilsfelder Weg steht seit März leer. Die Stadt will die Wohnungen von den Eigentümern direkt übernehmen. Ein Makler aus Heilbronn beansprucht für sich, von der Mehrzahl der über 75 Eigentümer der Wohnungen mit deren Verkauf beauftragt worden zu sein. Die Stadt will notfalls ein Vorkaufsrecht ausüben. Aktuell scheint das Verhältnis zwischen Stadt und Makler gestört – beide Seiten haben Anwälte eingeschaltet.

Zum Guten wenden muss sich in Beilstein die Zukunft einer weiteren Liegenschaft, deren Bebauung die Stadtbewohner gerne wieder uneingeschränkt nutzen würden. Erhebliche brandschutztechnische Mängel, die in dem 1978 errichteten Gebäudekomplex aus Stadthalle, Hallenbad und Langhanshalle festgestellt wurden, lassen deren Nutzung nur unter strengen Auflagen zu.

In der Stadthalle seien allenfalls ausgewählte Veranstaltungen mit 100 bis 150 Besuchern zugelassen, sagt Böhmer. Man habe extra 50 Bürger zu Brandschutzwachen ausgebildet, die bei den Veranstaltungen an exponierten Stellen Dienst leisteten und im Notfall die Fluchtwege zeigen und die Halle räumen müssten.

Der mangelhafte Brandschutz erlaubt derzeit nur eine eingeschränkte Nutzung des Gebäudekomplexes aus Stadthalle, Hallenbad und Turnhalle.
Der mangelhafte Brandschutz erlaubt derzeit nur eine eingeschränkte Nutzung des Gebäudekomplexes aus Stadthalle, Hallenbad und Turnhalle.  Foto: Mario Berger

Wieviel es Kosten werde, den Gebäudekomplex so zu ertüchtigen, dass der Brandschutz wieder umfänglich gewährt sei, stehe noch in den Sternen. Klar sei aber, ohne Fördermittel werde dies nicht zu stemmen sein, sagt Schoenfeld. Für die Bürgermeisterin und ihr Team der Stadtverwaltung klingt dies nach einem intensiven Arbeitsjahr 2026.

Neues Pflegeheim bis 2028

Das Angebot an Wohn- und Pflegeplätzen für Senioren in Beilstein wird sich in absehbarer Zeit verbessern. Als Ersatz für das Haus Ahorn hatte der Gemeinderat im Neubaugebiet Hartäcker einen Standort für ein Pflegeheim beschlossen. Für dieses seien nun die Verhandlungen mit einem potentiellen Investoren kurz vor dem Abschluss, berichtet Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld. Auf dem 4000 Quadratmeter großen Areal könnte bis zum Jahr 2028 eine Einrichtung mit bis zu 90 Plätzen entstehen. 

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