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Wüstenrot
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Ruhe, Natur und Freibad sind die Trümpfe des Campingplatzes Wüstenrot

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Es gibt 99 Parzellen für Dauercamper und zehn Touristenplätze. Die Ausstattung hat Mindeststandard. Seit 2005 sind die Preise unverändert. 

Ein Blick von der Anhöhe auf den Campingplatz in Wüstenrot, der zwischen Wiesen und Wald beim Freibad liegt. Er wurde 1969 angelegt als weiteres Standbein in Sachen Tourismus.
Ein Blick von der Anhöhe auf den Campingplatz in Wüstenrot, der zwischen Wiesen und Wald beim Freibad liegt. Er wurde 1969 angelegt als weiteres Standbein in Sachen Tourismus.  Foto: Archiv/Kunz

"Der Campingplatz und das Freibad in Kombination sind ein kleines Aushängeschild für die Gemeinde", sagt Wüstenrots Bürgermeister Timo Wolf. Die ersten Plätze seien 1969 ausgewiesen worden. Auf dieses Jahr gehen die Altverträge zurück. "Die Dauercamper sind uns sehr verbunden. Sie sind in jungen Jahren gekommen und bleiben so lange da, wie sie es können", ergänzt Bauamtsleiterin Rebecca Weller. Der Campingplatz zwischen Wiesen und Wald ist klein und rustikal. 

"Tourismus hat schon immer eine Rolle gespielt", meint Wolf. Deshalb habe die Gemeinde wohl einen Campingplatz geschaffen. Die Anfänge des Tourismus gehen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, als sich Wüstenrot, Neulautern und Finsterrot mit "Luftkurort" schmückten. In den 1950er und 1960er Jahren seien auch die Wochenendhausgebiete zu Erholungszwecken entstanden, weiß Rebecca Weller.

Die Gebühren sind sehr günstig

1,7 Hektar ist das langgezogene Gelände in der Senke groß. Es weist 99 Plätze für Dauercamper auf und zehn Touristenplätze. "Die werden tatsächlich genutzt", sagt die Bauamtsleiterin, von Kurzzeitcampern in Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen. 49 Gäste wurden bereits in diesem Jahr auf den Kurzzeitplätzen gezählt. Diese Übernachtung kostet inklusive Pkw gerade mal 3,25 Euro. Dazu kommen 1,30 Euro pro Erwachsenem und 65 Cent pro Jugendlichem. "Es ist sehr billig", ist dem Bürgermeister klar, was auch das Dauercamping betrifft.  Mittelfristig müsse sich der Gemeinderat Gedanken machen, die Gebühren von 2005 anzupassen.

"Man muss offen und ehrlich sagen: Wir sind kein Sterne-Campingplatz", so der Gemeindechef. Aber man biete Ruhe und Natur. "Die Dauercamper dürfen kostenlos ins Freibad."

Parzellen haben nur einen Stromanschluss

Die gängige Größe der Plätze liegt bei 80 bis 100 Quadratmetern. Jede Parzelle hat einen Anschluss für Strom, nicht jedoch für Wasser und Abwasser. Frischwasser können die Camper an den Waschbecken zwischen den Reihen, die noch aus der Anfangszeit stammen könnten, holen. Das Abwasser kann in den Sanitärcontainern entsorgt werden. Davon gibt es zwei am Freibadweg, einer für Männer, einer für Frauen. Sie haben auch schon 20 Jahre auf dem Buckel, lösten 2005 die teils improvisierten Kaltduschen ab. Mancher Camper behalf sich mit einer Schlauch-Konstruktion, ein anderer hatte sogar eine gelbe Telefonzelle umfunktioniert. Ein Blick in die Container zeigt: Sie sind einfach ausgestattet, aber sauber mit Warmwasserduschen, Toiletten und Waschbecken. "In ordentlichem Zustand", meint Wolf. In den nächsten Jahren wolle die Gemeinde in den Erhalt des Platzes investieren. 2025 bekommt jede Parzelle einen Stromzähler, teilweise müssen neue Leitungen verlegt werden. 

Bis zum Jahresende soll die neue Platzordnung vorliegen. "Bestimmte Dinge sind nicht geregelt", nennt Weller den Grund, etwa die notwendige zweijährliche Gasprüfung.  Mit dem Regelwerk solle Transparenz für Camper und Verwaltung geschaffen werden, was man darf und was nicht. Das schmeckt nicht jedem Platzmieter, ist Weller bewusst. 

Zuhause in Heilbronn haben sie weder Balkon noch Garten. Die Parzelle in Wüstenrot ist deshalb für Ingrid und Peter Rühl ein Ersatz. Sie fahren mit dem Wohnwagen auch in Urlaub.
Zuhause in Heilbronn haben sie weder Balkon noch Garten. Die Parzelle in Wüstenrot ist deshalb für Ingrid und Peter Rühl ein Ersatz. Sie fahren mit dem Wohnwagen auch in Urlaub.  Foto: Sabine Friedrich

Statt Vorzelten viele Holzhütten

Was auffällt: Statt festen Vorzelten haben viele Parzellen Holzhütten unterschiedlichster Größen. "Die steht schon seit 50 Jahren", meint Manuela Joseph zu ihrem Exemplar. Die Fellbacherin hat ihre Parzelle seit zwölf Jahren. Sie genießt die Ruhe und die Natur, wandert, geht ins Freibad oder spielt mit der Familie Karten. Auch im Winter kommt sie auf den Platz. Die Anlage sei im Prinzip in Ordnung, modernere Duschen könnte sie sich vorstellen. Für eine Beleuchtung der Anlage würde Peter Rühl eine höhere Jahresmiete bezahlen. Ihm ist wichtig, dass der Platz auch künftig im Winter zugänglich ist. 

Gerade ist Rühl mit seiner Frau dabei, die Hecke zu schneiden. "Wir haben zuhause keinen Balkon oder Garten", begründet Ingrid Rühl, warum der Platz für sie und ihren Mann so wichtig ist. Die Heilbronnerin preist die gute Luft an. "Man schläft einfach wunderbar." Freundschaften seien in den vergangenen 15 Jahren entstanden. "Ich habe immer jemand, der mit mir Schwimmen geht." Das macht sie zwei bis dreimal täglich. 

Dauercamper zahlen seit 2005 für einen Stellplatz bis 90 Quadratmeter jährlich 425 Euro, zwischen 90 und 150 Quadratmeter sind es 500 Euro, über 150 Quadratmeter sind es 715 Euro. Der Freibadeintritt ist inklusive. Die drei freien Parzellen werden erst wieder vermietet, wenn die neue Platzordnung in Kraft tritt. Es gibt eine Platzwartin, die in der Saison auch an der Freibadkasse arbeitet. "Das ist eine gute Schnittstelle", sagt Bürgermeister Timo Wolf. Rund 55.000 Euro kostet die Anlage die Gemeinde pro Jahr. Die sind laut Bauamtsleiterin Rebecca Weller durch die Einnahmen fast gedeckt. 

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