Faschingsumzug der Wolfsstecher in Bad Rappenau mit Salzhexen und Rekord
So viele Gruppen wie nie winden sich beim Faschingsumzug der Wolfsstecher durch Bad Rappenau. Neben den Salzhexen liefen auch Meerjungfrauen und Dämonen an dicht besetzten Straßenrändern entlang.
Auf dem Bad Rappenauer Marktplatz singt die Menge laut „Oh oh oh“ im Klassiker „Sweet Caroline“. Der DJ spielt bereits, bevor die erste Gruppe beim 27. Faschingsumzug des 1. RCV „Die Wolfsstecher“ um die Ecke kommt. Mit lautem Helau werden ab da die 65 Gruppen begrüßt, die sich als Gaudiwurm Richtung Mühltalhalle schlängeln. Mit dabei sind so viele Brauchtumsgruppen wie nie, feiern die Rabbemer Salzhexen doch ihr närrisches elfjtes Jubiläum.
Vor dem Start ist Vorglühen oder vielmehr Stärkung am Kreisel angesagt. Die Karnevalisten führen sich noch mittels Maiskolben, Crêpes und Schnitzelweck ein paar Kalorien zu. Das Restaurant Huber hat an dem Tag zwar geschlossen, aber davor steht ein Verkaufswagen, bei dem es sogar Semmelknödel in Pilzrahmsoße gibt. „Man braucht schon eine Alternative für die Vegetarier und die Gardemädels“, meint Chef Markus Arnold schmunzelnd, während er die Würste auf dem Grill dreht. Außerdem lässt er die Narren die Toiletten benutzen, also eine Win-win-Situation, findet er.
Meerjungfrauen und Dämonen beim Faschingsumzug der Wolfsstecher in Bad Rappenau
Direkt davor hat sich ein ganzer Schwarm Meerjungfrauen positioniert. Es ist die Aerobicgruppe des TSV Fürfeld mit 20 Frauen. „Wir schon laufen seit 26 Jahren mit, immer mit einem anderen Kostüm“, erzählt Orgachefin Simone Kastania. Von Kaktus bis Karotte war da schon alles dabei und diesmal haben sie Netze eingefärbt, große Muscheln aufgelegt und sich mit schillernden grünen Perücken ausgestattet. „Die Mehrheit entscheidet aus den Vorschlägen, es muss auch gut umsetzbar sein, schließlich haben wir Größen von S bis XXL.“
Ein Löwensteiner Dämon stößt mit zwei Prinzessinnen an. „Wir sind unseres Wissens nach das erste Prinzessinenpaar und sind tatsächlich verheiratet“, verraten Simone I. und Kirsten I. vom Regenbogenland, die die FG Hossa Schefflenz vertreten. Der Verein hat sie ganz bewusst gewählt, um ein Zeichen zu setzen. „Wir hatten ja auch einen schwulen Bürgermeister, das war unserem Ort sehr wichtig“, erzählt Simone Herold. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens beim Fasching, nämlich vor elf Jahren beim Umzug in Gundelsheim.
Aljona Rettich, Vizepräsidentin der Wolfsstecher, schaut zufrieden auf das närrische Getümmel. So viele Gruppen haben sich noch nie für den Umzug angemeldet. Die 850 Meter lange Strecke wird rappelvoll sein. Da nimmt man dann auch gern die höheren Auflagen mit, die durch die Einnahmen aus dem Geburtstagsfest der Salzhexen, der Hexennacht, auch finanziert werden können. „Wir müssen acht Zufahrten sperren, entweder mit Lkw oder Metallpollern, die wir von der Stadt bekommen haben“, listet Elferrat Marc Endress auf. Polizei und Security sind natürlich auch vor Ort. „Nach den jüngsten Ereignissen sind die Auflagen vollkommen verständlich, die Sicherheit der Leute geht vor und wir tun alles dafür, dass die in Ruhe feiern können.“
Anwohner haben ihre Häuser mit Luftballons geschmückt
Die Straßenränder sind denn auch dicht besetzt, als sich der Umzug in Bewegung setzt. Einige Anwohner haben ihre Häuser mit Luftballons geschmückt. „Wir mögen Fasching“, erklärt eine von ihnen. Bei ihr gibt es selbstgebackene Muffins und Amerikaner gegen eine Spende, um die Kosten für die Deko im kommenden Jahr hereinzubekommen. „Früher haben wir Waffeln verkauft, aber das war nicht gewünscht, jetzt machen wir es halt so.“
Zurück auf dem Marktplatz. Ein Rehkitz lässt eine Konfettikanone knallen und bunter Glitter fliegt durch die Luft. Der Fanfarenzug Bad Rappenau biegt als Startgruppe um die Ecke. Popcorn, Müsli und Bonbons finden reichlich Abnehmer, die Garden werden zum Tanzen angefeuert und lassen sich nicht lange bitten.