Zwischen Frühlingslust und Corona-Last
1530 an einem Tag: Ämter in der Region melden aktuell Rekordwerte bei den Neuinfektionen. Der Wetterdienst verspricht bis Ende März Sonne satt. Den Spagat zwischen möglichst normalem Leben und Gesundheitsschutz zu wahren, ist da nicht einfach.

Der Frühlingsanfang 2022 hat an diesem Sonntag eine ganz besondere Konstellation. Zur großen Lust der Menschen auf Frühling nach dem zweiten Pandemie-Winter kommt die sechste Corona-Infektionswelle, die der Region Rekordzahlen an Neuinfektionen beschert.
1530 Neuinfizierte registrierte das Landratsamt Heilbronn am Donnerstag - die höchste Zahl seit Ausbruch der Pandemie Das geht aus Zahlen des Landes-Sozialministeriums hervor. Das Landratsamt bestätigte den Rekordwert. Auch der Hohenlohekreis erreichte diese Woche den bisherigen Höchststand mit 583 Fällen an einem Tag. Die Stadt Heilbronn verzeichnete ihren Spitzenwert bereits am 10. März: 595 Fälle.

Neue Omikron-Variante ist ansteckender als Vorgänger
Zwischen Frühlingslust und Corona-Last: Landkreis-Gesundheitsamtsleiter Dr. Thomas Schell hat Hoffnung, dass mit wärmeren Tagen die Infektionszahlen wieder sinken. Man sei zuversichtlich, dass sich vermehrte Aufenthalte im Freien positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken. Die aktuelle Entwicklung werde durch die neue, ansteckendere Omikron-Variante BA.2 stark beeinflusst. Sie mache bereits mehr als 50 Prozent der Fälle aus. Zudem seien die Bürger pandemiemüde. Schell empfiehlt dennoch, weiter Kontakte auf das erforderliche Maß zu begrenzen und die Schutzmaske zu tragen.
Politikern rät er, sich "mit Expertengremien auszutauschen" und deren Empfehlungen "auch weiterhin" zu berücksichtigen. Am Rekordtag im Landkreis Heilbronn gab es die meisten Neuinfektionen in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen. Dicht dahinter lagen die 20- bis 29-Jährigen und die 50- bis 59-Jährigen. Nicht viel geringer sind die Zahlen bei den unter 20-Jährigen.
Wie gehen Bürger mit diesen zwei Polen um, der Lust auf Frühling und Lebensgenuss sowie der starken Ausbreitung der neuen Virusvariante? "Sonne, 15 Grad, viel mehr brauche ich nicht, um den Frühling zu genießen", sagt eine Heilbronnerin (36), die an einem Tisch im Freien am Heilbronner Lokal Pfeffer sitzt. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Worauf sie sich besonders freut, wenn es bald richtig Frühling wird? "Einfach raus, joggen, Rad fahren: Dann bin ich schon zufrieden." Und die Gefahr durch Corona? Sie sei schon erkrankt gewesen, habe das Gefühl, dass sie nun einen Schutz habe. "Man muss im Denken ja ein bisschen positiv bleiben."
Er werde die Maske "wohl noch ne Weile tragen", sagt en 64-jähriger Bürger
Am Neckarufer sitzt ein 64-jähriger Weinsberger. Er freut sich bald auf einen Besuch im Biergarten. Und dass er für seine Enkel grillen kann, Rückensteak, Bratwürste und Maiskolben mögen sie gern. Auch er will ungenannt bleiben. Die neuen Rekordzahlen bei Corona-Infektionen gefallen ihm nicht. Egal, was die Politik nun vorgebe oder lockere. "Die Maske werde ich zum Schutz wohl noch "ne Weile tragen."
Frühlingswetter mit viel Sonne war eigentlich in den Wettervorhersagen schon für Mitte dieser Woche versprochen. Ein neu gebildetes Biskaya-Tief verhinderte es. Aber: "Wir bekommen jetzt eine ausgeprägte Hochdrucklage. Bis Ende des Monats werden wir von der Sonne überflutet", blickt Michael Gutwein, Leiter der regionalen Messnetzgruppe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart, voraus. Kommende Woche werde es nach der Vorhersage im Raum Heilbronn bis zu 16 Grad warm.
Die Nächte blieben aber kalt, Frostgrade seien möglich. Die Woche darauf könne es dann "an die 20-Grad-Marke herangehen". Bei Pflanzen-Mauk in Lauffen spürt Geschäftsführerin Birgit Mayer die Frühlingslust der Kunden. Bei der Nachfrage nach blühenden Pflanzen "geht es jetzt los. Die Menschen wollen nach dem tristen Winter Frühling, Farbe, gute Laune". Ranunkel, Stiefmütterchen, Primeln, Bellis oder leuchtende Vergissmeinnicht seien beliebt. Und auch bei den Grillsachen "fängt es jetzt verstärkt an".