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Detlef Piepenburg zieht zum Abschied eine positive Bilanz

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Seit 16 Jahren steht Detlef Piepenburg an der Spitze des Heilbronner Landratsamts. In gut einer Woche nimmt er seinen Hut. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt der Landrat noch einmal auf seine Amtszeit zurück und ist sicher, dass ihm auch künftig nicht langweilig wird.

Landrat Detlef Piepenburg ist im Gespräch mit der Heilbronner Stimme zufrieden mit der Entwicklung des Landkreises während seiner 16-jährigen Amtszeit. Jetzt will der 65-Jährige mehr Zeit für seine Familie haben.
Landrat Detlef Piepenburg ist im Gespräch mit der Heilbronner Stimme zufrieden mit der Entwicklung des Landkreises während seiner 16-jährigen Amtszeit. Jetzt will der 65-Jährige mehr Zeit für seine Familie haben.  Foto: Berger, Mario

Herr Piepenburg. Noch wenige Tage, dann scheiden Sie aus dem Amt. Wie geht es Ihnen?

Detlef Piepenburg: Gut, ich habe aber gemischte Gefühle. Auf der einen Seite steht die Freude auf das, was kommt, auf der anderen Seite eine gewisse Wehmut. Vor allem wegen jener von mir geschätzten Menschen, mit denen ich im Alltag zu tun habe.

 

Verspüren Sie auch eine gewisse Erleichterung?

Piepenburg: Was die Verantwortung angeht: sicherlich. Sie spürt man wirklich sehr. Weil alles, was wir tun, Konsequenzen hat. Und wir haben in den vergangenen 16 Jahren sehr viel getan.

 

Welches waren die wichtigsten Themen und Weichenstellungen?

Piepenburg: Das Thema Krankenhaus steht natürlich ganz vorne, überhaupt alle Themen rund um unsere Infrastruktur. Als ich hier als Erster Landesbeamter angefangen habe, sind durch die Heilbronner Kaiserstraße noch Lkw gefahren. Das kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen.

 

 Foto: Berger, Mario

Die Stadtbahn Nord wurde als Jahrhundertprojekt bezeichnet.

Piepenburg: Dieses Projekt gehörte zu den ganz dicken Brocken. Hier wurden rund 150 Millionen Euro ausgegeben, unser Anteil lag bei etwa 43 Millionen Euro. Aber die Stadtbahn ist auch jeden Euro wert. Heute haben wir die guten Verbindungen nach Mosbach und Sinsheim.

 

Waren Klinik-Umbau und Stadtbahn Nord also Ihre größten Erfolge?

Piepenburg: Was mein Erfolg ist, müssen andere beurteilen. Ich habe immer versucht, alle Aufgaben anzupacken, die vor mir liegen. Natürlich gibt es Prioritäten. 2005 kam die Verwaltungsreform, die uns jede Menge Zusatzaufgaben beschert hat. Das so zu organisieren, dass danach alles aus einem Guss kommt, war eine schwierige Aufgabe. Als Erfolg sehe ich es aber auch, dass wir mit dem Kreistag eine hervorragende und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit gefunden haben.

 

Gibt es auch Themen, mit denen Sie nicht fertiggeworden sind? Mit denen Sie nicht zufrieden sind?

Piepenburg: Meinem Naturell entspricht es nicht, irgendetwas liegen zu lassen. Als ich 2005 gekommen bin, gab es hier keinen Tourismus. Heute hat unsere Touristikgemeinschaft Heilbronner Land großes Gewicht im Norden Baden-Württembergs. Wir haben auch viel Geld und Herzblut in die Bildung investiert. Das Kreisberufsschulzentrum in Böckingen braucht nun eine zukunftsfähige Lösung. Die ersten Schritte sind gemacht, mein Nachfolger Norbert Heuser wird dieses langfristige Thema weiterführen. Grundsätzlich gilt ja: Alles auf einmal lässt sich nicht verwirklichen, es braucht eine solide Finanzierung.

 

Sie sind also bei den Vorhaben da, wo man zum jetzigen Zeitpunkt sein kann?

Piepenburg: Ich denke schon. Als ich 2005 gekommen bin, hatte der Landkreis eine Verschuldung von etwa 53 Millionen Euro. Bis zum Jahresende werden es knapp 59 Millionen Euro sein. Und das trotz einer Reihe teurer Infrastrukturprojekten.

 

Das Landratsamt hat sich stark verändert, der Landkreis auch?

2005 freut sich Piepenburg (rechts) mit Gattin Anke über die Wahl. Klaus Czernuska gratuliert.
2005 freut sich Piepenburg (rechts) mit Gattin Anke über die Wahl. Klaus Czernuska gratuliert.  Foto: Veigel

Piepenburg: Der Landkreis Heilbronn ist ein sehr stark prosperierender Landkreis, auch dank unserer führenden und teilweise weltweit erfolgreichen Unternehmen. Wir haben einen der größten Windparks im Land. Und wir entwickelten den Tourismus als besondere Form der Wirtschaftsförderung, in der wir auch die Besonderheiten des Landkreises herausarbeiten konnten. Im Zuge der Transformation wird es künftig starke Veränderungen in den Bereichen Mobilität und Automobil geben. Die gilt es, aktiv zu gestalten und zu begleiten. Auch im kulturellen Bereich ist einiges weiterentwickelt worden. Und nicht zuletzt haben die kommunalen Haushalte in den letzten zehn Jahren eine Positiv-Phase erlebt, die ihres Gleichen sucht.

 

Das Gesundheitswesen gehört zu den großen Themen unserer Zeit. Wie müssen hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden?

Piepenburg: Die Frage ist: Welche Einrichtungen brauchen wir künftig für eine gute Versorgung der Menschen? Die Medizin ändert sich permanent. Fortschritt und Technik machen es möglich, dass wir heute Menschen ambulant behandeln können, die früher stationär im Krankenhaus hätten bleiben müssen. Wir werden mehr mit Operationscomputern arbeiten, künstliche Intelligenz wird eine große Rolle spielen.

 

Die Krankenhausstruktur wird sich also weiter verändern?

Landrat Detlef Piepenburg bei der viel beachteten Unterzeichnung des Vertrags zur Tourismuskooperation im Jahr 2013.
Landrat Detlef Piepenburg bei der viel beachteten Unterzeichnung des Vertrags zur Tourismuskooperation im Jahr 2013.  Foto: Mugler

Piepenburg: Natürlich. Da gibt es kein Ende der Entwicklung. Es wird weiter nötig sein, für seltenere Krankheiten Zentren zu schaffen, um die teure Krankenhaus-Infrastruktur auch optimal nutzen zu können. Letztlich achten die Kassen darauf, dass Ausgaben wirtschaftlich sind. Gleichzeitig müssen ambulante und stationäre Versorgung stärker ineinandergreifen.

 

Die neuen Gesundheitszentren in Brackenheim und Möckmühl sind aber nicht wieder in Gefahr?

Piepenburg: Nein. Das ist ein Zukunftsmodell, das für die nächsten vielleicht 20 Jahre greift. Die Zentren bieten im ländlichen Raum eine Anlaufstelle, wo die ärztliche Versorgung immer schwieriger wird. Unsere Gesundheitszentren sind vernetzt mit den Krankenhäusern, so dass wir schnell umfassende Hilfe anbieten können. Auf höchstem medizinischem Niveau und mit modernster Ausstattung. Ich habe mich immer gefreut, dass uns die Landesregierung immer so ein bisschen als Speerspitze betrachtet hat.

 

Gilt das auch für andere Bereiche wie Tourismus?

Piepenburg: Tourismus ist eine schwierige Herausforderung. Hier vermarktet man seine Heimat. Dafür muss man erst einmal investieren. Und man muss sich fragen, was man im Detail erreichen will. Im Idealfall haben Sie eine Destination, also eine Raumschaft, die geografisch definiert wird. So wie der Schwarzwald beispielsweise. Und Sie brauchen eine Zielgruppe. Wir sind zwar keine Destination und werden das auch nie werden, aber wir können versuchen, es anders zu machen. Wir haben Wasser, Wald und Wein. Damit schaffen wir Erlebnismarken.

Zur Person

Detlef Piepenburg ist seit 2005 Landrat in Heilbronn. Der studierte Jurist begann seine Verwaltungskarriere als Baudezernent im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und im Umweltministerium. 1994 wurde Piepenburg Erster Landesbeamter in Heilbronn, 1997 Landrat im Neckar-Odenwald-Kreis. Der 65-jährige Bad Rappenauer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist zudem Großvater zweier Enkelkinder.

 

Was steht denn aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren an?

Piepenburg: Das wichtigste Thema ist die Kreisberufsschule in Böckingen. Bildung ist der Schlüssel zu allem. Es wird aber auch um Energie und Klimaschutz gehen. Wir haben eine erhöhte Nachfrage nach Wohnraum und Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten. Zu den Zukunftsthemen gehört natürlich auch die Mobilität. Die Zabergäubahn ist da nur ein Beispiel.

 

Und wie sieht es mit der Erweiterung des Landratsamts aus?

Piepenburg: Wir haben im Kreistag den Beschluss gefasst, dass wir das Angebot unseres Nachbarn annehmen. Es wird einen Neubau geben, in den wir als Mieter einziehen wollen. Hoffentlich reicht das dann für die Zukunft.

 

Was steht bei Ihnen nach Ihrer Verabschiedung persönlich an?

Piepenburg: Ich habe nicht ohne Grund die Entscheidung getroffen, dass ich aufhöre. Ich möchte nach 24 Jahren mehr Zeit für meine Familie haben, die mich immer unterstützt hat und so manches Mal auf mich verzichten musste. Darauf freue ich mich sehr. Ein paar andere Sachen werde ich aber auch noch weitermachen. Beim Deutschen Roten Kreuz zum Beispiel habe ich mich bereit erklärt, im Kreisverband weiter Verantwortung zu übernehmen. Langweilig wird es mir bestimmt nicht.

 

 
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