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Zu Hause bleiben klappt in der Region ganz gut

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Selbst bei Sonnenschein bleiben Straßen vielerorts menschenleer. Die Polizei stellt dennoch einige Verstöße fest. Das Betretungsverbot in Eppingen zeigt Wirkung. Der Heilbronner Oberbürgermeister Mergel befürwortet die bundesweite Regelung der Ausgangsbeschränkungen.

Schönstes Frühlingswetter: In Eppingen halten sich die Menschen an die Corona-Vorgaben.
Foto: Andreas Veigel
Schönstes Frühlingswetter: In Eppingen halten sich die Menschen an die Corona-Vorgaben. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas
Menschen in der Region haben sich am Wochenende weitestgehend an die Corona-Regeln gehalten. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Einhaltung der Vorschriften stark kontrolliert, vereinzelt Verstöße festgestellt und angezeigt. 
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich am Nachmittag auf eine gemeinsame Linie im Kampf gegen das Coronavirus. Für Menschen in Baden-Württemberg ändert sich kaum etwas.
 
„Die jetzt getroffene bundesweite Regelung ist aus meiner Sicht geeignet, so viel Schutz wie nötig und so viel persönliche Freiheit wie möglich in dieser immer noch sehr bedrohlichen Situation zu gewähren“, sagte der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel. Dass viele Menschen bereit sind, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, zeige das vergangene Wochenende.
 
Leere Innenstadt in Eppingen trotz strahlendem Sonnenschein
 
Regen am Samstag lockte kaum jemanden vor die Tür. Der sonnige Sonntag dagegen kann als erste Bewährungsprobe herhalten – auch in Eppingen. Straßen und Plätze waren nahezu menschenleer. „Wir haben eine Sondersituation“, sagte der Eppinger OB Klaus Holaschke. Wie berichtet, wurden in der orthopädischen Praxis Schneider und Menger zwei Personen der Praxis positiv auf das Coronavirus getestet.
 
Patienten, die zwischen Dienstag und Mittwoch, 10. und 18. März, dort in Behandlung waren, könnten sich angesteckt haben. Sie gelten alle als Kontaktpersonen. Sie sind aufgefordert, sich häuslich zu isolieren, so das Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn. Wer Symptome entwickelt, der soll Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen. Noch am Freitagabend verhängte die Stadt ein Betretungsverbot.
 
Kette der mit den Coronavirus infizierten Menschen ist noch unklar
 
„Wir brauchen dringend diese Einschränkungen“, sagte Holaschke mit Blick auf das Betretungsverbot. Sein Appell an die Bürger: „Bleibt zu Hause, ihr rettet damit Leben.“ Die Kette der mit dem Coronavirus infizierten Menschen sei unklar. Die weitere Ausbreitung des Virus soll eingedämmt werden. „Damit unser Gesundheitssystem nicht in die Knie geht.“

Die Freiwillige Feuerwehr Eppingen fuhr am Samstag durch die Straßen und machte Lautsprecher-Durchsagen, um die Bürger über die Verhaltensregeln zu informieren. Wolf Dietrich Kerber werkelte gerade in seiner Garage, als er sie hörte. Er fand den Schritt, die Bewegungsfreiheit einzuschränken, richtig. „Ich bin selbst ein Risikomensch“, sagte Kerber, der mehr als 70 Jahre alt ist. Es hielten sich noch zu wenige Menschen an die Auflagen. „Da haben viele den Schuss nicht gehört.“

Für Angela und Artur Weber, die früheren Pächter des Eppinger Palmbräuhauses, stand ebenfalls fest: „Wir halten uns an die Spielregeln.“ Artur Weber sorgte sich um die Wirtschaft. „Wichtig ist, dass jetzt etwas gemacht wird“, meinte dagegen seine Frau, „und dann wird weitergesehen.“

EBM-Papst geht von Ausgangssperre aus
 
Länderchefs drohten am vergangenen Donnerstag mit Ausgangssperren. Zu viele Menschen ignorierten die Vorsichtsmaßnahmen, die die Ausbreitung des Virus verhindern sollen, lautete deren Kritik. Unternehmen wappneten sich. Auf größere Einschränkungen stellte sich beispielsweise der Motoren- und Ventilatorenbauer EBM-Papst in Mulfingen ein. Ausgangssperre? „Wir gehen davon aus, sie kommt“, sagte am vergangenen Freitag Pressesprecher Hauke Hannig. „Weil sich die Menschen unvernünftig verhalten.“ Um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein, habe man Mitarbeitern Passierscheine an die Hand gegeben. Mit denen ausgestattet, soll der Weg zur Arbeit geregelt sein.
 
„Die derzeitige Lage ist sehr dynamisch und erfordert von uns allen Weitsicht und Flexibilität“, teilte eine Kaufland-Sprecherin am Freitag mit. Seit Beginn der Corona-Krise bereite man sich auf alle erdenklichen Szenarien vor. „Dazu gehört auch eine vorsorgliche Bereitstellung von Arbeitsbescheinigungen, wo dies erforderlich ist.“
 

 
OB Mergel erlebt die Bürger als verantwortungsbewusst

Das öffentliche Leben kam am Wochenende fast völlig zum Erliegen. Als verantwortungsbewusst erlebte OB Mergel die Bürger. „Sowohl am Samstag als auch am Sonntag war ich viel zu Fuß und mit dem Rad in der Stadt unterwegs“, sagte er. Er sei beeindruckt und dankbar zugleich, wie diszipliniert und verantwortungsbewusst die Menschen sich verhielten. 

 
 

„Ich denke, dass wir aufbauend auf den Erfahrungen des Wochenendes angemessen auf die Einhaltung der Zwei-Personen-Regel im öffentlichen Raum hinwirken können.

Harry Mergel, OB He

 

 

 

Mergel sieht Bürger in der Verantwortung. „Ich würde mir wünschen, dass sie – zunächst in den kommenden 14 Tagen – ihren Freiheitsraum weiterhin so verantwortlich nutzen wie an diesem Wochenende. Dann, so hoffe ich, sollte es möglich sein, die nächste Stufe der Restriktion, eine Ausgangssperre, zu verhindern.“

Polizei schließt Baumarkt

Die Polizei hat am Wochenende mehr als 60 Kontrollen im Bereich des Heilbronner Polizeipräsidiums vorgenommen, um die Einhaltung der Corona-Verordnung zu überprüfen, sagt Polizeisprecher Gerald Olma. Unter anderem hatten drei Friseure und ein Nagelstudio in Heilbronn geöffnet. Sie wurden geschlossen. Nachts traf die Polizei vereinzelt Gruppen von zehn bis zwölf Personen an. Die Verstöße seien angezeigt worden und Platzverweise wurden ausgesprochen. „Die Leute zeigten sich aber alle einsichtig, das Verständnis war da“, sagt Olma. Allmählich komme der Ernst der Lage in den Köpfen an. Eskaliert ist die Situation in einem Baumarkt in Öhringen. Kunden wollten den Abstand von 1,50 Metern nicht einhalten und reagierten zum Teil aggressiv. Die Geschäftsleitung rief die Polizei. Gemeinsam habe man entschieden, den Markt zu schließen. 

 
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