Klinikum am Weissenhof in Weinsberg macht sich fit für die Zukunft
16,5 Millionen Euro fließen in Gebäude des Zentrums für Psychiatrie in Weinsberg. Eine intensive Krisenbehandlung für Patienten, die ein paar Tage Auszeit benötigen, ist dadurch noch besser möglich.

Gleich doppelten Grund zur Freude gab es am Klinikum am Weissenhof. Das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Weinsberg setzt seinen Masterplan um und investiert in die Zukunft - sowohl in moderne Räumlichkeiten als auch in eine moderne Versorgung der Patienten.
Damit einher gehen neue Behandlungsangebote, die betten- und personalneutral sind. Auf dem Weissenhof mit seinen 450 Betten sind mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Bauprojekte sind bereits gestartet, am Mittwochvormittag erfolgten die beiden Grundsteinlegungen.
Attraktives Umfeld für Genesung schaffen
Ein für den Genesungsprozess der Patienten attraktives Umfeld zu schaffen, nannte ZfP-Geschäftsführerin Anett Rose-Losert als Ziel. "Immer wieder haben wir über eine Verbesserung der akutpsychiatrischen Versorgung diskutiert", blickte sie auf den Entstehungsprozess zurück. "So ist die Idee der Clearingstation entstanden."
Die Neustrukturierung bedeutet, dass schwer psychisch Erkrankte von niederschwelligen Fällen getrennt werden. In der neuen Station P1 wird der Gesundheitszustand des Patienten geklärt (Clearing). Er erhält einen maßgeschneiderten Plan für seine Behandlung, die je nach Fall stationär, ambulant oder zu Hause erfolgt. Im Neubau ist auch eine kurze, aber intensive Krisenbehandlung möglich.
Patienten, die eine Auszeit und ein paar Tage Ruhe benötigen, erhalten hier therapeutische und sozialpädagogische Hilfe, verdeutlichte Oberärztin Dr. Dorothea Schmidt. Mit der neuen Station, die Entlastung für die beiden Akutstationen bedeutet, wolle man dem negativen Image der Psychiatrie und der Stigmatisierung von Patienten entgegenwirken. "Der Mut zum Neuen wird hier präsentiert", lobte Pflegedienstleiter Michael Theune. Die neue Struktur führe in eine bessere Zukunft. "Die wollen wir gestalten."
Schmidt und Theune verrieten den Gästen, was sich in der Holzkiste zur Grundsteinlegung befindet: ein Fixiergurt, der symbolisiert, dass die Station P1 ohne Zwangsmaßnahmen auskommen will, zwei Fachbücher, die dem Geist des Hauses entsprechen, eine aktuelle Ausgabe der Heilbronner Stimme sowie eine der letzten Infozeitungen der Klinik in Papierform. Als hässliche Zeichen des Zeitgeistes, so Theune, wurden ein Schnelltest, eine FFP2-Maske und eine Dose Chili con Carne hinzugefügt, die für die Zeit ohne Kantine in der Pandemie stehe.
Viel Licht für freundliche Atmosphäre
Eine Grundsteinlegung sei ein starkes Symbol der Hoffnung, meinte Georg Weber vom Architekturbüro S-Projekt aus Ellhofen. Er erläuterte Dimension, Raumkonzeption und Materialien für den neuen Dreh- und Angelpunkt der Patientenzuordnung. Viel Glas und Lichtkuppeln sorgen für eine freundliche Atmosphäre.

Das denkmalgeschützte Gebäude von 1903 mit der Station 19 der Allgemeinen Psychiatrie wird generalsaniert. Im neuen Anbau entstehen die Patientenzimmer, teils auch für andere Stationen, die dadurch Platz gewinnen. Die Baumaßnahme, geplant von Ernst² Architekten, bringt Neuerungen, die Chefarzt Dr. Daniel Schüpbach und Pflegedienstleiterin Heike Baumann erläuterten: je eine Unterstation für die Transitions-Psychiatrie, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter begleitet, sowie für Frauen mit Depressionen während der Schwangerschaft oder nach der Geburt. Ein Holzkreuz der Beschäftigungstherapie, ein Fotobuch der Station und zwei Fliesen mit Widmungen kamen in diese Grundsteinkiste.
Die Clearing- und Kriseninterventionsstation mit Platz für 16 Patienten, soll Ende 2022 fertig sein. Die Kosten belaufen sich auf rund 5,5 Millionen Euro. Diese werden laut Andreas Breitmayer, kaufmännischer Direktor des ZfP, ebenso vom Land übernommen wie die elf Millionen Euro für die Generalsanierung der Station 19 und den Anbau mit den Ein- und Zweitbettzimmern auf drei Ebenen für maximal 36 Patienten. Das Bauende ist für das erste Quartal 2023 geplant.