"Wir stießen auf vier Männer, die sturzbetrunken waren"
Polizei kontrolliert verstärkt Lkw-Fahrer während der Ruhezeiten - Aktion soll Unfallgefahr vorbeugen

Die Erkenntnisse sind recht neu. Lkw-Fahrer, zum größten Teil kommen sie aus Osteuropa, trinken während ihrer Ruhezeiten zu viel Alkohol und setzen sich am nächsten Morgen mit Restalkohol im Blut hinters Steuer.
Wie die Polizei darauf reagiert, erklärt Alexander Ulmer (49), Leiter der Autobahnpolizei Mannheim.
Weshalb machen Sie diese Kontrollen?
Alexander Ulmer: Wir haben festgestellt, dass im gesamten Bundesgebiet Unfälle mit alkoholisierten Lkw-Fahrern zunehmen. Im September vergangenen Jahres haben wir zum ersten Mal kontrolliert.
Wen treffen Sie bei den Kontrollen an?
Ulmer: Es sind zum größten Teil Fahrer aus Osteuropa.
Warum ist das so?
Ulmer: Fahrer aus Deutschland schaffen es am Wochenende nach Hause. Wer möchte schon in seinem Lkw übernachten?
Wie erkennt die Polizei, ob ein Fahrer getrunken hat?
Ulmer: Die Kollegen halten ihre Nase in die Kabine. Steht der Fahrer unter Alkoholeinfluss, riechen das die Kollegen.
Weshalb trinkt ein Lkw-Fahrer während seiner Tour überhaupt Alkohol?
Ulmer: Möglicherweise aus purer Langeweile. Für die Fahrer gilt das Fahrverbot am Wochenende. Sonntags von 0 bis 22 Uhr müssen sie ihre Fahrzeuge abstellen.
Deshalb überprüfen Sie die Fahrer ja im sogenannten ruhenden Verkehr.
Ulmer: Wir wollen damit verhindern, dass alkoholisierte Fahrer Sonntagnacht losfahren. Die Kontrolle dient der Abschreckung und der Prävention.
Wie verhält es sich mit alkoholisierten Fahrern unter der Woche?
Ulmer: Das ist ein Phänomen, das nur während der Ruhezeiten vorkommt.
Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass ein Lkw an einem Autobahn-Unfall beteiligt ist. Sind die Fahrer betrunken?
Ulmer: Das können wir nicht bestätigen, darüber liegen uns keine Erkenntnisse vor.
Wie reagieren die Fahrer?
Ulmer: Die Kooperationsbereitschaft ist sehr hoch. Die Fahrer haben offensichtlich Verständnis für die Kontrollen.
Wurde noch keiner aggressiv?
Ulmer: Uns gegenüber nicht. Was passieren kann, ist, dass sie untereinander aufeinander losgehen. Solche Fälle habe wir häufiger. Ich erinnere mich an einen Fall, als der Fahrer in das Alkoholmessgerät pustete, danach einen meiner Kollegen wegschubste und die Tür verschloss. Dem haben wir eine Kette ums Rand gelegt, damit er nicht wegfahren konnte. Am nächsten Tag sind wir noch einmal hingefahren und haben kontrolliert, ob er nüchtern ist.
Was haben Sie bei den Kontrollen erlebt?
Ulmer: Bei einer unserer vorangegangenen Kontrollen an einem Sonntagabend wollten wir einen Lkw-Fahrer überprüfen. Doch die Fahrerkabine war leer. Aus dem Sattelzug des 40-Tonners haben wir Geräusche gehört. Als wir die Türen öffneten, stießen wir auf vier Männer, die sturzbetrunken waren.
Wenn Sie Alkohol nachweisen, wie geht es mit dem Fahrer weiter?
Ulmer: Wir nehmen ihm Führerschein, Fahrzeugschein und die Frachtpapiere weg. Am nächsten Morgen, wenn der Alkohol abgebaut ist, kontrollieren wir erneut. Ist er nüchtern, bekommt er die Unterlagen zurück.
Sind Sie sich sicher, dass der Fahrer nicht trotzdem losfährt?
Ulmer: Ja. Ohne Führerschein, Fahrzeugschein und Frachtpapiere fährt keiner weg.