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Wie und wo Fasching in der Region Heilbronn und Hohenlohe gefeiert wird

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Nach der Corona-Zwangspause gehen jetzt wieder viele Faschingsveranstaltungen über die Runden. Die Stimme-Redaktion zeigt, wo es im Februar richtig bunt wird.

Trotz aller Krisen - oder allen Krisen zum Trotz: Nachdem die Corona-Pandemie den Fasching 2021/22 zum Erliegen gebracht hatte, treiben es die Narren nach der langen Durststrecke wieder richtig bunt. Der Nachholbedarf ist enorm. Alle Welt redet dabei vom Karneval in Rio und in Venedig. Hierzulande dreht sich scheinbar alles um die Jecken vom Rhein oder um die Hästräger im Alemannischen.

Das Unterland, Hohenlohe und der Kraichgau gelten nicht gerade als Narrenhochburgen. Doch die Farbtupfer werden mehr, die Prunksitzungen und Umzüge immer länger. Dieser Tage schwappt die Begeisterung mancherorts regelrecht über: von den Hallen auf die Gassen, von den Prunksitzungen auf die Umzüge.

Die Stimme-Redaktion hat zusammengetragen, wo und wann in der Region solche Gaudiwürmer angesagt sind:


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Kleine Narren-Historie

Historisch betrachtet ist die frühere Narrenbrache in unseren Breiten auf den Kirchenreformator Martin Luther zurückzuführen, der solchen Auswüchsen der Fleischeslust den Kampf angesagt hatte. Weite Teile der Region sind bis heute evangelisch geprägt. Nur in einigen Gemeinden, die einst zum katholischen Deutschorden zählten, wurde die Fastnachtstradition über Generationen hochgehalten, zumindest aber im Zuge der Wirtschaftswunderjahre wiederbelebt, siehe Gundelsheim oder Binswangen.

Vor allem im ex-hessischen Bad Wimpfen, das kirchlich nach wie vor zum katholischen Bistum Mainz gehört, geht es schon lange hoch her. Von solchen Inseln ist der Funke in etliche Nachbargemeinden übergesprungen: zumindest im Landkreis Heilbronn, wo es knapp zwei Dutzend Faschingsvereine gibt: von Ellhofen über Heilbronn bis ins Zabergäu und den Kraichgau hinein. Die Hohenloher treiben es nicht ganz so bunt, als eingetragener Verein tritt dort nur Lemia Krautheim in Erscheinung.

Klassiker auf dem Land

Vielerorts gibt es auch Musik-, Sport- und anders orientierte Clubs, die es richtig krachen lassen: vom Unterländer Fasching mit Rosenmontagsball in der Neckarsulmer Ballei bis zum legendären Handballer-Fasching in der Horkheimer Stauwehrhalle: zwei absolute Kult-Events, die allerdings wegen der Corona-Unsicherheiten heuer pausieren. Daneben gibt es zwischen Stockheim und Höchstberg etliche Dorf-Feten, die als Geheimtipps gehandelt werden.

Bereits am 11.11. beginnt die Saison

Der Startschuss in die fünfte Jahreszeit fällt am 11.11., wegen der Schnapszahl. Hie und da blasen die Quertreiber dann zum Rathaussturm, in Heilbronn fand am 11.11. gar ein kleines Umzügle statt. Meist beginnt die richtig heiße Phase am Schmutzigen Donnerstag, auch Weiberfasching genannt. Allen voran marschiert bei den mehrere hundert Mitglieder starken Vereinen eine Symbolfigur oder das Prinzenpaar, den Adelstitel wählt man in Anlehnung an persönliche Qualifikationen oder an den Ort. Schon im November steigen Ordensbälle, wo die Vereine sich, ihre Gruppen, Funktionäre und Jahresorden präsentieren. In der Regel spiegelt das Metall ein Jahresmotto wider, das sich wie eine Luftschlange durch die Kampagne zieht.

Ruhe und Arbeit über den Jahreswechsel

Über Weihnachten ruhen die Aktivitäten, zumindest die öffentlichen. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen für Umzüge und Prunksitzungen. Es wird gewerkelt, gedichtet, geübt. Das meiste ist handgemacht. Der 6. Januar markiert in der schwäbisch-alemannischen Fasnet den offiziellen Auftakt zur närrischen Zeit. Danach sind Prunksitzungen angesagt, manche Clubs stellen ein halbes Dutzend auf die Beine, wobei sich die Narrenfamilie mit den Programmpunkten mitunter aushilft.


Gaudiwürmer legen los

Aus den Hallen auf die Gassen tanzen die meisten Jecken lange vor dem Fastnachtswochenende. Die Brackenheimer Fasnetszunft stellte am 7. Januar, einen Umzug im Stil der schwäbisch-alemannischen Fasnet auf die Beine. Ein Klassiker für den Narrensamen - also den Nachwuchs - ist der 33. Kinderumzug der Jagstfelder Hühnerlausnarren an diesem Sonntag. Der große Tross der Unterländer Vereine zieht traditionell nahezu geschlossen 14 Tage vor Fasching auf die Straße, zunächst in Ellhofen, eine Woche später in Talheim und am Fastnachtssonntag in Bad Wimpfen. Der Lindwurm durch die Kaiserpfalz darf als die Mutter aller neuzeitlichen Unterländer Umzüge bezeichnet werden. Ein Highlight ist auch der Gundelsheimer Straßenfasching am Fastnachtsdienstag. Beschaulicher zu geht es bei kleineren Umzügen von Hüffenhardt über Erlenbach bis Niederhofen.


Hohenlohe gibt sich bedeckt

Im Hohenlohekreis klaffen Lücken. Reine Gaudiwürmer gibt es nicht. Die Umzüge beim Mulfinger Tauben- und Geflügelmarkt sowie beim Frühjahrspferdemarkt in Dörzbach sind aber ein schöner Ersatz. Krautheim hat zwar einen Faschingsverein und auch einen Narrenmarkt plus Sitzung, aber keinen Umzug, selbst die lustigen Aschhäuser haben das nicht, auch wenn sie ziemlich umtriebig sind. So weicht man ins Unterland oder in Randbereiche bei Bühlertann und Bühlerzell sowie Assamstadt aus, das die "Schlackohren" zu einer Hochburg ausgebaut haben. Kurzum: Der Hohenloher muss sich bewegen, wenn er einem clownesken Tross zuwinken will.


Die meisten Unterländer müssen dies auch, manche brauchen aber nur die Haustür zu öffnen, um sich in die Polonaise einzuklinken. Andere sind mit Ausreden schnell zur Hand und behaupten: "Ich hab" daheim das Jahr über genug Fasching , das reicht mir."

 
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