Wie ein Kellner den Abend der Wiedereröffnung erlebt hat
Pasquale D'Amato und sein Team im Restaurant Trappensee arbeiten unter strengen Auflagen und begegnen großzügigen Gästen.

Die Sonne scheint warm an Christi Himmelfahrt, als die Gäste im Restaurant Trappensee wieder am Wasser sitzen können. Zweieinhalb Monate war das Lokal wegen der Corona-Pandemie geschlossen.
Unter strengen Auflagen dürfen Restaurants, Cafés und Eisdielen seit Montag wieder öffnen. Manche, wie das Restaurant am Trappensee, haben bis zum Feiertag gewartet. Restaurant-Betriebsleiter Pasquale D'Amato ist am frühen Abend mit Bedienung und Verwaltungsaufgaben eingespannt.
"Es war schon eine Umstellung, die ersten Minuten recht chaotisch. Aber dann konnten wir die neuen Abläufe sehr gut bewältigen", sagt der 35-Jährige nach dem ersten Tag.
Fünf statt acht Stunden arbeiten wegen der schlechteren Atmung hinter der Maske
Da die Servicekräfte eine FFS-Schutzmaske tragen, arbeiten sie, weil die Atmung so deutlich schwerer fällt, anstatt der üblichen acht nur fünf bis sechs Stunden. "Durch die professionellen Masken dürfen wir näher als 1,5 Meter an die Gäste heran, wir können ihnen ja nicht die Teller hinwerfen", sagt D"Amato.
Der gebürtige Italiener vermisst die Nähe zu den Menschen: "Ich bin eine herzliche Person und umarme sonst gerne meine Stammgäste. Das fällt natürlich vorerst weg." Im Restaurant müssen die Besucher eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, außer in ihrer Komfortzone, wie es D"Amato nennt, am Essenstisch. Dorthin bringt der Gastroprofi einen Spargelsalat mit Erdbeeren garniert sowie ein Rindertartar und Espressi.
Die Restaurantzeit ist aufgeteilt in zwei Schichten mit Beginn um 17.30 und um 20 Uhr. "Um 19.30 Uhr reinigen und desinfizieren wir die Tische, Sitze und Speisekarten."
Schwieriger Mix aus Sicherheit und Wohlbefinden
Bewusst haben D'Amato und sein Team am Wiedereröffnungstag etwas weniger Gäste als erlaubt bewirtet: Während auf der Terrasse normalerweise 120 Leute Platz finden, können die Servicekräfte hier nun wegen der Abstandsregelung zwischen den Tischen nur 60 bedienen. "Es ist ein schwieriger Mix, eine Rezeptur herzustellen, die der Sicherheit von allen und dem Wohlbefinden der Gäste gerecht wird."
Mit 50 Prozent Kapazitätseinbußen und somit deutlichen finanziellen Einschränkungen muss das Team des Lokals bis auf weiteres leben, auch weil die Festlichkeiten in absehbarer Zeit abgesagt werden mussten.
Weniger Verdienst, großzügigere Gäste
Noch immer sind die sechs angestellten Servicekräfte in Kurzarbeit. Die Chefs unterstützen die Mitarbeiter finanziell, sodass sie 80 Prozent ihres Lohnes erhalten, berichtet D'Amato. Normalerweise verdient ein Kellner ohne Führungsverantwortung bei ihm zwischen 1700 und 1800 Euro Netto.
Der Großteil der Besucher nach der Krise hat reserviert, meist per E-Mail. "So können wir die Kontaktdaten abfragen und die Zahl der Haushalte." Dreißig Prozent der Auflagen-Arbeit sei damit getan.
Die Gäste seien sehr glücklich, erzählt der Familienvater. "Sie haben großzügig bestellt: 90 Prozent gönnten sich einen Aperitif, einen guten Wein, ein Dessert oder Digestif." Für ihn ist spürbar: "Unsere Gäste haben die Zeit im Restaurant vermisst und wollen uns unterstützen."
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