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Wie der Heimat-Gin in Niederhofen entsteht

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Eine echte Gin-Gin-Situation: Bei einer Stimme-Leseraktion erfahren die 15 Gewinner in Schwaigern-Niederhofen, wie Heimat-Gin entsteht. Tasting, Aromakunde und Mixtipps sind inklusive.

Von Vanessa Müller
Barrel Aged Dry Gin im Glas: Die Gewinner der Lesersommer-Aktion riechen Vanille, Frucht und Karamell heraus.   
Fotos: Ekkehart Nupnau
Barrel Aged Dry Gin im Glas: Die Gewinner der Lesersommer-Aktion riechen Vanille, Frucht und Karamell heraus. Fotos: Ekkehart Nupnau  Foto: EKKEHART NUPNAU

Kleiner Ausflug in die Apothekerkunde: Eigentlich wurde Gin Mitte des 17. Jahrhunderts in Holland als Heilmittel gegen Fieber und Magenkrämpfe eingesetzt. Tonic nutzten britische Soldaten wegen des hohen Gehalts an Chinin als Malaria-Prophylaxe. "Wir trinken also Medizin", stellt ein Teilnehmer der Lesersommer-Aktion in Niederhofen fest - und versteckt ein schelmisches Grinsen hinter dem schicken schwarzen Emaille-Becher.

Aus dem riecht es verführerisch: Der Duft von Äpfeln und Birnen, Spitzwegerich, Wiesensalbei und Thymian zieht in die Nase. Zwischen den klirrenden Eiswürfeln ringelt sich eine Grapefruit-Zeste. "Prost!"

Sie brennen für die Heimat

Heimat-Gin heißt ihre Wacholder-Spirituose. Und der Name ist Programm, erklärt Rouven Richter, Brenner in fünfter Generation und einer der drei Gründer des gleichnamigen Start-Ups im kleinen Schwaigerner Teilort Niederhofen. Denn die meisten ihrer Botanicals, also den pflanzlichen Zutaten, die dem Gin sein Aroma verleihen, stammen von hier. "Wir sammeln sie auf unseren Streuobstwiesen", sagt Richter. Das Etikett "handcrafted", also handgemacht, bezieht sich nämlich nicht nur auf den Brennvorgang.


Botanicals können übrigens Kräuter, Blätter, Samen, Wurzeln, Rinden oder Früchte sein - je nach Gusto des Brenners. Deshalb gilt Gin als eines der facettenreichsten alkoholischen Getränke überhaupt.

Mediterrane Aromen, heimische Streuobstwiesen

Den Wacholder allerdings kaufen die drei Jungunternehmer im Mittelmeerraum. "Bei uns in Deutschland bekommt er zu wenig Sonne", weiß Richter. "Er würde ätherisch und bitter schmecken statt nussig und mild." Die 15 Teilnehmer nicken. Mediterrane Aromen treffen auf heimische Streuobstwiesen: eine echte Win-Win-, oder eher Gin-Gin-Situation.

Jetzt gibt"s Cocktails: Rouven Richter (r.) und Marcel Eßlinger hinter der Bar.
Jetzt gibt"s Cocktails: Rouven Richter (r.) und Marcel Eßlinger hinter der Bar.  Foto: EKKEHART NUPNAU

Und damit sind die Gewinner auch schon mitten drin im Tasting. Rouven Richter und Marcel Eßlinger geben Einblicke in die Aromakunde, Infos zum Herstellungsprozess, tischen Fingerfood und natürlich Kostproben ihres Dry-Gins auf - pur und gemixt.

So probiert man richtig

Die meisten Teilnehmer kennen sich in der Welt der Spirituosen schon gut aus. "Zumindest trinke ich sie gerne", sagt einer lachend. Dass man diese grundsätzlich nie kalt verkostet, ist einigen jedoch neu. "Sonst schmeckt man die Fehltöne nämlich nicht heraus", erklärt Richter. Um das zu verdeutlichen, schenkt Eßlinger den Gästen den Gin mit einem Alkoholgehalt von exakt 43 Prozent einmal gekühlt und einmal in Zimmertemperatur aus.

Auch das richtige Probieren will gelernt sein. "Am besten formt ihr die Zunge zu einem kleinen Sack, in dem ihr etwas Speichel sammelt", erklärt Richter. "Dann nehmt ihr einen Schluck Gin und drückt ihn gegen den Gaumen." Gesagt, getan: "Tatsächlich, bei dem wärmeren schmecke ich viel mehr!", ruft eine Frau begeistert.

Anschließend dürfen alle noch eine Spezialität probieren - einen Gin, der im Whisky-Fass gelagert wurde. Frucht, Vanille und Karamell schmecken die Tester heraus.

Aus ihm mixen Richter und Eßlinger am Ende mit Wermut und Campari einen Negroni. Wem dieses Vergnügen zu bittersüß ist, der greift zum trinkbaren Aushängeschild des Unternehmens. Der "Herbal Habitat" schimmert grün und schmeckt dank Kräutern und Zitronensaft herrlich frisch. Medizin? Wohl eher der Auslöser für das allzu köstliche Gin-Fieber.


Ab in den Brennkessel: Wie Gin entsteht

Vor rund zwei Jahren haben Rouven Richter, Raphael Heiche und Marcel Eßlinger, die sich seit Kindertagen kennen, das Start-Up Heimat-Gin gegründet, für das sie mittlerweile in Vollzeit arbeiten. Wie genau die Spirituose entsteht, erklären sie den Lesersommer-Gewinner ganz genau.

  • Schritt 1: Zuerst wird neutraler Alkohol mit unterschiedlichen Gewürzen versetzt. Das sogenannte Mazerat wird dann in den Brennkessel gefüllt und erhitzt.
  • Schritt 2: Da Alkohol zuerst siedet, steigen die Dämpfe auf. Sie werden dann wieder abgekühlt. Das Ergebnis ist ein klares Destillat.
  • Schritt 3: Nach der Destillation muss der Gin ruhen, deshalb lagern die meisten Hersteller ihren Gin sieben Tage bis zu vier Wochen.
  • Schritt 4: Im letzten Schritt wird der Gin mit Wasser auf Trinkstärke herabgesetzt und in Flaschen gefüllt.
 
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