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Wie das Gedenken auf der Waldheide bald aussehen könnte

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Der Heilbronner Gemeinderat entscheidet am heutigen Donnerstag über die Zukunft des Ex-US-Hangars auf der Waldheide und über ein dezentrales Gedenkkonzept.

Von Kilian Krauth
Eine Betonskulptur erinnert bereits an die Historie.
Eine Betonskulptur erinnert bereits an die Historie.  Foto: Veigel, Andreas

Die Debatte um den letzten Bauzeugen des Ex-US-Atomraketen-Stützpunkts Fort Redleg kommt in die entscheidende Phase. Am Donnerstag wird dem Heilbronner Gemeinderat ein Konzept vorgestellt, das zwar den Abbruch des heute als Schafstall genutzten ehemaligen Helikopter-Hangars vorsieht.

Gleichzeitig sollen neben einem neuen Stall aber markante alte Hangarteile in ein Gedenkkonzept eingebaut werden, das die gesamte Historie des 52 Hektar großen Areals im östlichen Stadtwald darstellt: und zwar an knapp einem Dutzend Stationen mit Stelen.

Digital zurück in die Vergangenheit

Ein erster Entwurf des Stadtarchivs sieht nicht nur Tafeln mit Texten und Bildern vor, sondern jeweils auch QR-Codes oder Telefonnummern, über die per Handy vertiefende Informationen abgerufen werden können, also auch Video- oder Audio-Beiträge: vom Exerzierplatz des württembergischen Infanterieregiments 122 zu frühen Flugversuchen und späteren Flugschauen, den Truppenübungsplatz der Nachkriegszeit, Pershing-Standort, Zentrum der Friedensbewegung - bis hin zur heutigen Nutzung als Schafweide, Naturschutz- und Naherholungsgebiet.

Bestehende Gedenkorte wie der Naturstein zum Pershing-Unfall von 1985 und die doppelwandige Betonstele am Eingang von der Donnbronner Straße her sollen ins neue Konzept integriert werden.

Geschichtswerkstatt mit Bürgern

Die aktuelle Waldheide-Debatte entzündet sich am letzten US-Gebäude, das heute als Schafstall dient.
Die aktuelle Waldheide-Debatte entzündet sich am letzten US-Gebäude, das heute als Schafstall dient.  Foto: Veigel, Andreas

"Das Ganze bildet keinen Lehrpfad, sondern ein Netz mit medialen Beiträgen", wie Erster Bürgermeister Martin Diepgen gestern der Heilbronner Stimme erklärte.

Das Stadtarchiv sei bei der Konzeption offen für Bürger, die ihre Erinnerungen oder gar bislang nicht bekannte Aspekte über eine Geschichtswerkstatt einbringen wollen. Die Realisierung soll "zeitnah" erfolgen, die Investitionskosten mit "20.000 Euro plus x" nennt Diepgen "überschaubar".

Die Amerikaner in Heilbronn

Diepgen hatte die lebhafte Debatte vor einem Jahr angestoßen, als er nach einem Sturmschaden die Halle auf den Prüfstand stellte, worauf viele geschichtsbewusste Bürger auf deren Erhalt pochten. Man sei sich im Rathaus der "Sensibilität des Themas durchaus bewusst", sagte Diepgen. Auch er meine, dass "das große Kapitel der Amerikaner in Heilbronn" bisher nirgendwo umfassend dargestellt sei und womöglich ein eigenes Zentrum verdiene.

Die Waldheide eigne sich aber dafür nicht, weil sie "ab vom Schuss" liege und hohe Investitionen in Infrastruktur und Personalkosten "nicht vertretbar" seien.

Schafe als Symbole des Friedens

Die Schafe dienen der Pflege der Heidelandschaft.
Die Schafe dienen der Pflege der Heidelandschaft.  Foto: Kugler

Nicht nur deshalb werde er dem Gemeinderat vom Erhalt des maroden Hangars abraten, gleichzeitig aber einen Neubau vorschlagen, der mit geschätzten 250.000 Euro 100.000 Euro günstiger sei als die Sanierung. Die Beweidung durch Schafe sei zum Erhalt der für die Region einmaligen Heidelandschaft notwendig und käme mit 12.500 Euro pro Jahr günstiger als eine auf 32.000 Euro veranschlagte maschinelle Pflege. Deshalb stelle die Stadt dem Schäfer Erwin Württemberger aus Ellhofen den neuen Stall auch pachtfrei zur Verfügung.

In den Schafen erkennt Diepgen nicht nur einen wichtigen Öko-Faktor. "Sie sind auch ein wunderbares Symbol für Frieden."
 


 

Gemeinderat mit zwei Masterplänen und Uni-Stadt 

Die Stadt Heilbronn will außerdem einen neuen Masterplan zum Klimaschutz formulieren. Erste Eckpunkte kommen zum Auftakt der Gemeinderatssitzung auf den Tisch. Die mit 16 Punkten relativ übersichtliche Tagesordnung sieht außerdem die Fortschreibung des Masterplans für die Innenstadt vor. Weiter sollen die Stadträte die Verwaltung beauftragen, beim Land einen Antrag zur offiziellen Namensänderung der Stadt in „Universitätsstadt Heilbronn“ zu stellen.

Weiter geht es mit Regelungen zur Ausschreibung von Werberechten auf öffentlichem Grund. Und: An der Gustav-von-Schmoller-Schule soll zum Schuljahr 2019/2020 ein neuer dualer Ausbildungsgang zum Kaufmann im E-Commerce angeboten werden. Zur Abstimmung kommt zudem ein Antrag, der die Belegung von Turn-, Sport- und Mehrzweckhallen für förderfähige einheimische Vereine in Zukunft kostenfrei macht. Beim Stadttheater am Berliner Platz steht eine Dachsanierung an, wozu die Räte nun über die Baudurchführung und die Beauftragung der Architekten- und Ingenieurleistungen abstimmen.

Gleichsam in eigener Sache stellen die Kommunalpolitiker die Weichen für die Plakatwerbung zur Kommunal- und Europawahl am Sonntag, 26. Mai. Dabei ist um das Bundesgartenschaugelände im Neckarbogen eine Bannmeile vorgesehen, ähnlich wie es sie schon für das Rotlichtgewerbe gibt.

Das Hochbauamt legt ein dickes Bündel mit Maßnahmen zur Beseitigung von Brandschutzmängeln in städtischen Gebäuden vor, nennt den Bearbeitungsstand und die Kostenentwicklung.

Nicht zuletzt werden zwei Bebauungspläne fortgeschrieben: für die Ecke Weinsberger Straße/Wartbergstraße und für die Franz-Renner-Straße 2-4. Ganz am Ende der Sitzung stimmt das Gremium über eine Veränderungssperre für den Bereich Flurstück 2912/2 in Böckingen ab. 
 

 

 

 
 
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