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Bad Rappenau/Kirchardt
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Wer hat das Kreuz an der Gedenkstelle entfernt?

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Die Eltern der drei 2010 verunglückten Fußballer des TSV Fürfeld sind verärgert. Unbekannte haben ein Gedenkkreuz an der Unfallstelle auf der Bundesstraße B 39 zwischen Sinsheim-Steinsfurt und Kirchardt entfernt.

Das Kreuz, das die Eltern der 2010 verunglückten Fußballer des TSV Fürfeld am Unfallort in Kirchardt aufgestellt haben, ist verschwunden. Gerald Rockstuhl ist über den Diebstahl empört.
Foto: Ulrike Plapp-Schirmer
Das Kreuz, das die Eltern der 2010 verunglückten Fußballer des TSV Fürfeld am Unfallort in Kirchardt aufgestellt haben, ist verschwunden. Gerald Rockstuhl ist über den Diebstahl empört. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Es vergeht kein Tag, ohne dass Gerald Rockstuhl an seinen Sohn Eike denkt. "Er ist immer da." Auf einem großen Schwarz-Weiß-Foto im Flur des Elternhauses in Fürfeld ist ein fröhlicher, junger Mann zu sehen, darunter die Worte "Da berühren sich Himmel und Erde." Eike Rockstuhl ist tot − und wird immer dieser junge Mann bleiben. Vor zwölf Jahren, am 17. Juli 2010, kamen er und seine beiden Freunde Kevin Kanzdiora und Michael Gaub, alle drei Fußballspieler beim TSV Fürfeld, bei einem Autounfall auf der Bundesstraße B 39 zwischen Sinsheim-Steinsfurt und Kirchardt ums Leben.

Zwei Menschen wurden an diesem Tag schwer verletzt. Bis heute ist die Unfallstelle für die Angehörigen ein Ort, an dem sie um ihre Kinder trauern. "Ich frage mich immer, was aus ihm geworden wäre", sagt Gerald Rockstuhl über seinen Sohn, der heute 30 Jahre alt wäre: "Ein Alter, in dem andere heiraten und Kinder haben", wie der Vater sagt.

Den Angehörigen hilft es bei der Bewältigung ihrer Trauer, dass ein Kreuz an der Unfallstelle an die junge Leute erinnert und andere Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht mahnt. Das Kreuz, das zu Eike, Kevin und Michi gehört, ist aber seit zwei Wochen verschwunden. Weder das Straßenbauamt noch die Gemeinde Kirchardt als Besitzerin des angrenzenden Waldes haben es entfernt. Bleibt nur noch Diebstahl.

Holzkreuz musste aus Sicherheitsgründen versetzt werden

Und das, sagt Gerald Rockstuhl. "wäre pietätlos". Jahrelang habe man mit dem Straßenbauamt nach einer guten Lösung gesucht, in der beides Platz hat: das Gedenken und die Verkehrssicherheit. Schon wenige Tage nach dem Unfall hatten Freunde und Angehörige Blumen, Kerzen und Fotos der Verunglückten aufgestellt. Aus den drei Blumenvasen wurden erst drei Holzkreuze, von denen jedes einen Namen trug. Daraus wurde dann ein Kreuz, das zudem nach hinten versetzt werden musste, damit es Autofahrer nicht ablenkt: Der Unfallort liegt direkt hinter einer Kurve.

Nicht immer ist erlaubt, was am Straßenrand oft spontan und aus großem seelischen Schmerz heraus aufgestellt wird. Vor allem Grablichter werden vom Landratsamt Heilbronn nicht gern gesehen: Sie erinnern an Rücklichter von liegenden Fahrrädern und sorgen für Irritationen. "Durch das Aufstellen, etwa von Kreuzen, darf keine neue Gefahrenstelle geschaffen werden", betont Sprecherin Lea Mosthaf. Hätten Angehörige das Bedürfnis, an einem Unfallort etwas aufzustellen, müssten sie zunächst einen formlosen Antrag auf Sondernutzung beim Straßenbauamt stellen. Das stimmt sich mit der Verkehrsbehörde und der Straßenmeisterei ab, in der Regel werde vor Ort entschieden, so Mosthaf, wo etwas aufgestellt werden könne: "Das ist nicht immer direkt am Unfallort."

Sollte das Kreuz nicht gefunden werden, wird ein neues aufgestellt

Je bunter und auffälliger etwas gestaltet ist, desto eher wird der Antrag abgelehnt. Ungern gesehen werden Gedenkfeiern am Straßenrand, vor allem, wenn dadurch Personen gefährdet werden. "Wir wollen nicht verhindern, dass Angehörige ihrer Verstorbenen gedenken", sagt Mosthaf. Die Ablenkung und Gefährdung weiterer Verkehrsteilnehmer müsse aber ausgeschlossen sein. Im Fall des Kreuzes für Eike, Kevin und Michi zeichnet sich eine Lösung ab: Taucht es nicht mehr auf, stellen die Eltern ein neues auf. Denn immer, wenn einer daran vorbeifahre, so Rockstuhl, "denkt der an die Buben. Das sind ja nicht nur wir. Das sind auch die Freunde."

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