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Lorbeeren und Sterne für Weingärtner: Wie Württemberg in Weinführern abschneidet

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Gault Millau, Vinum, Eichelmann und Falstaff: Führende Württemberger Wengerter werden von den wichtigsten deutschen Weinführern immer mehr wahrgenommen und teils angemessenen gewürdigt.

Die Stimme hat geschaut, wie Württemberger Weingärtner in maßgeblichen deutschen Weinführern abschneiden.
Die Stimme hat geschaut, wie Württemberger Weingärtner in maßgeblichen deutschen Weinführern abschneiden.  Foto: grey/adobe.stock.com, privat, Vinum, Gault & Millau, Eichelmann und Falstaff, Montage: Stimme.de

Weinfreunde können auf der Suche nach guten Tropfen den Überblick verlieren, nicht nur am Verkaufsregal. Selbst beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke fühlen sich manche überfordert. Überall kleben auf Flaschen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen, auf Prospekten ist zudem von Ehrenpreisen und Weinführern die Rede. Wer blickt bei so viel Lorbeeren und Lametta noch durch? Was eigentlich als Orientierungshilfe gedacht ist, sorgt zusehends für Verwirrung.

Die Stimme versucht Klarheit zu schaffen: durch regelmäßige Berichte, Tabellen, Hitparaden. Pünktlich zum Fest der Feste soll sich zeigen, wie Württemberg in maßgeblichen Weinführern abschneidet, zumal Verbraucher auch hier Gefahr laufen, daneben zu greifen.

Auch Tester stehen in gegenseitiger Konkurrenz

Lange galt der vor 30 Jahren erstmals aufgelegte Gault Millau Wineguide als die Bibel unter den Führern. Bald versuchte ihm Gerhard Eichelmann den Rang streitig zu machen. Seit wenigen Jahren legt Falstaff seine eigenen Beurteilungen in Buchform vor, die bis heute eine Nebenrolle spielen. Um so wichtiger nehmen Winzer inzwischen den Vinum Weinguide, der erst vor sechs Jahren durch die Abwanderung einiger Gault-Millaus-Tester entstand.

Wer mitmachen will, muss mitunter zahlen

Zum Vergrößern der Tabelle bitte Bild anklicken.
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Für Winzer sind die Führer Leistungsbarometer und Motivationsspritze. Allerdings machen nicht alle überall mit. Teils liegt das an persönlichen Animositäten. Vielleicht haben es manche auch nicht nötig, scheuen den Vergleich, wählen andere Marketingwege und geben ihr Geld anders aus. Denn die meisten Führer verlangen Anstellungsgebühren, um die Kosten zu decken. Beim Gault Millau sind 75 Euro pro Wein fällig. Vinum verlangt nur Geld, wenn man die Bewertung werblich nutzen möchte, das Marketingpaket mit Logos, Urkunden und so weiter kostet dann 249 Euro. Bei Eichelmann ist man mit 239 Euro dabei. Falstaff verlangt 575 Euro für sechs Weine, 990 Euro für zwölf.

Hinter jedem Führer steckt im Prinzip also auch ein Geschäftsmodell, was völlig legitim ist, solange solche Zahlungen keinen Einfluss auf die Bewertung haben. Unterschiedliche Urteile zeigen, dass vieles relativ ist, trotzdem liegen die Kritiker gerade in der Spitze nahe beieinander.

Gault Millau

Einst stand er für unverblümte, aber konstruktive Kritik, die manchen Winzer angestachelt hat. Das neue Konzept will Verbraucher "zum Genuss hinführen und nicht durch bissige Kritik davon wegführen", betont Cheftester Otto Geisel. Insofern sei jeder aufgeführte Wein eine klare Empfehlung - von einem Testerteam und keine Einzelempfehlung aus dem "einsamen Kämmerlein". Geisel setzt damit einen Seitenhieb gegen den Württemberg-Tester von Vinum, Frank Kämmer. In der Rubrik "Next Generation" werden Jungwinzer besonders hervorgehoben, aus Württemberg Joscha Dippon vom Schlossgut Hohenbeilstein. Zudem heißt es: "In dem Rotweinland wachsen inzwischen auch bemerkenswerte Weißweine." Von der Innovationsfreude der Schwaben zeugten die vielen Orange Weine, teils eigene Weinsberger Neuzüchtungen und das neue Mehrweg-System für 0,75-Liter-Flaschen der Genossenschaften.

Gault Millau Weinguide 2023: 650 Weingüter, 6000 Weine, 706 Seiten, 45 Euro.

Vinum

Württemberg habe heute mehr zu bieten als süffige Schoppen vom Trollinger, wobei aus der oft geschmähten Sorte teils hochwertige (helle) Rotweine gemacht würden. Doch: "Komplexe Lemberger und markante Rieslinge bilden die Spitze des schwäbischen Weinbergs", weiß Tester Frank Kämmer. Wie keine andere deutsche Region sei man "zur Heimat internationaler Rebsorten geworden". Kämmer erkennt auch hippe Trends wie Pet Nat oder Orange Wine und einen neuen "Kultwein": Rosé. Vinum Weinguide 2023: 1000 Weingüter, 10 500 Weinempfehlungen, Spezial: Gastregion Südtirol, 1118 Seiten, 35 Euro.

Eichelmann

Er hat nicht nur Weine im Blick, er weiß auch um die Lage der Branche: "Vielen Winzern geht es gar nicht gut, denn man spart in Deutschland, anders als zu Corona-Zeiten, wieder beim Weineinkauf." Jahr für Jahr spiele Württemberg in den Schlussverkostungen eine prominentere Rolle; dem trägt Eichelmann Rechnung, indem er einige Güter hochsetzt. Natürlich sei die Region Rotweinland, aber auch bei weißen Burgundern und Sauvignon blanc habe man einen guten Namen. Eichelmann. Deutschlands Weine, 817 Weingüter, 9500 Weine 39.95 Euro

Falstaff

Der in Österreich beheimatete Falstaff neigt bei Weinen zu recht hohen Einzelwertungen. Die Einleitung zum Württemberg-Kapitel widmet sich ausschließlich dem Remstal. Von einem international aufgestellten Weinführer hätte man sich hier mehr erwartet. Falstaff Weinguide: 500 Weingüter, 4000 Weine, 200 Gasthäuser 706 Seiten, 24,90 Euro

 


Sterne für weitere Winzer

Für unsere Tabelle qualifizierten sich Betriebe aus Hohenlohe und Heilbronner Land mit mindestens einer Gault-Millau-Traube oder einem Vinum-Stern. Sterne in anderen Führern, vor allem im Eichelmann bekamen: G.A. Heinrich aus Heilbronn (3,5 plus 3 Falstaff); je 3 Schäfer-Heinrich (Heilbronn), Bihlmayer (Löwenstein), Traubenwerkstatt (Schwaigern); 2,5 Sterne gab es für Albrecht-Kiessling (Heilbronn), Forsthof (Steinheim), Gruber (Obersulm), E. Klein (Walheim); 2 für Schönbrunn (Erlenbach, plus 1 Falstaff), Winkler (Brackenheim), Roth, (Abstatt plus 1 ); 1,5 für Albrecht-Gurrath, Rolf Heinrich (Heilbronn), Lauffener Weingärtner, Dieroff (Öhringen), Borth, Schwab (alle Bretzfeld), Keil (Pfedelbach), Kurz-Wagner (Talheim). Hirth/Steng (Lauffen) bekam im Falstaff 2 und Haberkern-Betz (Erlenbach) 1 Stern

 
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