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Weihnachtsbraten in Gefahr? Engpässe beim Gänsefleisch möglich

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Nach den Vogelgrippe-Fällen in den großen Zuchtbetrieben könnte in diesem Jahr zu Weihnachten das Gänsefleisch knapp werden. Experten raten dazu, zeitnah zu bestellen oder sich Gedanken um Alternativen zu machen.

Noch genießen die rund 200 Gänse auf dem Hofgut Hohschön in Gundeslsheim ihre Freiheit, doch auch sie werden wohl als weihnachtliches Festmahl enden. Die Nachfrage nach Gänsefleisch zieht bereits an.
Foto: Andreas Zwingmann
Noch genießen die rund 200 Gänse auf dem Hofgut Hohschön in Gundeslsheim ihre Freiheit, doch auch sie werden wohl als weihnachtliches Festmahl enden. Die Nachfrage nach Gänsefleisch zieht bereits an. Foto: Andreas Zwingmann  Foto: Zwingmann, Andreas

Ob privat oder in der Gastronomie - der Gänsebraten gehört zu den Klassikern des weihnachtlichen Festmenüs. Doch wer in gut vier Wochen das traditionelle Gericht genießen möchte, sollte sich bereits jetzt Gedanken über den Einkauf machen. Denn Experten zufolge könnte es in diesem Jahr gerade bei frischer Ware zu Engpässen kommen - und zu einem Preisanstieg.

Für heimische Gänse müssten mindestens 20 Prozent mehr gezahlt werden, sagte Mechthild Cloppenburg von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn der Zeitung "Welt am Sonntag". Importiertes Gänsefleisch koste teilweise sogar 40 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Großmarkt ohne Gänse

"Es sieht derzeit schon so aus, als gebe es in diesem Jahr eine größere Nachfrage nach Gänsen. Vielleicht auch, weil die Kunden schon mitbekommen haben, dass es eventuell knapper werden könnte", schildert Rüdiger Stahl vom Hofgut Hohschön in Gundelsheim seine Eindrücke. Stahl setzt zwar auf Direktvermarktung im Hofladen und der angegliederten Gastronomie. Interessehalber habe er sich aber in jüngster Zeit schon gezielt auf den Großmärkten umgeschaut. "Bei einem gab es in diesem Jahr tatsächlich gar keine Gänse", berichtet er.

Weniger Küken zur Aufzucht

Anfangs habe auch er die Befürchtung gehegt, dass er aufgrund der Situation in den Zuchtbetrieben keine Küken bekommt, sagt Stahl. Denn die bezieht er aus Norddeutschland - und den großen Zuchtbetrieben dort macht immer wieder die Vogelgrippe zu schaffen. "Durch den Vogelzug kommt es im Herbst immer wieder zu solchen Seuchenfällen", erläutert Stahl. So auch in diesem Jahr. 2020 mussten viele Elterntierbestände in den großen Zuchtbetrieben in Sachsen und Niedersachsen gekeult werden. "Aufgrund der daraus resultierenden Verknappung sind die Marktpreise entsprechend nach oben gegangen", so der Landwirt.

Er habe aber Glück gehabt und im Frühjahr noch Küken bekommen, die inzwischen gut herangewachsen seien. Rund 200 Gänse hält er auf seinem Hofgut auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern - mitten im Weinberg.

Die Tiere sind jetzt acht bis neun Monate alt und schlachtreif bei einem Gewicht von viereinhalb Kilogramm bei den weiblichen und fünf bis sechs Kilogramm bei den männlichen Tieren. Für Weihnachten verzeichnet Rüdiger Stahl bereits erste Vorbestellungen. Er rate allen, die zu den Festtagen auf frische, regionale Ware setzen und dabei auf Nummer sicher gehen wollen, ihr Weihnachtsmenü zeitig zu planen.

Metzgereien informieren ihre Kunden

Das empfehlen auch einige Fleischereien. Die Metzgerei Württemberger in Heilbronn-Frankenbach legt ihren Kunden etwa mit einem Hinweis auf ihrer Homepage nahe, sich zeitig Gedanken über ihr Festtagsessen zu machen, da unter anderem auch hochwertiges Frischgeflügel in diesem Jahr bei seinen Lieferanten nicht in gewohnten Mengen zur Verfügung stehe.

"Die Information, dass es in diesem Jahr einen Engpass bei den Gänsen geben könnte, haben wir auch", bestätigt Sandra Württemberger. Derzeit liege aber die Nachfrage an der Theke noch im Rahmen des Üblichen. "Wenn die Kunden bei uns Gans bestellen, geben wir die Anfrage an unsere Lieferanten weiter", erläutert sie, "dann erfahren wir, ob die Nachfrage bedient werden kann." Ihr Gänsefleisch bezieht die Metzgerei aus der Region unter anderem über die bäuerliche Erzeugergemeinschaft. Württemberger zeigt sich optimistisch und rät zugleich zu Gelassenheit: "Es gibt notfalls genug Alternativen zur Weihnachtsgans, beispielsweise Wild."

Saisongeschäft Gänsefleisch

Die Produktion von Gänsefleisch ist ein Saisongeschäft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (destatis) fielen im vergangenen Jahr gut 60 Prozent der Jahresproduktion auf den November und Dezember. In diesen beiden Monaten wurden demnach 1753 Tonnen Gänsefleisch erzeugt - rund 42 Tonnen weniger als im vergleichbaren Zeitraum 2019. Den größten Teil des Angebots an Gänsefleisch macht jedoch Importware aus, die vor allem aus Osteuropa stammt. 2020 wurden insgesamt knapp 18.700 Tonnen Gänsefleisch importiert, 97 Prozent davon aus Polen und Ungarn.

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