Wasserpreis könnte in den Kommunen der Region deutlich steigen
Die Bodenseewasserversorgung will für ihr Projekt "Zukunftsquelle" rund eine Milliarde Euro investieren. Die Kosten legt der Verband auf den Bezugspreis für die Kommunen um.

Im November stimmt der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV) über das Projekt "Zukunftsquelle" ab. Für geschätzte 980 Millionen Euro werden die Wasserwerke am Bodensee samt Entnahme mittels Ultrafiltration bis voraussichtlich 2041 neu gebaut. Die Kosten werden auf den Wasserpreis umgelegt, der von derzeit 81,5 Cent um 40 bis 65 Cent pro Kubikmeter steigen könnte.
Im Gegenzug soll mit dem Neubau die Versorgung der derzeit angeschlossenen 183 Kommunen für die nächsten Jahrzehnte gesichert werden. Die Aufnahme neuer Kommunen wäre erst nach der Fertigstellung der dritten Ausbaustufe möglich.
Bürgermeister von Untereisesheim will Zustimmung zum Projekt "Zukunftsquelle" empfehlen
Der Gemeinderat in Untereisesheim beschäftigt sich in seiner Sitzung am kommenden Montag mit dem Thema. Die Gemeinde ist Mitglied beim Zweckverband und bezieht einen großen Teil ihres Trinkwassers aus dem Bodensee. Vor allem im Sommer könnte die Versorgung schwierig werden, weil die Schüttung nicht erhöht werden kann. Auch weil man über wenig eigene Quellen verfügt, will Bürgermeister Christian Tretow dem Gemeinderat die Zustimmung zu dem Milliarden-Projekt empfehlen.
Der historisch bedingt niedrige Wasserpreis von derzeit 1,77 Euro pro Kubikmeter könnte deutlich steigen. Dies ist dem Bürgermeister bewusst. "Dass wir an den Wasserpreis ran müssen, ist keine Frage." Die Erhöhung sei aber "nicht so bald" geplant.
Hohe Grundgebühr bei Mühlbach Wasser
Ein anderes Modell verfolgt die Mühlbach Wasser, die 60.000 Menschen unter anderem in Bad Rappenau mit dem frischen Nass versorgt. Hier zahlt man mit mehr als 100 Euro die höchste Grundgebühr im Stimme-Vergleich. Geschäftsführer Alexander Freygang erklärt dazu: "Das ist eine Empfehlung des Gemeindetags. 80 Prozent unserer Kosten sind fix, und wir dürfen mit der Wasserversorgung keinen Gewinn machen." Daher sei es sinnvoller, die Gebühr unabhängiger vom Verbrauch zu gestalten.
Die Investition der Bodensee-Wasserversorgung treibt dem Geschäftsführer weniger den Schweiß auf die Stirn, da man nur 30 Prozent Bodenseewasser beziehe. Für den Großteil Eigenwasser werden die notwendigen Investitionen über den Masterplan Wasserversorgung Baden-Württemberg bis ins Jahr 2050 vorausberechnet. "Wir haben unsere Stromkosten beispielsweise durch neue energieeffiziente Pumpen deutlich senken können."
Im Norden des Landkreises Heilbronn ist man auf die Eigenversorgung angewiesen
Das Leitungsnetz der BWV reicht im Norden bis nach Möckmühl, das Bezugsrechte von elf Litern pro Sekunde hat. Bad Friedrichshall kann mit 34 Litern pro Sekunde die dreifache Menge abnehmen. Die Schüttung darf nur in Ausnahmefällen wie einem drohenden Engpass bei der Wasserversorgung erhöht werden, dann fallen aber auch deutlich erhöhte Gebühren an.
Für Kommunen, die nicht an eine größere Wasserversorgung angeschlossen sind, hängt die Preisgestaltung von Faktoren wie der Topografie und der Ergiebigkeit der eigenen Quellen ab. In Jagsthausen, erklärt Kämmerer Patrick Dillig, habe man einen Großabnehmer, daher sei der Wasserpreis mit 1,36 Euro pro Kubikmeter im Vergleich sehr niedrig. Gleichwohl sei man auf der Suche nach einem Verband, dem man sich anschließen könne.
Langes Leitungsnetz und Investitionen
Widdern liegt kostenmäßig an der Spitze. "Wir betreiben in Widdern eine eigenständige Wasserversorgung. Der hohe Wasserpreis liegt darin begründet, dass wir flächenmäßig sehr groß sind und daher ein langes Leitungsnetz haben. Zudem fehlt uns im Gegensatz zu manch anderen Kommunen ein Großabnehmer im Wasserbereich, was sich positiv auf den Preis auswirken würde", erklärt Bürgermeister Kevin Kopf.
Ähnlich ist die Lage in Roigheim. Durch die Nano- und Ultrafiltration habe man den Härtegrad des Eigenwassers von 20 auf 11 Grad gesenkt, so Bürgermeister Michael Grimm. Allerdings liege durch die verschiedenen Investitionen die Verschuldung im Wasserhaushalt bei rund 960.000 Euro.
Stadtwerke Heilbronn haben Preise angepasst
Die Stadtwerke Heilbronn liefern pro Jahr rund acht Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Heilbronn und Nordheim. Man ist hier zu über 80 Prozent von der Bodensee-Wasserversorgung abhängig. Weil die BWV aufgrund der wachsenden Energiekosten die Wasserbezugspreise um über ein Viertel erhöht hat, haben die Stadtwerke zu Jahresbeginn die Tarife angepasst. Perspektivisch ist im Heilbronner Einzugsgebiet ein Ausbau des Eigenwasseranteils geplant. Dieser sei notwendig, so Stadtwerke-Geschäftsführer Erik Mai, weil aufgrund des Klimawandels mit einem erhöhten Wasserverbrauch zu rechnen ist. "Die notwendigen Kapazitäten von Quellen und Brunnen stehen innerhalb des Stadtgebiets Heilbronn hierfür in Zukunft zur Verfügung."
Das Projekt Zukunftsquelle der Bodensee-Wasserversorgung sei aus Sicht der Stadtwerke Heilbronn "ein sehr wichtiger Baustein, um die Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg und in Heilbronn für die kommenden Jahrzehnte sicherzustellen. Die von der BWV geplanten Investitionen seien zwingend und müssten über die Entgelte finanziert werden, so Mai. "Dies wird perspektivisch zu Erhöhungen der Wasserpreise in den Mitgliedsgemeinden der Bodenseewasserversorgung in Baden-Württemberg und auch in Heilbronn führen."