Was die Corona-Pläne für Gastronomen in Heilbronn bedeuten
Die Inhaber und Geschäftsführer von Gaststätten und Cafés sind entsetzt. Die Einnahmen brechen komplett weg. Viele sehen sich schon am Rand der Existenz: eine Momentaufnahme aus Heilbronns fast ausgestorbener City.
"Katastrophal!" Der Geschäftsführer des Restaurants Wilma Wunder am Hafenmarkt macht sich gar keine Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Vor wenigen Stunden hat Ilker Ersin vom Erlass der Landesregierung erfahren.
Seit Samstagmorgen 0 Uhr müssen gastronomische Einrichtungen wegen der weiterhin ungehinderten Ausbreitung des Coronavirus landesweit geschlossen bleiben. "Die Einnahmen brechen weg, die Ausgaben bleiben. Wie sollen wir das überleben?"
"Wie sollen wir das überleben?"
Für seine Mitarbeiter musste der Gastronom bereits Kurzarbeitergeld beantragen. Gerade hat er eine Lieferung frischer Zuaten erhalten: Rhabarber, Zucchini und andere Waren, die nicht lange gelagert werden können. "Wie sollen wird das jetzt an den Mann bringen?" Selbst in der Not zeigt sich der Restaurantleiter hilfsbereit. "Ich werde die tadellosen Sachen der Tafel spenden." Vom Grundsatz her hat Ilker Ersin Verständnis für die Maßnahme. Schlielich gehe es um den Schutz von Gästen und Mitarbeitern.
Caféinhaberin ringt mit den Tränen
Aysel Dogan, Inhaberin des Cafés Simit Palast am Hafenmarkt, ringt mit den Tränen. Schon seit Tagen sind immer weniger Gäste erschienen, auch sie hat ein gut gefülltes Warenlager. Jetzt das Aus. "Es ist endlich wieder schön sonnig, und wir würden normalerweie viele Gäste erwarten, aber jetzt das." Als Selbstständige fühlt sie sich mit dem Problem allein gelassen. Dabei ist sie selbst bereit, zu helfen.
Wie ihr Kollege vom Restaurant Wilma Wunder ist auch sie willens, frische Backwaren, die jetzt unverschuldet liegen bleiben, der Tafel zu spenden. Beide Gastronomen sind sogar bereit, die Waren anzuliefern: "Die Tafeln haben vielleicht jetzt nicht genügend Fahrer oder Autos."
Hilfsbereit trotz eigener Not
Aysel Dogan wünscht sich, dass die Gesellschaft Solidarität zeigt: Lieferanten, Vermieter und andere könnten dazu beitragen, das finanzielle Risiko gemeinsam zu tragen. Ohne konkrete finanzielle Hilfe, so ahnt die Mutter dreier Kinder, sei die Existenz von Familie und Betrieb bedroht. "Wir Kleinen und Mittelständischen brauchen die Unterstützung jetzt, und auch nach der Krise", erklärt sie.
Gäste genießen vorläufig letzte Gastlichkeit
Die Gäste der wenigen Restaurants und Cafés, die Freitagnachmittag in der Heilbronner Innenstadt noch offen haben, scheinen recht entspannt zu sein. Marga Schosser de Mirer und Sieglinde Birkmeyer sitzen am Hafenmarkt und genießen die Sonne. "Wir werden das die nächsten Wochen schon vermissen", meint Marga Schosser de Mirer. "Wir sind im immer gerne hier vorm Eiscafé gesessen." Künftig, so ahnt sie, werde sie sich nicht mehr so oft mit ihrer Freundin treffen können. "Der einzig positive Nebeneffekt ist, dass man Geld spart", ergänzt Sieglinde Birkmeyer.
Warum Passanten Maßnahme der Regierung begrüßen
"Ich finde die Maßnahme der Regierung vernünftig", meint Birgit Baumgärtner aus Böckingen. Man habe ja gesehen, dass sich viele nicht an die früheren Empfehlungen der Behörden gehalten haben. "Als Selbstständige habe ich eh wenig Zeit, im Café zu sitzen."
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Stimme.de
Kommentare
Hugo Löhrl am 21.03.2020 18:18 Uhr
Wir würden gerne die Heilbronner Gastronomie unterstützen, in dem wir vom Lieferangebot oder / und Abholservice Gebrauch machen.
Gibt es eine Auflistung welche Restaurants/ Cafés/ etc. diese Aktion unterstützen und offen haben?