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Warum die Frequenz in Heilbronns Innenstadt nur langsam ansteigt

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Seit zwei Wochen haben Geschäfte wieder geöffnet. Doch wie reagieren Kunden auf Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht? Ist die Einkaufslust zurückgekehrt?

von Bärbel Kistner
Mit Mundschutz zum Einkauf - das macht nicht jedem Spaß. Foto: Andreas Veigel
Mit Mundschutz zum Einkauf - das macht nicht jedem Spaß. Foto: Andreas Veigel

Die Entwicklung der Fußgängerfrequenzen in der Fleiner Straße macht deutlich: Es ist noch Luft nach oben. Die Anzahl der Passanten liegt im Mai weiterhin deutlich unter den Zahlen von Januar und Februar.

Das Start-up-Unternehmen Hystreet.com aus Köln ermittelt seit Dezember per Laserscanner in großen Städten an 120 Standorten Passantenfrequenzen, darunter auch in Heilbronn.

50 Prozent Umsatzrückgang

Die verhaltene Einkaufslust zeigt sich auch in Umsatzverlusten der Händler, vor allem im Textilbereich. "Wir liegen 50 Prozent unter Vorjahr", sagt etwa Wolfgang Palm, Inhaber des gleichnamigen Modehauses in der Fleiner Straße. Bekleidung rangiere immer noch "ganz weit hinten" in der Prioritätenliste. Frauen verspürten auch nach der Öffnung der Geschäfte wenig Lust, mit dem Mundschutz im Gesicht Kleider anzuprobieren.

Palm sieht nach wie vor wenig Motivation, in die Stadt kommen, entsprechend mager sei die sogenannte Tütenfrequenz, also die Zahl derjenigen, die tatsächlich etwas einkaufen. Die Angst vor einer Rezession komme dazu: "Wir merken es im Einzelhandel, wenn zum Beispiel Führungskräfte keine Tantiemen bekommen."

Selbst wenn Palm durch die Rückkehr der Gastronomie eine Belebung der Innenstadt erwartet, sei klar: "Viele Händler kämpfen um ihre Existenz." Der Modehaus-Inhaber macht sich ernstlich Sorgen um Betriebe, die vor der Corona-Krise schon "krank waren. Corona könnte für sie zum Sargnagel werden." Jeder Betrieb weniger in der Heilbronner Innenstadt würde im Mosaik des gesamten Angebots fehlen und die Attraktivität Heilbronns schmälern.

 

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70 Prozent nutzen Kurzarbeit

Kurzarbeit erweist sich für den Handel als wichtiges Instrument. Gut 70 Prozent der Unternehmen haben laut einer Umfrage des baden-württembergischen Handelsverbands während der Corona-Krise entsprechende Unterstützung beantragt. "Ohne Kurzarbeit wären wir alle weg", bilanziert Wolfgang Palm.

Einzelhandels-Kollegin Eva Schnepf von Schreibwaren Seel gibt ebenfalls an, damit gut über die Runden zu kommen. Ihre Mitarbeiter arbeiten derzeit nur 50 Prozent, die Öffnungszeiten wurden etwas gekürzt. Schnepf: "Denn Umsatz und Kundschaft haben sich halbiert."

Kunden kaufen gezielter

Ihrer Beobachtung nach kommen Kunden jetzt gezielter. "Einkaufsbummel finden kaum statt." Viele Kunden seien verunsichert. "Manche leiden unter den Masken. Auch Schlange stehen schreckt ab." Eva Schnepfs Sorge gilt dem Schulanfang. 1000 Kunden am Tag sind in dieser Phase üblich - mit der Corona-Verordnung wäre dieser Andrang kaum zu vereinbaren.

 

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Keine Lustkäufe mit Maske

Maskenpflicht sei kein Beitrag zur Verkaufsförderung. "Lustkäufe fallen damit weg", ist die Erfahrung von Einzelhändler Thomas Gauß. An den Mund- und Nasenschutz im Einzelhandel werde man sich jedoch gewöhnen müssen.

Allerdings hat Gauß mit einer noch schlechteren Frequenz gerechnet: "Die Menschen fangen an, sich mit der Situation zu arrangieren und gehen wieder mehr aus dem Haus." Der Stadtinitiative-Vorsitzende erwartet als Folge der Corona-Pandemie eine "kleine Renaissance des stationären Handels". Gauß hat den Eindruck, dass bei manchem Kunden die Bedeutung des Handels für den regionalen Wirtschaftskreislauf und die Vitalität der Innenstädte stärker ins Bewusstsein gerückt ist.

Bademoden-Saison fällt aus

Diese Erfahrung macht auch Petra Streule, Inhaberin des Wäschegeschäfts Margot Arnold in der Hafenmarktpassage: "Einige Kundinnen wollten extra nicht online bestellen, sondern haben darauf gewartet, bis wir wieder geöffnet hatten." Wer den Weg in den Laden findet, "kauft gut. Viele wollen sich jetzt etwas gönnen."

Dass bei Streule dennoch die Sorgen überwiegen, liegt daran, dass der Corona-Effekt den Umsatz mit Bademoden in den Keller getrieben hat. "Jetzt wäre die Hauptsaison." Doch so lange Freibäder geschlossen und die Urlaubsaussichten noch ungewiss sind, kauft niemand einen neuen Badeanzug.

 

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Kommentare

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Mario Hommel am 15.05.2020 13:16 Uhr

Leipizig Flughafen, Frau Kramp-Karrenbauer steht in einem "Rudel" Journalisten - selbstverständlich ohne Maske, Maulkorb oder wie immer sie es nennen wollen - und lässt sich medienwirksam bei der Ankunft von chinesischen Masken inszenieren. Gut, der Wein fehlte.

...ähm, noch mal zurück nach Heilbronn: aus welchem Grund sind SIE eigentlich so nahe an das RUDEL herangetreten das sie erkennen konnten dass um 13 Uhr bereits WEIN getrunken wurde? zwinkern)

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Gerd Hofmann am 15.05.2020 08:15 Uhr

Donnerstagmittag, 13 Uhr: Beim ital. Imbiss gegenüber der Peter-und-Paul-Kirche steht ein Dutzend Menschen zum Weintrinken eng zusammen, kein einziger trägt eine Maske, Halstuch oder Schal.
Prost.

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